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Selbsterforschung ohne Mitmachzwang

THEATER IM KUNSTQUARTIER / BLICKSCHICHTEN

07/12/12 Allein auf der Bühne die Künstlerin. Im Viereck um sie herum die Zuschauer, überrascht davon, Kopfhörer aufgesetzt zu bekommen: Gemeinsam – und doch jeder und jede für sich allein - werden wir den Abend erleben: "Blickschichten" ist ein eindrucksvolles Tanzsolo von Mirjam Klebel im Theater im Kunstquartier.

Von Karl Zechenter

Tanzsoli sind das tägliche Brot junger Choreographinnen. Wo das Geld bei Produktion und Veranstaltern knapp ist, sind sie oft Notbehelf, Skizze oder Entwurf größerer Arbeiten. Anders bei Mirjam Klebel: Ihr Tanzsolo ist die logische Konsequenz einer präzisen ästhetischen Geste, der Vereinzelung: Jeder Zuschauer für sich, eine Tänzerin, ein Stück Pelz, das sie mal umhüllt und mal zu Boden fällt.

Die "Blickschichten" sind Schichten, die sich durchs Hören formen: Wir sehen die sehr exakt getanzte Choreographie und sehen wie sich Gleiches verwandelt, anders und neu wird - durch die Verschiebung der Rhythmik, durch Pausen, durch Minimal Music, Jazz, Weltmusik oder auch durch eine wüste Indie-Ballade, die frei zur Gitarre Mordsgeschichten assoziiert.

Aus abstrakten Bewegungsmustern, aus einfachem Anspannen und Loslassen, aus alltäglichen Bewegungen erschließt sich eine poetische Form. Im Viereck um die Performerin starren wir nicht nur sie selbst, sondern auch bald forschend die anderen Zuschauer an. Schauen quasi zu, wie sie ihre eigenen Erfahrungen machen. Wir fragen: Hören die etwas, das ich schon gehört habe? Ist mir etwas passiert, was den anderen noch nicht passiert ist?

Mirjam Klebel dreht also den Spieß um: Aus der tänzerischen Selbsterforschung, wird eine für das Publikum. Mit Fantasie und Ironie, ganz ohne Mitmachzwang.

Tanz kann erzählen und uns einfach nur emotional betreffen wie ein Bild. Mirjam Klebel wandert genau auf diesem Grat. Lässt sich mal hierhin und dorthin fallen und verwischt dabei ihre Spuren, man muss selbst zusehen, sich ein eigenes Bild zu machen.

Mirjam Klebel studierte am SEAD, der Salzburg Experimental Academy of Dance, und an der Tisch School of the Arts in New York. 2003 hatte sie Stipendium am Tanzquartier Wien im Jahr, weitere Ausbildungen führten sie wieder nach New York.  in New York. Mirjam Klebel arbeitet mit Choreografinnen und Choreographen wie Mia Lawrence, Milli Bitterli, Martin Sonderkamp, Hubert Lepka, Zoë Knights, Marcus Hank oder Matej Kejzar zusammen. Sie ist Mitglied im Tanzbüro und im tanz_house Salzburg. Seit 2001 arbeitet sie mit der Schwedin Moa Hanssen unter dem Namen BESS zusammen und zeigt ihre Arbeiten in ganz Europa. Mirjam Klebel unterrichtet derzeit am Mozarteum in den Abteilungen 7 und 12 Improvisation, Contact/Partnering und Contemporary Dance. In Salzburg war Mirjam Klebel zuletzt beim tanz_house Festival zu erleben.

„Blickschichten“ wird heute Freitag (7.12.) um 20 Uhr im Theater im Kunstquartier noch einmal aufgeführt
Bilder: Georg Hobmeier

 

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