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Ein Herz für den Aztekenkönig

LANDESTHEATER / LEOPOLDSKRON / MONTEZUMA

02/11/18 Die Barockoper wurde am Salzburger Landestheater zu Beginn der Ära Maldeghem mit schönen Produktionen gepflegt, doch mittlerweile ist sie wieder zur Rarität geworden, die man an besonderen Orten für ein kleines Publikum präsentiert. So am 31. Oktober und 2. November im Schloss Leopoldskron.

Von Gottfried Franz Kasparek

Für ganze zwei „halbszenische“ Vorstellungen von Baldassare Galuppis Dramma per Musica „Motezuma“ dient nun die „Robison-Galerie“ im dritten Stock des Schlosses als stilistisch passender, aber akustisch überforderter Raum. Der nichts mit Robinson Crusoe zu tun hat, wie etliche Vorschauen vermuten ließen, sondern eher was mit dem deutschen Filmregisseur Arthur Robison, der mit Max Reinhardt, dem Schlossherrn von 1919 bis 1938, bekannt war. Und Motezuma ist natürlich der auch im Italienischen zu Montezuma verballhornte letzte Aztekenherrschen Motēcuhzōma Xōcoyōtzin, so sein wirklicher Name.

Galuppi war ein venezianischer Maestro, dessen opernhistorische Verdienste vor allem in der Opera buffa und in der Zusammenarbeit mit Carlo Goldoni liegen, der aber auch Dutzende von Seria-Opern geschrieben hat. Das alles ist auf hohem Niveau hübsch und melodisch komponiert, erreicht aber kaum die „höheren Weihen“ des Musiktheaters. „Motezuma“ auf einen zum Beispiel auch von Vivaldi und Zingarelli vertonten Text von Vittorio Amadeo Cigna Santi ist ein spätes Stück Galuppis von 1772, uraufgeführt in Venedig, nachgespielt in Sankt Petersburg, wo der Komponist zeitweilig tätig war - und dann vergessen.

Nun aber wieder entdeckt und neu bearbeitet, wohl vor allem gekürzt von Federico Bardazzi, der als impulsiver Maestro am Pult einer famosen Barock-Abordnung des Mozarteumorchesters und einer italienischen Continuogruppe die Seele des Unternehmens ist.

Die Partitur hat rhythmische Reize und mitunter merkt man deutlich, dass Galuppi gut informiert war über die Reformbestrebungen von Kollegen wie Gluck und Jommelli. Da wetterleuchten oft „Sturm und Drang“ und Wiener Klassik. Leider lässt das dürftige Programmblatt viele Fragen offen und an deutschen Übertiteln mangelt es auch. So weit zu verstehen, geht es in Galuppis Stück weniger um die Tragödie der Eroberung Mexikos, sondern mehr um Liebesgeschichten. Gattungsgemäß steht auch nicht die Ermordung Motezumas am Ende, sondern eine glückliche Wiedervereinigung mit seiner Ehefrau nach etlichen Konflikten mit und Gefangennahmen durch den Eroberer Cortez.

Luca Ramacciotti (szenische Einrichtung), Ines Cattabriga mit farbintensiven, von aztekischer Kunst durchfluteten Videos und Alois Dollhäubl mit kleidsamen und ästhetisch gelungenen, Antikes und Barockes zitierenden Kostümen schufen für das Drama einen passenden Rahmen im Schloss Leopoldskron.

Das ganze Projekt ist eine Residenz mit dem „Ensemble San Felice“, dem Puccini-Festival von Torre del Lago, wo die Ausgrabung erstmals präsentiert wurde, und „Opera Network Firenze“, unterstützt von der EU.

Gesungen wird nach Kräften und ziemlich laut. In der Kastratenrolle des Motezuma wirkt die Mezzosopranistin Sara Cappellini Maggiore als Figur stimmig und stimmlich kompetent virtuos. Als Gattin Erismena punktet Beatrice Stella mit hellem Sopran und geschärften Höhen. Der stämmige Tenor Vladimir Reutov als jugendlich forscher Cortez singt sich die Seele aus dem Leib. Die restliche Damenrunde fügt sich gut ins Gesamtbild und eine grazile Tänzerin, Chiara Cinquini, verkörpert mit großem rotem Stoffherz sozusagen das leidende Volk. Freundlicher Applaus für einen informativen Besuch im Opernmuseum.

Montezuma – eine weitere Aufführung auf Schloss Leopoldskron heute Freitag (2.11.) – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Christina Baumann-Canaval

 

 

 

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