Dörrbadl, Lok-Remise, Bahnhofsklo

SALZBURGER FREILICHTMUSEUM GROSSGMAIN

26/03/15 Neue Attraktionen sind das „Dörrbadl“ und die „Ötzschlaghütte“, eine Lungauer Jagdhütte aus dem Jahr 1928. Noch in Arbeit sind die Lok-Remise und das historische Bahnhofsklo. Mit dem beliebten Ostermarkt wird am Samstag (28.3.) die Saison in Großgmain eröffnet: Das Salzburger Freilichtmuseum wird 2015 an exakt 200 Tagen geöffnet haben.

Von Heidemarie Klabacher

Der Frühjahrsputz an Gebäuden und Exponaten, an Wegen, Zäunen und Bänken begann in Großgmain bereits im Februar. Bahntrasse, Lokomotiven und Waggons sind inzwischen ebenso überprüft worden, wie etwa die Geräte des Erlebnisspielplatzes.

„Badl“ oder „Dörrbadl“ wird der gemauerte Bau aus dem 19. Jahrhundert genannt. Gestanden ist das Badl beim Gruberbauern in Thalgau. Es war - und ist natürlich wieder - ein Ofen zum Dörren von Obst: „Das Dörren war in Zeiten ohne Gefriertruhe eine der wichtigsten Methoden, Lebensmittel für den Winter haltbar zu machen. Beim Gruberbauern wurden vor allem Moos- und Speckbirnen, die dann im Winter für Kletzenbrot Verwendung fanden, sowie Zwetschken gedörrt.“ Zwetschken mussten beispielsweise zwei Tage und eine Nacht im eingeheizten Dörrbadl trocknen, damit sie über längere Zeit haltbar waren.“

Die „Ötzschlaghütte“ wurde bis Mitte der 1990er-Jahre von Berufsjägern als Jagdhütte  genützt. „Im Inneren befanden sich ein kleiner Ofen, ein Tisch, ein Kästchen und einige Regalbretter in der Hütte. Auf dem nur von außen über eine Leiter erreichbaren Dachboden gab es zwei Holzpritschen mit Strohsäcken als Matratzen“, kann man auf der website nachlesen. 

In der Nähe des Museumseingangs gleich neben dem Bahnhof Flachgau befindet sich die derzeit wichtigste Baustelle des Museums: „Hier wird eine mehr als hundert Jahre alte Lokomotiv-Remise der ÖBB wiedererrichtet. Der mit Ziegeln ausgefachte Holzständerbau stand seit etwa 1905 in Böckstein beim Nordportal des Tauerntunnels und diente als Remise für verschiedene Lokomotiven. Aufbau und Innenausbau werden heuer abgeschlossen.“

2016 soll alles fertig sein, und dann wird die Lok-Remise auch als solche genutzt: „Sie wird die Lokomotive Nummer 1 der ehemaligen Zahnradbahn auf den Gaisberg aufnehmen und erinnert damit an die kurze Epoche und das leider viel zu frühe Ende dieses Verkehrsmittels.“ Auch ein originaler Personenwaggon der Gaisbergbahn soll ausgestellt werden. Derzeit verhandelt man mit dem Eigentümer, dem Technischen Museum in Wien. Das Bahnhofsviertel soll auch ein historisches „Örtchen“ bekommen, eine Bahnhofs-Toilette aus Böckstein. Sie stammt wie die Remise aus den Anfangstagen der Tauernbahn. „Das hölzerne Plumpsklo inklusive Graffitis in Kurrentschrift stellt ein interessantes Relikt der Alltagskultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts dar.“

Je mehr Museumsobjekte, desto größer der Arbeitsumfang: Was die Besucherinnen und Besucher freut, bedeutet für die Handwerker des Museums einen ständig wachsenden Betreuungsaufwand. Das Abkehren aller Legschindeldächer beispielsweise ist eine jener vielen jährlich wiederkehrenden Routinetätigkeiten, die von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Hölzerne Dachschindeln haben darüber hinaus ein Ablaufdatum, das heißt, die Bauten mit Holzschindeldächern müssen nach und nach neu eingedeckt werden.

Heuer etwa wird das älteste Bauwerk des Museums, der Lungauer Hauserlstadel aus dem Jahr 1442, neu eingedeckt. Eine frische Bedeckung erhält auch die Holzknechthütte, früher eine temporäre Behausung für Waldarbeiter: Sie erhält ein neues Rindendach.

An vielen Museumsbauten nage, so war beim Pressegespräch mit Landesrat Heinrich Schellhorn heute Donnerstag (16.3.) ebenfalls zu erfahren, „im wahrsten Sinne des Wortes der Zahn der Zeit“: „Die unbewohnten Häuser sind unterschiedlichen Witterungsbedingungen ausgesetzt, was die Gefahr von Schädlingsbefall mit sich bringt.“

Eine Bestandsaufnahme, die 2013 in Zusammenarbeit mit dem Holztechnikum Kuchl durchgeführt wurde, habe wenig erfreuliche Ergebnisse erbracht: Viele Gebäude erreichen auf der sechsteiligen Monitoring-Skala die Stufen „starker“ und „sehr starker“ Schädlingsbefall.

Am unlieben Werk ist der gewöhnliche „Holzwurm“, der sich durch das Holz der Häuser bohrt. „In den kommenden Jahren müssen die Gebäude nacheinander schädlingsfrei gemacht werden. Dazu wird jedes zu behandelnde Gebäude zunächst komplett in Folien verpackt und anschließend bis zu 72 Stunden mit Sulfurylfluorid-Gas behandelt, eine Methode, die international bei historischen denkmalgeschützten Gebäuden angewendet wird.“ 2014 wurden ein Haus im Flachgau und alle Gebäude im Lungauer Bereich schädlingsfrei gemacht. Heuer werden die zwei Pongauer Hofgruppen, insgesamt elf Gebäude, behandelt. Die Kosten belaufen sich auf etwa 50.000 Euro. Finanzielle Unterstützung erfährt das Projekt durch die Sektion Kultur des Bundeskanzleramts und die Firma Kaindl.

Besonders beliebt seien die Veranstaltungen vom Maibaumaufstellen über das Oldtimer-Traktorentreffen bis hin zum Schmankerltag „Holzknechtmuas und Stinkerknödel“: Hier werden traditionelle Speisen, die in den Küchen der Museumshäuser teilweise am offenen Herdfeuer zubereitet werden, verkosten werden. Mit den in der heurigen Saison stattfindenden 17 Veranstaltungen mit aufwändigen Vorbereitungs- und Rückbauarbeiten , stoße das Museum inzwischen an seine infrastrukturellen Grenzen.

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Bilder: www.freilichtmuseum.com