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Letzte Menschen und erste Bühnenbilder

GALERIE ALTNÖDER / ALFRED KUBIN, EMMY HAESELE

18/04/14 Die letzten Menschen: Eva gibt sich sehr freizügig, auch Adam hält es sichtlich nicht so sehr mit dem Ernst des Lebens. Und die Schlange? Sie ist in die Figur eines kleinen Wichts mit Narrenkappe geschlüpft. Wann Alfred Kubin dieses Blatt gezeichnet hat, lässt sich nicht eruieren. Jedenfalls war der Begriff „Spaßgesellschaft“ damals gewiss noch nicht erfunden.

Von Reinhard Kriechbaum

Aber lustig geht bekanntlich die Welt zugrunde. Wenigstens scheint der Mond über dem gar so lustigen Paar. Sonst täte man ja vielleicht gar nicht auf die Idee kommen, dass es von Alfred Kubin, dem großen Albträumer in der österreichischen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts ist. Gleich fünf der für ihn typischen Blätter vom Beginn des Jahrhunderts – die eben für Kubins (Alb)Traum-Phase stehen – hat Ferdinand Altnöder für eine imponierende Schau zusammengetragen. „Blätter, die man gerne haben möchte“, sagt der Galerist – und die roten Punkte geben ihm recht: Alle fünf Blätter sind schon verkauft. „Höchstens ein Mal pro Jahr kommt sonst eine Arbeit aus dieser Zeit auf den Markt“, erklärt Altnöder.

Das Herz des Salzburger Galeristen schlägt schon seit einem Vierteljahrhundert für Kubin, er ist eingefuchst ins Thema. Beileibe nicht alles, was er für die Ausstellung jetzt ergattert hat, wird auch verkauft. In einer kleinen Vitrine sind Pretiosen zu sehen, die Altnöder für sich behält. Etwa die allererste Temperazeichnung des Künstlers, die sich in einem Poesiealbum erhalten hat. Auch seine vorletzte Arbeit aus dem Jahr 1957, „Der letzte altösterreichische Hofrat“, die er als Achtzigjähriger angefertigt hat, kommt nicht in den Verkauf. „Ich habe auch Kubins Adressbuch“, verrät Ferdinand Altnöder, der seit 25 Jahren auf Kubins Spuren wandelt.

110 Originalzeichnungen aus allen Schaffensperioden hat Altnöder also jetzt beisammen. Das Meiste kommt aus Privatbesitz und wird das erste Mal öffentlich gezeigt. Ein Stück österreichischer Theatergeschichte: eine Mappe mit den ersten dreißig Entwürfen zu einem Bühnenbild für das Drama „Rauhnacht” (damals hat man das Wort noch so geschrieben) von dem österreichischen Schriftsteller Richard Billinger (1890-1965). Dieses Stück wurde 1931 an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt, unter der Regie von Otto Falckenberg mit Schauspielern wie Käthe Gold und Ewald Balser. Der Autor erhielt für diese wüste Geschichte, in der sich allerlei Perchtenfiguren tummeln, 1932 den Kleist-Preis. Kubin hatte schon Jahre zuvor, 1925 einen fünf Meter langen Bildstreifen zu diesem wilden, heidnisch-christlichen Thema gezeichnet hatte. Die Bühnenbild-, zugleich Kostümentwürfe werden das erste Mal gezeigt. „Schade, dass kein Theatermuseum ein entsprechendes Ankaufsbudget hat“, bedauert Altnöder. Er will die Mappe natürlich als Ganzes verkauft wissen möchte,

In der Ausstellung sind auch Blätter von Emmy Haesele (1894-1987) vertreten. Ihr Nachlass wird von der Galerie Altnöder betreut, und Ferdinand Altnöder war es, der im Zuge seiner beschäftigung mit Kubin aufgedeckt hat, dass diese Künstlerin für Kubin weit mehr war als Kollegin.

Bis 21. Juni in der Galerie Altnöder. Zur Ausstellung erscheint Mitte Mai ein reich illustrierter Katalog, der sich u.a. mit der „Rauhnacht”, mit Notizen zu Kubin im 3. Reich und mit letzten Briefen an Kubin befasst. – www.galerie-altnoeder.com
Bilder: Galerie Altnöder /Eberhard Spangenberg, München/VBK Wien

 

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