Es ist gut, Museum oder Hund zu sein

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

15/07/22 Vielleicht setzen wir uns ja jetzt dem Vorwurf aus, der Kultur Feind zu sein – aber wir sehen auch im Umgang mit Kindern eine gar nicht so unwesentliche Form kulturellen Zusammenlebens. Da wurde also am Donnerstag (14.7.) im Stadtsenat beschlossen, den Kindergarten in der Salzburger Griesgasse zuzusperren. Vorerst für ein Jahr – vielleicht für immer, was manche auch argwöhnen.

Jüngst erst wurden die neuen Pläne für die Salzburger Belvedere-Niederlassung hinausposaunt, wenige Tage zuvor ging's um die Baumaßnahmen innerhalb des Festspielbezirks. Letztere sind freilich absolut notwendig, und eine Dependence der Bundesmuseen in Salzburg ist eine nette Sache. Auch wenn man, die Altstadt überblickend, durchaus finden könnte dass der Anteil an Museums- und Souveniershop-Fläche gegenüber jener zu Geschäften des täglichen Bedarfs nicht wirklich ausgewogen ist.

Für Museen und Festspiel-Bauvorhaben stehen jedenfalls Millionen zur Verfügung. Für einen Mini-Kindergarten sieht die Sache schon anders aus: In jenem in der Griesgasse sind derzeit nur 26 Kinder eingeschrieben. Außerdem habe es – so Ressortchef Vizebürgermeister Bernhard Auinger in der Sitzung – fürs kommende Jahr nur sieben Neuanmeldungen gegeben. Die ÖVP wäre übrigens dafür gewesen, den Kindergarten offen zu halten, die SPÖ ist bemerkenswerterweise dagegen.

Die Causa Kindergarten Griesgasse spiegelt freilich die reale Situation in der Altstadt. Hier haben nur mehr ganz wenige Menschen ihren Wohnsitz. Die 11.000 hier Beschäftigten pendeln ein. Sie geben ihre Kinder in den Einrichtungen der umliegenden Schlaf-Gemeinden ab. Im Grunde haben hier, zwischen Mülln und Landesgericht, zwischen Salzach und Mönchsberg-Felswand, Kinder ebensowenig zu suchen wie Einheimische. Was sollten sie hier auch finden, im Gewimmel der Touristen? Auf diese vor allem zielt die Infrastruktur in der Innenstadt ja ab.

Noch ein nettes Apercu: In derselben Sitzung des Stadtsenats waren in der Stadt Salzburg behördlich abgenommene Hunde ein Thema. Die Tierheime in der Stadt sind voll, also kommen sie künftig ins Gut Aiderbichl. „Auf Gut Aiderbichl in Henndorf stehen für Hunde knapp 3,5 Hektar Bewegungsflächen zur Verfügung. Ein zweistöckiges Gebäude soll nun zum 'Hundehaus' mit Notaufnahme (Nacht, Sonn- und Feiertag), Quarantäne- und Behandlungszimmer sowie einem Kennenlern-Raum zur Weitervermittlung umgestaltet werden“, meldet die Stadt. 70.000 Euro stellt man dafür zur Verfügung.

Es ist gut, Museum und Hund zu sein in Salzburg. Kind vielleicht weniger.