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Die Religionen und ihre gleichen Engel

SALZBURGER ADVENTSINGEN

27/11/13 Am Freitag (29.11.) hat das Salzburger Adventsingen Premiere. Heuer ist eine Begegnung der monotheistischen Religionen angesagt. Eine amerikanische Jüdin  auf Spurensuche in der Alten Welt, eine Bosnierin und ein typischer Salzburger, Hoteliers-Sohn und Christenmensch…

Von Reinhard Kriechbaum

122Und Maria und Josef natürlich auch, es geht logischerweise nicht ohne sie beim Salzburger Adventsingen. Bernhard Teufl, der immer noch sehr junge Josef, steuert auf seinen hundertsten Auftritt im Großen Festspielhaus zu. Er ist nicht nur gesanglich professionell, er studiert auch Theologie. Und da hat er Dinge, die ihm Hans Köhl (der künstlerische Leiter des Adventsingens) heuer ins Script geschrieben hat, gar im Jakobus-Evangelium entdeckt. Das kennen nicht viele, denn Jakobus war einer jener Zeitzeugen, deren Report nicht approbiert wurde von den Kirchenvätern und deshalb nicht in der Bibel steht.

Auch anderes wird den Besuchern heuer neu sein: „Sehnsucht“ ist das Thema, und diese Sehnsucht ist jene nach dem Frieden. Hans Köhl spielte, so erzählt er, schon lange mit dem Gedanken gespielt, „das Salzburger Adventsingen mit seiner alljährlichen zentralen Botschaft von mehr Eintracht und Frieden in dieser Welt in einen interreligiösen Kontext zu stellen“. Die „Kinder Abrahams“ – also Vertreter der monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam – 124kommen auf die Bühne. Der Christ David (Johannes Perkmann) und die Muslimin Sara (Nevena Lukic) finden als Paar zueinander. Und die Jüdin Hannah, sie kommt aus Amerika, sucht nach jenem Weg, den ihre Mutter einst nach dem Krieg nahm: zu Fuß über den Krimmler Tauern.

Dort greift die Story in die unmittelbare Salzburger Geschichte – und damit schlägt die Stunde des Malers und Bildhauers Johann Weyringer. Der will nächstes Jahr nämlich auf dem Krimmler Tauern, in einer Felswand im alpinen Gelände, ein riesiges Erinnerungsmal schaffen, das an diesen Exodus jüdischer Menschen erinnert. Seine Entwürfe hat er jetzt schon hergenommen, sie werden mit einigen technischen Finessen ins Bühnenbild von Dietmar Solt projiziert. Irgendwas ist ja doch immer neu an der Ausstattung. Eine Hotel-Lobby hat man noch nie gesehen beim Adventsingen. Und die Bühne ist um ein, zwei Meter aus der Symmetrie gerückt – das ist auch schon fast eine dekorationstechnische Revolution.

120Caroline Richards ist zum zweiten Mal die Regisseurin. Man arbeitet ja neuerdings nicht mehr mit Laiendarstellern, sondern ausschließlich mit professionellen Schauspielern. „Die Geschichte heuer mit Amateuren zu besetzen, wäre einfach nur peinlich“, so Caroline Richards.  Die in Innsbruck aufgewachsene Nevena Lukic, die ihre Ausbildung am Schauspielhaus Salzburg abgeschlossen hat, konnte man dort und in Jugendproduktionen von Caroline Richards auch schon in Salzburg erleben. Das Adventsingen und das Große Festspielhaus sind natürlich ganz neu für sie und ihren in Südtirol geborenen Schauspieler-Kollegen Johannes Perkmann.

Shane Woodborne hat fleißig komponiert, zum interreligiösen Touch der Geschichte hat er auch entsprechende Musik gesucht: etwa ein Liebeslied aus Bosnien, eine sephardische Romanze aus dem späten Mittelalter. Und am Ende taucht sogar „Amazing Grace“ auf, „beinahe eine amerikanische Hymne“, wie Woodborne augenzwinkernd sagt. Das alles beim Salzburger Adventsingen? Man ist spürbar bemüht, der Sache einen welt- und musikoffenen Anstrich zu geben. Für den eröffnenden Choratz, so verrät Shane Woodborne, habe er sich aber eine denkbar schlichte Choralmelodie einfallen lassen. Er hoffe, dass diese Melodie dem Publikum beim Hinausgehen noch in den Ohren klinge. Das ist ein hoher Anspruch, nach dem Andachtsjodler, den mitzusingen nach wie vor alle eingeladen sind...

Salzburger Adventsingen, 15 Aufführungen bis 15. Dezember. Am Freitagabend und an den späteren Sonntag-Terminen (17 Uhr) gibt es am ehesten Chancen, noch an Karten zu kommen. – www.salzburgeradventsingen.at
Bilder: Salzburger Adventsingen

 

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