Und der Vorhang geht auf

WINTERFEST 2014

17/10/14 „Heute beginnt der Vorverkauf. In zwei Wochen bauen wir die kleine Zeltstadt im Volksgarten auf. In gut fünf Wochen ist Premiere.“ Das Team des Österreichweit größten Festivals für zeitgenössische Zirkuskunst hat gemeinsam das „Winterfest 2014“ präsentiert - und arbeitet weiter engagiert und motiviert an der Umsetzung der Pläne seines tragisch verunglückten Prinzipals und Intendanten Georg Daxner.

Von Heidemarie Klabacher

„Die Trauer ist groß. Aber zu keiner Sekunde dachte jemand daran, das Winterfest nicht fortzusetzen. Keine Sekunde lang war das Festival in Gefahr. Und Georg Daxner war keiner, der gewollt hätte, dass das Winterfest, das er so geliebt hat, zu einer Trauerfeier wird.“ Das sagte Reinhold Tritscher, der Vorstand des Vereins Winterfest, heute Freitag (17.10.) bei der Programmpräsentation in „Das Kino“.

Das Team des Winterfests sei nach dem ersten Schock über den Tod Georg Daxners bei aller Trauer sofort „voll aktiv geworden“ um die GmbH, die hinter dem Festival stehe, ihrerseits wieder „voll aktiv zu machen“. Zur interimistischen Geschäftsführerin des Winterfests wurde die Eventmanagerin Susanne Tiefenbacher, bekannt etwa vom Forum Andräviertel, bestellt. „Hier sind Profis am Werk, die die Sache zutiefst engagiert und motiviert und menschlich umsetzten“, sagte Susanne Tiefenbacher. Sie werde sich um die kaufmännischen und organisatorischen Belange kümmern. „Georgs Programmvorschläge reichen für viele Jahre.“ Wie es nach 2014 weitergehen werde, werde in aller Ruhe besprochen werden.

Caroline Stolpe, eine enge Mitarbeiterin von Georg Daxner, hat das Programm 2014 präsentiert. „Das Winterfest 2014 bringt wieder eine stimmige Mischung unterschiedlichster Positionen zeitgenössischer Zirkuskunst. Jedes Stück ist ganz eigen, die Produktionen lassen sich nicht miteinander vergleichen. Darum wünschen wir uns so sehr, dass sich möglichst viele Menschen möglichst alle Produktionen anschauen.“ Aus diesem Grunde sei auch der „Zirkuspass“ für die drei Hauptproduktionen als günstigste Kartenvariante aufgelegt worden. Insgesamt 32.000 Karten warten heuer auf ebenso viele Fans des zeitgenössischen Zirkus. Der Vorverkauf hat heute Freitag (17.10.) begonnen. Von 25. November bis 6. Jänner zeigen internationale Compagnien, was „Nouveau Cirque“ sein kann.

Drei Gruppen aus Frankreich kommen dieses Jahr mit ihren eigenen Zirkuszelten angereist. Ein Miniaturzelt auf Rädern ist ebenfalls wieder einmal ein Schauplatz für größte Zirkuskunst auf kleinstem Raum. Im Spiegelzelt, das Georg Daxner so ganz besonders geliebt hat, wird wieder musiziert und getanzt. Zum ersten Mal ist heuer „Das Kino“ ein Schauplatz des Winterfestes – nicht als Manege, sondern in seiner klassischen Funktion: Fünf Jahre lang hat der mexikanische Regisseur Horacio Alcalá zeitgenössische Zircuskünstlerinnen und –künstler rund um den Globus begleitet, darunter auch zwei Akrobaten von Cie Akoreacro, die dieses Jahr mit ihrer neuen Produktion beim Winterfest gastieren. Der Dokumentarfilm „Grazing the Sky“ erzählt von den Motiven und Zielen, Ängsten und Träumen von insgesamt acht Artistinnen und Artisten an verschiedenen Stationen ihrer Laufbahn. Der Film wird von 8. bis 31. Dezember insgesamt 23 Mal in „Das Kino“ gezeigt.

Die Truppe „Cie Akoreacro“ eröffnet am 25. November das Winterfest 2014 mit ihrer neuen Produktion „Klaxon“, in der sie, so Caroline Stolpe, auf verblüffende Weise Akrobatik und live Musik verbinden. Am 2. Dezember folgt die Premiere des „Cirque Aïtal“. Das ist eine sehr kleine Compganie. Genauer gesagt, ein Hand-zu-Hand-Duo, das aus einem riesengroßen gutmütigen Koloss und einer kleinen zierlichen Artistin besteht: Kati und Victor, beruflich und privat ein Paar, geben in ihrem Stück „Pour le meilleur et pour le pire“ einen intimen und humorvollen Einblick in die Höhen und Tiefen ihres Circus- und Liebeslebens.

Gleich zwei Truppen haben sich für die dritte Winterfest-Produktion zusammengetan: der „Cirque Trottola“ und das „Petit Théâtre Baraque“ präsentieren gemeinsam ab 28. November das Stück „Matamore“: „Das ist das außergewöhnlichste Stück dieses Winterfestes. Das Stück, das Georg Daxner am meisten am Herzen lag, denn es zeigt am stärksten, was zeitgenössischer Zirkus derzeit zu bieten hat“, so Caroline Stolpe. Ein ausgedienter Torero, ein rothaariger Pierrot, schwarze und weiße Clowns begegnen – und sekkieren einander bis aufs Blut. „Matamore“ sei eine circensische Hommage an das italienische Jahrmarkttheater des 15. Jahrhunderts. Die Manege wird zur Stierkampfarena und das Publikum schaut von der steilen Tribüne hinunter auf die Kämpfer.

„Siete“ - also ganz einfach „Sieben“ auf Spanisch - ist der Titel der Zirkus-Miniaturen, die die spanische Truppe „ymedioteatro“ in den Volksgarten bringen wird: „Siete“ ist wörtlich zu nehemen: 7 Quadratmeter. 3 Puppenspielerinnen. 2 mal 10 Minuten. Das andalusische Theaterensemble spielt in 260 Aufführungen (!) in einem barock ausgestatteten Lastwagen auf eben sieben Quadratmetern für jeweils 15 Personen ganz ohne Worte je zwei Stücke von zehn Minuten.

Das Winterfest 2014 von 25. November 2014 bis 6. Jänner 2015 - www.winterfest.at
Bilder: Winterfest/Philippe Laurençon; L.A. Barajas; Christophe Raynaud de Lage;Niels Benoist