Inzwischen

DIALOGE FESTIVAL / EINKLANG FREIER WESEN / NAMES

21/11/19 Im Rahmen der DIALOGE verschränkt Ensemble NAMES am 23. November die Räumlichkeit des Museums der Moderne mit der Klangzeit dreier zeitgenössischer Kompositionen von Georg Friedrich Haas, Gérard Grisey und Alexander Bauer.

Von Franz Jäger-Waldau

Der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas bezog seine Komposition ... Einklang freierWesen ... (ein Hölderlin-Zitat) auf den Begriff des „Solistenensembles“. Darin erklingen zehn selbständige und in ihren Stimmverläufen voneinander unabhängige Einzelstücke, die in ihrer Vernetzung wiederum ein Ensemblestück ergeben, ein Einklang zehn freier Wesen also.

Die Musiker des Ensembles NAMES werden sich mit dem Publikum durch das Museum der Moderne Salzburg bewegen und sich in einzelnen Ausstellungsräumen aufteilen. Die Zuhörer haben die Möglichkeit, durch eigenwillige Bewegung Georg Friedrich Haas Komposition individuell wahrzunehmen, als Solostücke, in immer neuen Verbindungen verschiedener Solostücke, bis zum Ensemblestück, das aus unterschiedlichen Räumen zu einem Gesamtraum zusammenklingt.

In Gérard Griseys 1986 komponiertem Werk Talea für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier schafft das Ensemble im gemeinsamen Spiel starke dynamische Gestalten von kurzer Dauer. In der für seine Tonsprache typischen Vermittlung von Gegensätzen gleicht Grisey die zunächst starken Kontraste zwischen den schroffen Zusammenklängen aller Instrumente und den linearen Einzelverläufen zu gemeinsamen harmonischen Texturen aus. Talea, vom altfranzösischen Wort „taille“ für Abschnitt, wird ein rhythmisches Modell genannt, das in Abstimmung auf die Strophenform des gesungenen Textes im Verlauf der Komposition beständig wiederholt wird, wobei sich die Tonhöhen verändern. In Talea lösen sich die fünf Instrumente in den zehn von Mal zu Mal länger werdenden Tutti-Abschnitten zunehmend voneinander, bis sich nach einer letzten gemeinsamen, bedrohlich wirkenden Aktion am Ende ein Violinsolo absetzt.

Music for a large, open space ist eine kollektive Schöpfung von NAMES in Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Organisten AlexanderBauer. Jener übernimmt darin die Grundkonstellation des Stücks In a large, open space (1994) des US-Amerikaners James Tenney. Als ersten Schritt erstellt er ein Tape, über dessen Klangereignisse die MusikerInnen einzeln im Studio improvisieren. Bei der Aufführung erklingen dann sowohl dieses improvisatorisch angereicherte Tape als auch die Live-Improvisationen der MusikerInnen – als kollektive, aus dem Moment heraus entstehende Komposition über eine in Einzelschritten, aber dennoch gemeinsam entwickelte Vorlage. „Es geht um die Schichtung des Gleichen, aber zugleich auch elektronisch Veränderten“, erklärt Bauer: „Das Tape ist eine Stütze im akustischen Raum für das, was dann live an Neuem passiert.“

NAMES – New Art and Music Ensemble Salzburg, bestehend aus Marina Iglesias Gonzalo, Marco Sala, Stefan Konzett, Anna Lindenbaum, Leo Morello, Spela Mastnak, Matthias Leboucher, Alexander Bauer und Armando Merino und deren Instrumenten, ist ein Ensemble für zeitgenössische Musik, das 2014 gegründet wurde. Das Ensemble ist bemüht, neben der „reinen“ Konzerttätigkeit auch andere Formen zeitgenössischen Kunstschaffens in seine Programmezu integrieren und arbeitet deswegen mit KünstlerInnen aus den unterschiedlichsten Sparten zusammen.

Dialoge Festival von 22. November bis 1. Dezember - www.dialoge-festival.at
Bild: www.names-ensemble.com
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