Was sonst noch geschah

SOMMERSZENE / RÜCKBLICK UND BILANZ

07/07/14 15 internationale und nationale Projekte waren an den elf Veranstaltungstagen der Sommerszene 2014 zu sehen. Sie ist am Samstag (5.7.) zu Ende gegangen. Es gab zwölf Österreich-Premieren. Die Bilanz: rund 6000 Besucher.

„Ich bin überwältigt von der Resonanz des Publikums“, zeigt sich Intendantin Angela Glechner erfreut. „Vor allem die Reaktionen auf die Eröffnungsproduktion „Vader“ der belgischen Kompanie Peeping Tom, die sich mit dem brisanten Thema des Alterns in unserer Gesellschaft auseinandersetzt, haben mich begeistert. Beweisen sie doch die Relevanz dieser Fragestellung und die gelungene künstlerische Umsetzung. Die Thematisierung von Körper und Ästhetik war dann auch zentrales Motiv von Doris Uhlichs more than naked, das zum Abschluss des Festivals mit 20 nackten Tänzern ein kraftvolles Plädoyer für das Leben feierte.“

Gesellschaftspolitische Fragestellungen bestimmten auch andere Produktionen, etwa jene von Ivana Müller und Faustin Linyekula. In „Positions“ bot die Choreographin Ivana Müller einen erfrischenden Blick auf das globale Phänomen der Ökonomie und machte im Anschluss bei einer Publikumsdiskussion auf die prekäre Lage von Kunstschaffenden aufmerksam. Faustin Linyekula bewegte vor der eindrucksvollen Kulisse des Bürgerspitals in „Le Cargo“ das Publikum mit seinem Monolog über die wechselhafte Geschichte seiner kongolesischen Heimat.

Bei partizipativen Formaten war das Publikum aufgefordert, Teil eines Kunstwerkes zu sein: Die Rabtaldirndln boten im öffentlichen Raum bei ihrer „Mobilen Ambulanz“ mittels sardonisch-spöttischer Diagnose Hilfe zur Selbsthilfe an. In der Stadt:Bibliothek inszenierte die Norwegerin Mette Edvardsen in „Time has fallen asleep in the afternoon sunshine“ mit Performern und Schauspielern eine Bibliothek der lebenden Bücher als intimes Kunsterlebnis. Die Gruppenchoreographie „Domini Públic“ von Roger Bernat/FFF zeigte ein gesellschaftspolitisches Spiegelbild als lebensnahes Brettspiel.

Manch performativer Grenzgang reizte: Auf sehr humorvolle Weise verknüpften Lisa Hinterreithner und Julius Deutschbauer bei ihrer installativen Performance automatisch – idiotisch – als ob – genau automatisches und maschinisches Schaffen. Bei der Installation „Gesprächsgegenstände“ von Andrea Maurer erwartete die Besucher eine Sammlung von präparierten Alltagsgegenständen, die neue Assoziationen eröffneten. Ein Chor aus sechs Schauspielern und Tänzern führte in Maria Jerez’ Performance „Ba-deedly-deedly-deedly-dum ba-boop-be-doop!“ in kollektive wie individuelle Erinnerungswelten.
„Schon der Start der Sommerszene mit Peeping Toms Vader war mehr als gelungen und spannte so verstörend wie witzig den kunstvollen Bogen von Schauspiel über Musik bis zum Tanz“, so SZENE-Vorstandsvorsitzende Ursula Wirth. „Diese Bandbreite zog sich über das gesamte Festival und zeigte einmal mehr den wichtigen Beitrag, den die SZENE in Salzburg, aber auch international leistet, indem sie die performativen Künste nicht nur präsentiert, sondern auch im europäischen Netzwerk apap – advancing performing arts project – fördert.“ (Szene/dpk)

Die Sommerszene Salzburg 2015 findet vom 24. Juni bis 4. Juli statt – szene-salzburg.net
Bilder: Szene Salzburg