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Ein Kauderwelsch, das Bände spricht

ARGE KULTUR / GARISH / KOMM SCHWARZER KATER

20/03/17„Komm schwarzer Kater, Zeit für Musik. Hinauf auf die Schulter, trotz Allergie...“ Sie scheuen nicht Götter und nicht Gespenster. Abgründe schrecken sie nicht. Ironie ist ihnen nicht fremd. „Apoll sitzt bei ihnen im Wagen und rührt sich nicht.“ Und auch Jupiter und Mars sind so gar nicht froh: „Sag, muss ich das verstehen?“

Von Heidemarie Klabacher

Nein. Muss man nicht. Es reicht voll und ganz, die alten und vor allem die neuen Lieder der Kultband Garish zu genießen. Mit ihrer neuen Einspielung „Komm, schwarzer Kater“ machten Kurt Grath, Markus Perner, Thomas Jarmer und Julian Schneeberger – also Garish – am Freitag (17.3.) in der ARGEkultur Station.

„Ein Satz von Mund zu Mund nimmt seinen Lauf und du wartest auf Applaus, nur es sieht nicht danach aus“, heißt es im Lied „Auf den Dächern“, ein Klassiker, der immer mehr klingt, als hätten direkte Nachfahren von Leonhard Cohen ihn geschrieben. Auf die Einleitungstakte der akustischen Gitarre könnte es auch heißen „Suzanne takes me down...“ Aber nein. „Fälscher, Blender, mieser Hund, den Vollidioten heißt man dich. Und auf den Dächern sagt man sich, wer Bogart falsch zitiert hat das verdient.“ Das Schicksal des Unbekannten mag man sich nicht recht vorstellen, auch nicht jenes, das der falsche Hund denen bereitet, die die ihn da verspotten. Die Begleitung sanft, das Keyboard melancholisch, virtuos in bester Liedermacher-Manier gezupft die Gitarre... Ein Klassiker eben. Nummern aus den Alben „Wenn dir das meine Liebe nicht beweist“ aus 2010 oder „Trumpf“ aus 2014 und aus dem neuen, dem bereits siebten, Studioalbum „Komm Schwarzer Kater“ standen auf dem Programm „DER österreichischen Band in Sachen deutschsprachiger Indie-Pop“.

Mit Lebenshilfe und Schlagerglück haben sie es zum Glück nicht so recht. So folgt etwa in „Nonstop unter Strom“ auf den guten Rat „Du musst raus aus deiner Haut“ ein hilfreiches „naja und sowieso...“ Bevor es zu schwer, pathetisch oder idyllisch wird, schalten Garish bei Text und Musik immer rechtzeitig Ironie oder harmonische-rhythmische Kehrtwendungen dazwischen. Die immer wieder überraschenden Brüche in der (musikalischen) Stimmung oder der „Story“ der jeweiligen Nummern von Garish sind wohltuend und machen gerade Vielschichtigkeit Qualität aus.

Die immer wieder an Minimalmusic erinnernden Klänge mit gleichbleibenden oder nur leicht variierten Akkordfolgen sind suggestiv wirksam, lassen abheben wegdriften, auch wenn die Musik „härter“ wird, wie etwa in „Matador“: „Schwarz und weiß, wie in der Zeitung“ ist bei Garish gar nichts, weder Musik, noch Text. Die „Lyrics“ von Thomas Jarmer sind tatsächlich in der Lyrik anzusiedeln, vielleicht irgendwo bei der konkreten Poesie. Auch hier verstärken häufige Wiederholungen einzelner Sätze, oft auch nur einzelner Satzteile, die psychedelische Wirkung. Und helfen ganz banal beim - rein akkustisch gemeint - Text verstehen.

Denn leider galt dem Gesangspart und der Textverständlichkeit nicht die erste Sorge der Tonmeister beim live-act in der ARGE: Die Texte der neuen Nummern waren nur schwer und oft nur bruchstückhaft zu verstehen (die der alten konnte man sich ja zurecht rekonstruieren). Die Stimmen verschwammen immer wieder in den viel präziser und (abei aller Lautstärke) viel liebevoller ausgesteuerten Instrumentallinien. Schade. Kaum einmal zieht man die „Konserve“ der direkten Begegnung vor. Aber allein schon, WAS von „Komm, schwarzer Kater“ angekommen ist, entführte in schillernde Sphären zwischen beklemmender Realität, diffusem Unbehagen in der Kultur und poetischem Tagtraum.

www.garish.at
Bild: ARGEkultur/Andreas Jakwerth; Cover

 

 

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