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Ein gläsernes „Nichts“ für Mozart

STIFTUNG MOZARTEUM / UMBAU 

23/09/20 Vorschusslorbeer für zeitgenössische Architektur? Das künftige Foyer zum Großen Saal hat schon als Modell das Zeug zum Lieblingsplatz. Ein gläsernes „Nichts“ wird Konzert- und Verwaltungstrakt der Stiftung Mozarteum künftig verbinden. Zudem werden sich bei Veranstaltungen Durchgänge öffnen zwischen Schwarzstraße, Bastionsgarten, Heckentheater und Mirabellgarten.

Von Heidemarie Klabacher

Fast ein wehmütig denkt man in diesen abständig-sicheren Covid-Tagen zurück an das Gedränge im Pausenfoyer des Mozarteums. Die Schlange der Prosecco-Durstigen wand sich geschmeidig durch die Menge der Luft-Suchenden. Diese strebten durch eine enzige Glastür hinaus in den Bastionsgarten, während andere, ein von der Frischluft entfachtes Verlangen nach Lachsbrötchen verspürend, so vornehm wie zielstrebig zurückdrängten... Für den originalen Makart über dem Buffet hatte kaum wer ein Auge übrig, galt es doch, Kaffee mit Schlag weder zu verschütten, noch draufgeschüttet zu bekommen. Tatsächlich ist der heutige Pausenraum ein Provisorium seit 1914. Die Originalpläne des Münchner Architekten Richard Berndl weisen gar kein Pausenfoyer auf! Das war heute Mittwoch (23.9.) bei der Präsentation der am 8. September offiziell per Bauverhandlungsbescheid genehmigten Umbaupläne zu erfahren. Inzwischen ist ein kleiner Bagger aufgefahren. Die Stiftung Mozarteum befindet sich im Umbau.

Die ständige Bereitschaft zur inneren Veränderung gehöre untrennbar zum Selbstverständnis der Internationalen Stiftung Mozarteum, erinnerte Präsident Johannes Erlenburg. Die Umbaupläne freilich treffen ins Herz, gingen an ein Kern-Esset: „Das Mozarteum.“ Der Große Saal und das Verwaltungs- bzw. ehemalige Schulgebäude sind ja zwei baulich eigenständige „Solitäre“. Dem Architektenduo Maria Flöckner und Hermann Schnell ist es darum gegangen, „eine Verbindung zwischen den Gebäuden zu finden, ohne diese Fuge zu füllen und ohne den beiden Gebäuden ihre Eigenständigkeit zu nehmen“.

Eine Glasbrücke wird das Große Foyer mit dem – bislang Konzertgästen vorbehaltenen - Bastionsgarten hinter dem Großen Saal und in weiterer Folge mit dem Mirabellgarten und dem Heckentheater verbinden. (Auch das, in die Zuständigkeit der Stadt Salzburg und des Stadtgartenamtes, nicht der Stiftung Mozarteum!, fallende Heckentheater soll im Rahmen des Gesamtprojektes als einziges Heckentheater nördlich der Alpen in seinen Originalzustand rückgeführt werden. Durch die Anbindung an den Großen Saal soll auch im Heckenteater zeitgemäßer Veranstaltungsbetrieb möglich werden ).

Die Bau-Simulationen sind überzeugend. Gut sieben Meter hoch werde der Glasbau, das künftige Pausenfoyer sein. Für moderne Klimatechnik im Glashaus wurde vorgesorgt. Eine ganz neue Rolle spielen wird der Raum darunter, der momentan für gar nichts nutzbare Innenhof, Fahrradpark- und Schrottplatz. „Eine Ansammlung von Mülltonnen“, wie Tobias Debuch, Kaufmännischer Geschäftsführer der Stiftung Mozarteum Salzburg, einwirft. Auch der Brunnen, quasi an der alten Befestigungsmauer, werde wieder zur Geltung kommen. Das spielt sich quasi ebenerdig auf Straßenniveau ab. Ein neues Stiegenhaus und ein neuer Lift mit acht Ausgängen innerhalb des Verwaltungsgebäudes werde den gesamten Veranstaltungs-Komplex barrierefrei zugänglich machen.

Der Zeitrahmen? Gebaut wird ab sofort. Für Mai/Juni 2022 ist die Neueröffnung geplant. Der Konzertbetrieb im Großen Saal wird nach Ende der Mozartwoche 2021 eingestellt. Die Baubetrieb wird aber unterbrochen für die Mozartwoche und für die Salzburger Festspiele 2021 sowie für die Mozartwoche 2022. „Ein mutiger Zeitplan“, wie Stiftungspräsident Hongsig-Erlenburg betont.

Die Finanzierung ist gesichert, die Rede ist von 9,3 Millionen Euro, inklusive einer Zusage des Bundes. Das finanziert den Kernumbau. Tatsächlich geht es bei dem Gesamtprojekt nicht nur um den Einbau eines zeitgemäßen Pausenfoyers, sondern auch um Erneuerungen im Großen Saal, dessen Infrastruktur seit 1914 nicht erneuert worden ist.

Für diese zusätzlichen Kosten (mobile Bestuhlung, Beleuchtung, Zugang zur Wartung und Reinigung der Orgel, Erneuerung der Künstlerzimmer...) hat die Stiftung die Baustein-Aktion „Mein Stein für Mozart“ gestartet. Ganz ähnlich, aus traditionellem Untersberger Marmor, wie der Baustein anno 1914, ist der Baustein 2020 – nur mit transparentem Kern. Ein Gutteil der limitiert aufgelegten Bausteine à 1000 Euro sei bereits vergeben worden, so Präsident Honsig-Erlenburg. Man hoffe, durch Sammlung unter Freunden eine weitere Million Euro („Gerne auch mehr“) für die dringend notwendige Revitalisierung aufzubringen.

Zur Bausteinaktion „Mein Stein für Mozart“ - www.mozarteum.at
Bilder: ISM/podpod floecknerschnoell (1); dpk-klaba (3); ISM (1)

 

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