Ein Herz für Hasen ist kein Hasenherz

ART&ANTIQUE / RESIDENZ

08/04/22 Wer noch immer keinen Walde hängen hat und doch endlich strahlendes Schneeweiß und tiefes Himmelsblau ins Wohnzimmer kriegen will, hat wieder die Chance: „In die Tiroler Bergwelt entführt Kunsthandel Freller mit seinen Schwerpunkten zur Kunst von Alfons Walde und Albin Egger Lienz.“ Bist 18. April geöffnet – die Kunstmesse Art&Antique.

Von Heidemarie Klabacher

Nach zwei Jahren Zwangspause sind wieder namhafte Kunsthändler mit ihren Kostbarkeiten in die Prunkräume der Residenz eingezogen. Der Name hat sich mit den Jahren geändert, aus der Kunst- und Antiquitätenmesse wurde Art&Antique. Zum 45. Mal steigt die jedenfalls die Schau. Erstmals dabei sind die Münchnerin Ira Stehmann mit zeitgenössischer Kunst (Schwerpunkt Fotografie) und die Wienerin Dorothea Apovnik mit Gemälden vom 14. bis zum 19. Jahrhundert.

Es geht aber auch ganz Salzburgisch mit Beziehungs-Fäden nach München, Linz und Wien: Einen Sonnigen Wintertag aus dem Schaffen des Landschaftsmalers Alfred Poell – Öl auf Holz aus 1919 – hat Kunsthandel Runge in die Residenz gebracht.

Der Arztsohn aus Salzburg (1867 bis 1929) studierte Medizin in Innsbruck und Malerei in München, praktizierte ab 1896 als Frauenarzt in Linz und gründete mit anderen die Linzer Künstler-Vereinigung Der Ring. 1913 wurde Alfred Poell Mitglied der Wiener Secession.

Auch Friedrich Eigner, Jahrgang 1948, ist ein Salzburger. Auch dieser Zeitgenosse kam über Umwege – halt nicht Medizin sondern Philosophie – zur Malerei. 1985 soll ihn der Literat und Kritiker Hans Weigel entdeckt und nach Wien geholt haben. Kunsthandel Michael Kraut widmet dem inzwischen in Italien ansässigen Künstler in der Residenz eine Sonderschau mit Arbeiten von der oberen Adria, darunter ein Golf von Triest aus 2021. Ebenfalls an Küsten und Gestade führt die Galerie Martin Suppan mit Werken des österreichischen Stimmungsimpressionisten Alfred Zoff.

Richtung Ostern soll Religiöses natürlich nicht fehlen. Auch wenn die Skulptur mit 109,5 Zentimetern Höhe nicht allzu groß ist, sollte das Wohnzimmer nicht allzu zu klein sein für die Aura des ausdrucksstarken vermutlich aus Katalonien stammenden Corpus Christi. Es ist ein gekreuzigter Christus aber ohne Kreuz, den Kolhammer & Mahringer Fine Arts ausstellen. Nicht ganz passend, da nicht zum österlichen sondern zum weihnachtlichen Festkreis gehörig, ist eine Flucht nach Ägypten um 1500 aus Lindenholz. Schauer hat die spätgotische Kostbarkeit im Angebot. Ikonen, Kunst und Musik bietet Brenske Gallery. Einen frühbarockbunten und doch handsamen Hausaltar kann man natürlich auch immer brauchen.

Das Offert von Lilly’s Contemporary Art Exclusive Antiques ist Österreichisch/Süddeutsch polychrom gefasst, blattvergoldet und misst nur 106x54x22 Zentimeter. Ausreichend Platz zur Entfaltung der Wirkung sollte aber schon vorhanden sein. Sonst wär's schade drum. Es hat ganz früher mal Spielzeug-Messgeschirr (Kelch, Patene und alles was der Priester halt so braucht) für Kinder (vermutlich nur für die Knaben) gegeben. Sieht man gelegentlich noch im Spielzeugmuseum. Würde gut dazu passen...

Dem Nötscher Kreis widmet sich die Galerie Magnet aus Kärnten: Zu dieser Künstlerbewegung zählen etwa Sebastian Isepp, Franz Wiegele, Anton Kolig und Anton Mahringer. Neben der Münchnerin Galeristin Ira Stehmann, die mit zeitgenössischer Kunst und einem Schwerpunkt Fotografie erstmals in der Residenz bei Art&Antique vertreten ist, zeigt auch die Galerie Ruberl Fotokunst: Dort heißt es Alles Marlene. Die Künstlerin Irene Andessner widmet sich im Zuge ihres langjährigen Rollen-Projektes in aktuellen Arbeiten dem Filmstar Marlene Dietrich.

Eine Goldene Brosche in Form eines Kükens hat Pintar Schmuck und Silber des 20. Jahrhunderts im Angebot. War die Brosche aus den 1980ern, signiert von Hammerman Brothers, nicht schon mal zu sehen? Vielleicht doch lieber Hasen? Dieses Medaillon – „Graviertes Bergkristall, sogenanntes essex christall, in feiner Montage Silber auf Gold 4ct, Altschliff Diamanten Perlen“ – entstand um 1900 ist 6,4 Zentimeter hoch und beim Salzburger Anbieter Ulf Englich/Inh. Franz Wagner erhältlich. Auf immerhin auf stolze 31,3 Zentimeter in der Höhe, bei einem Preis von 9.600 Euro (Preise sind selten einfach so ausgeschrieben, zu fragen traut man sich nicht recht), kommt der ausdrucksstarke Vogel Pulcino, geschaffen anno 1961 von Alessandro Pianon aus Muranoglas.

www.artantique-residenz.at
Bilder: www.artantique-residenz.at / Ulf Englich Inh. Franz Wagner; Runge Kunsthandel; Kolhammer & Mahringer Fine Arts; Galerie Ruberl Wien; Kovacek Spiegelgasse Gemälde Glas