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Unser dummer Pöbel meint…

HINTERGRUND / GLUCK / DIE PILGER VON MEKKA

25/10/13 Die Handlung ist wohlbekannt bekannt, Glucks Oper „Die Pilger von Mekka“ heutzutage eine echte Rarität. Drei Jahrzehnte ist die letzte Aufführung hirerorts her: bei einem „Fest in Hellbrunn“ Anfang der achtziger Jahre im Steintheater, unter der Leitung von Ernst Märzendorfer. Nun wird das Werk im Landestheater aufs Neue gehoben, Premiere ist am Sonntag (27.10.) im Landestheater.

Knapp zwanzig Jahre vor Mozarts „Entführung aus dem Serail“ schrieb Christoph Willibald Gluck (1714-1787) von „La Rencontre imprévue“ („Die unvermutete Zusammenkunft“), besser bekannt unter dem späteren Titel „Die Pilger von Mekka“. Die Handlung der „Pilger von Mekka“ ist weitgehend identisch mit jener der Mozart-Oper: Ein Aristokrat ist auf der Suche nach seiner Verlobten, die von Piraten entführt wurde. Am Hof des Sultans findet er seine Geliebte wieder. Die Flucht wird vereitelt, doch der Sultan erkennt die wahre Größe der Liebenden und lässt Gnade vor Recht ergehen.

Gluck arbeitete damals als Kapellmeister des Französischen Theaters in Wien und steuerte zu „Vaudevilles“ – volkstümlichen Singspielen mit aktuellen Zeitbezügen – eigene Kompositionen bei. Die Opéra comique „Die Pilger von Mekka“ ist die letzte einer Serie eigener komischer Opern. Gluck verbindet darin unterschiedliche Stilmittel wie orientalische Folklore, volkstümliche Lieder und anspruchsvolle Arien. Im Gegensatz zur manieriert wirkenden Gesangstradition der Opéra seria betreibt er musikalische Charakterstudien der Figuren, was als entscheidender Beitrag zur Emanzipation der noch jungen Gattung Opéra comique gewertet wurde. Gluck gilt als Reformator, der mit neuen Ansätzen die Entwicklung des Musiktheaters maßgeblich prägte.

117Im Salzburger Landestheater werden „Die Pilger von Mekka“ in ihrer ursprünglichen französischen Fassung gesungen. Die deutschen Dialoge wurden von einem jungen deutschen Stückeschreiber, Jakob Nolte, neu eingerichtet. Von Nolte wurde im Frühjahr 2013 der Einakter „Agnes“ aufgeführt. Damals erhielt er den Auftrag, eine neue, entschlackte Version dieser Opéra comique zu erstellen.

Nach ihrer Uraufführung 1764 wurde die Oper an verschiedenen Orten quer durch Europa nachgespielt. Eine deutsche Fassung, die unter dem Titel „Die Pilgrime von Mekka“ zur Aufführung kam, fand Eingang in das Repertoire der deutschen Wandertruppen und wurde ebenfalls sehr populär. 1780 gelangte es auch in das Repertoire des von Joseph II gegründeten Deutschen Nationaltheaters. Dort griff man mangels zugkräftiger deutscher Originalwerke verstärkt auf deutsche Arrangements französischer und italienischer Werke zurück, die dann als "deutsche Singspiele" aufgeführt wurden. Bei der Wiederaufnahme ein Jahr später war auch Wolfgang Amadeus Mozart unter den Zuhörern. Er schätzte diese Komposition Glucks sehr und ließ sich von ihr eben zu seinem Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ inspirieren. Über das Thema einer Arie aus Glucks Werk „Unser dummer Pöbel meint“ komponierte er die Klavier-Variationen KV 455.

In Salzburg waren "Die Pilger von Mekka" bereits wenige Jahre nach der Eröffnung des Hoftheaters am Makartplatz erstmals zu sehen und zu hören. Salzburgs gegenwärtiger Bezug zu Christoph Willibald Gluck: Es gibt seit 1966 schon eine Gluck Forschungsstelle an der Universität. Der emeritierte Ordinarius für Musikwissenschaft, Gerhard Croll, war Editionsleiter der Gluck-Gesamtausgabe. Ehrenamtliche Leiterinnen der Forschungsstelle sind derzeit die Professorinnen Sibylle Dahms und Claudia Jeschke.

Dass die Nürnberger Versicherung Sponsor für die Gluck-Aktivitäten hierorts ist, hat auch geographische Gründe: Glucks Geburtsort Erasbach befindet sich in der Region Oberpfalz  nahe Nürnberg. Nächstes Jahr jährt sich Glucks Geburtstag zum 300. Mal. (dpk-krie)

Premiere der „Pilger von Mekka“ ist am Sonntag (27.10.) um 19 Uhr im Salzburger Landestheater, Aufführungen gibt es bis 12. Dezember. Es dirigiert Adran Kelly, Regie führt Jacopo Spirei. - www.salzburger-landestheater.at
Weitere Informationen über die Arbeit der Gluck-Forschungsstelle an der Universität Salzburg: www.gluck-forschungsstelle-salzburg.org
Bilder: Gluck-Forschungsstelle

 

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