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Sterngucken und Watten auf der Loferer Alm

REPORTAGE / ADVENTSINGEN

06/09/19 „Die Buben haben heuer viel Karten gespielt – Watten – wie im Wirtshaus“, erzählt Gudrun Köhl-Korbuly lachend. „Die Mädchen hatten auch viel Spaß – wie immer hatten wir ein paar Heimwehkinder dabei, aber das war heuer eigentlich nicht der Rede wert.“

Aber das Watten war natürlich nicht der Grund, dass die Kinder und Jugendlichen vier Tage der letzten Ferienwoche auf der Loferer Alm verbrachten. Es sind die Hirtenkinder fürs Salzburger Adventsingen im Großen Festspielhaus. Dreizehn Mädchen und sechs Buben hatte Markus Helminger mit dem Betreuungsteam heuer auf die Auftritte im Großen Festspielhaus vorzubereiten. Dass die Mädchen so stark vertreten sind, führt er darauf zurück, dass „die Buben mit Sport sehr beschäftigt sind.“ Der Zugang zur Musik sei bei Mädchen mittlerweile auch ausgeprägter. „Wir haben einen Stamm von Kindern zwischen 8 und 14 Jahren. Zwischen zwei und fünf entwachsen dem Hirtendasein jedes Jahr. Auch heuer gab es daher wieder ein Casting von rund zwanzig bereits vorausgewählten Kindern. Dabei sind nicht nur junge Leute aus der Stadt Salzburg, sondern auch aus allen Bezirken vertreten gewesen.“ Markus Helminger ist seit 49 Jahren beim Salzburger Adventsingen eingebunden – eine Karriere, die natürlich als Hirtenkind begonnen hat.

Fünf neue Hirtenkinder sind diesmal dabei, und wie üblich sind sie nicht nur als Sprecher im Hirtenspiel gefordert, sondern auch als Sängerinnen, beim Paschen und auf den Instrumenten. Julia Burkali aus Bergheim spielt Geige und Oboe, Johannes Doppler aus Anif Trompete und Posaune, Anna Lechner aus Anthering und Magdalena Öschlberger aus Seekirchen spielten Querflöte, Elisa Oberkofler aus Golling ist Harfenistin.

Der Tiroler Schauspieler Edwin Hochmuth spielt das Bettlmandl Jåggerl: „Ich bin im Stück ein verfressener Schmarotzer, der sich sympathisch durch Leben schnorrt. Der kleinste der drei Hirten, Fabian, möchte bei den großen Mädchen als Mann des Trios den Ton angeben und ich mache ihm die Alpharolle streitig. Der Kleine erinnert mich an mich selbst als Kind: Ich war auch immer der Kleinste, aber Frechste, und habe alle anderen herausgefordert.“ Der Schauspieler hat sich letztes Jahr als Hirtencapo in die Herzen des Publikums gespielt. „Es ist toll zu sehen, wie sich die Kinder innerhalb von einem Jahr entwickelt haben. Es taugt mir, mit den Kindern spielerisch auf das Stück hinzuarbeiten und sie aus der Reserve zu locken.“

Zum ersten Mal führt Daniela Meschtscherjakov Regie: „Ich bin begeistert über den Fleiß der Kinder. Sie sind kaum zu bremsen und wollen gar keine Pause machen.“ Trotz des vielen Probens komme die Gemütlichkeit nicht zu kurz. „Was hier in vier Tagen mit den Kindern auf der Alm weitergeht, schafft man sonst nur in zwei bis drei Wochen Proben. Hier können wir die Beziehung unvermittelter und viel besser aufbauen und jeder stürzt sich glücklich in die Proben, weil hier die Energie so gut ist.“

Da die Geschichte des Stücks auch vorwiegend auf der Alm spielt, fänden die Kiner hier die perfekte Umgebung, erklärt Daniela Meschtscherjakov. Vor dem Almaufenthalt hat die Regisseurin viel improvisieren lassen und Hildegard Stofferin hat mit den Kindern zeitgenössische Lieder gesungen. „Mir ist wichtig, dass sie spielerisch lernen, Selbstbewusstsein bekommen und mit Vertrauen in sich auf der Bühne stehen“, sagt die erfahrene Volksmusikerin. „Es ist erstaunlich – ich wurde so herzlich aufgenommen, dass ich mich in der Sekunde zu Hause fühlte. Das gegenseitige Vertrauen spüren auch die Kinder.“

Heuer steht eine komplett überarbeitete Wiederaufnahme der Produktion Der Sterngucker aus dem Jahr 2014 auf dem Programm des Salzburger Adventsingens im Großen Festspielhaus. Hans Köhl, der die Gesamtleitung hat, berichtet: „Die Hirtenkinder sind heuer zweimal in Kompositionen von Klemens Vereno eingebunden. Ich habe ein neues Hirtenspiel geschrieben und Rollen für das Bettlmandl Jåggerl und für die Base Elisabeth hinzugefügt.“

Simon Haitzmann führt die Kinder musikalisch an. „Ich muss dabei auch alle Instrumente von Hackbrett, Zither, Harfe, Geige, Kontrabass, Flöte bis zur Trompete im Griff haben. Hier auf der Alm haben die ersten musikalischen Proben stattgefunden.“ (Salzburger Adventsingen)

Premiere ist am 29. November 2019 im Großen Festspielhaus, Aufführungen bis 15. Dezember – www.salzburgeradventsingen.at
Bilder: Salzburger Heimatwerk / Schweinöster (3); recreation (1)

 

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