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Sie atmen Leben in die Figuren!

REPORTAGE / MEINE STILLE NACHT / LANDESTHEATER

02/05/18 Es ist Punkt fünf Uhr am strahlend schönen Nachmittag, als die Türen geschlossen werden. Einige Personen schlüpfen noch rasch aus den sommerlichen Temperaturen herein in die kühle Atmosphäre des schwarzen Raumes. Tänzer und Sänger beenden ihre Übungen von Tanzschritten und Gesangspassagen. Mit Textbüchern bewaffnete Schauspieler finden sich ein... „Stille Nacht“ wird’s im Probenzentrum des Landestheaters in Aigen.

Von Laura Trauner

Das Salzburger Landestheater präsentierte am Montag (30.4.) die Ergebnisse der ersten intensiven Probenphase zum musikalischen Bühnenstück „Meine Stille Nacht“ im Probenzentrum in Aigen. Nachdem Regisseur Andreas Gergen und Intendant Carl Philip von Maldeghem zu Beginn dieses Jahres das Creative Team rund um John Debney in Hollywood besucht haben und ein erstes Reading des Stückes stattgefunden hat, reiste nun das gesamte Creative Team nach Salzburg, „um sich ein Bild vom derzeitigen Probenstand zu machen und den Arbeitsprozess aktiv zu unterstützen“.

Neben dem oscarnominierten Filmkomponisten Debney waren auch die Drehbuchautorin Hannah Friedman und die Songwriterin Siedah Garrett, die eng mit Michael Jackson zusammenarbeitete und den Text zu dessen Megahit „Man in the Mirror“ verfasste, bei diesem Termin anwesend: Sie wurden von Carl Philip von Maldeghem anlässlich des Jubliäums „200 Jahre Stille Nacht“ für eine Musik-Theater-Produktion engagiert.

„Wir drei waren letztes Jahr in Salzburg und haben dort Kirchen besichtigt und viel über Salzburg und natürlich über die Stille-Nacht-Verfasser Gruber und Mohr gelernt. Spannend fand ich, dass beide gesellschaftliche Außenseiter waren und etwas so Wunderbares geschaffen haben“, erzählte Hannah Friedman am Rande des Pressetermins im Gespräch mit DrehPunktKultur.

Worum wird es im Stück gehen. Keineswegs um eine kaputte Orgel und die Notwendigkeit, zur Gitarre zu greifen. Hauptprotagonist der Handlung ist der etwa dreißig-jährige Justin, der sich in der Anfangsszene in einem Kaufhaus, ohne Beziehungspartner und Zukunftsvision, einer Weihnachtsdepression ausgesetzt sieht. Als Schlüsselszene erweist sich schließlich ein Gespräch mit dem Großvater Kurt, der ihn nach dem letzten glücklichen Moment in seinem Leben fragt. Dadurch an eine Bekanntschaft mit einer österreichischen Austauschschülerin als 13-Jähriger erinnert, macht er sich auf den Weg nach Salzburg, um Elisabeth, die sich in einer Beziehung befindet und für eine Salzburger Eventorganisation arbeitet, wiederzusehen. Während Elisabeth in ihrem Umfeld immer wieder mit Kritikern ihrer kreativen Arbeit, allen voran ihrer Mutter, zu kämpfen hat, findet sie bei der gemeinsamen Arbeit an einem Weihnachtsprojekt im Amerikaner Justin einen Gleichgesinnten.

Doch nicht nur Justin und Elisabeth beginnen im Laufe des Weihnachtsprojekts eine gemeinsame Vision zu verfolgen, auch die im Zuge des Projekts zu einer Weihnachtsband formierten Kinder und Jugendlichen aus gesellschaftlichen Randgruppen beginnen durch ihre neue Aufgabe innerhalb der neuen Gemeinschaft an sich zu glauben.

Dass Mohr und Gruber in gewisser Weise gesellschaftliche Außenseiter waren, habe sie als spannend empfunden, so Hannah Friedman: „Das wollte ich auch mit der Zusammensetzung der Weihnachtsband ausdrücken: Das ist die Realität. Ich denke an Weihnachten in Amerika und Österreich ist lediglich eines unterschiedlich: die Tradition. Sonst ist Weihnachten ein Fest der Liebe.“

Besetzt werden die Rollen von Justin und Elisabeth von Dominik Hees (der bei der Präsentation von einem Kollegen aus dem Ensemble vertreten wurde) und Milica Jovanocic. Pavel Fieber (Opa Kurt) und Bettina Mönch (Baronin und Mutter Elisabeths) singen und spielen weitere Rollen. Das Castin von Jungdarstellern für die Weihnachtsband ist noch nicht ganz abgeschlossen. Neben Chor- und Balletteinlagen sind zahlreiche Kinder das Mozarteumorchester vertreten.

Das Dreiergespann aus Hollywood ist von der Besetzung begeistert. „They really breath life into the characters“, meint Hannah Friedman im Abschlussgespräch mit dem Intendanten, und wird von beiden Teamkollegen bestätigt. Auch die rhythmische Umsetzung der Liedtexte in der deutschen Fassung durch die Übersetzer Ruth und Johannes Deny wird gelobt.

Geplant ist das Familienmusical für Dezember, die offiziellen Bühnenproben starten Mitte Oktober. Für das Bühnenbild, von dem es bisher noch keinen Vorgeschmack gab, wird Momme Hinrichs von der Firma fettFilm verantwortlich sein. Dass die Darsteller noch mit Textbüchern unterwegs seien, liege, so Regisseur Gergen, an häufigen Umänderungen im Zuge des laufenden Überarbeitungsprozesses.

Premiere von Meine Stille Nacht ist am 24. November in der Felsenreitschule
Bilder: LT/Christina Baumann

 

 

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