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Barock-Bilder neu ausbalanciert

TANZ_HOUSE FESTIVAL / SEAD BODHI PROJECT / HARMONIELEHRE

09/10/14 Sieben Studenten der Salzburg Experimental Academy of Dance (SEAD) hatten am Mittwoch (8.10.) ihren großen Auftritt beim tanz_house-Festival 2014. Mit „Students of Harmony“ präsentierten sie das gut einstündige Ergebnis von fünfeinhalb Wochen gemeinsamer Arbeit mit Choreograph Matija Ferlin im Rahmen des Bodhi-Projects.

Von Christoph Pichler

Verschleiert und mit Pfauenfedern winkend empfangen die Tänzer das in den Saal des republic strömende Publikum in einem meditativen Eröffnungsbild. Unter den Schleiern kommen bald vier Männer und drei Frauen zum Vorschein, die sich rasch mit merkwürdigen Objekten wie Steinen, einem Verlängerungskabel, einer Glühbirne oder einem Kübel Sand ausstatten und daraus eine kleine Feuerstelle am Bühnenrand basteln.

Statt Naturklängen sind fortan ein Piano und ein Theremin zu hören, die sich romantisch leidend durch klassische Melodien der Film- und Kirchenmusikgeschichte wälzen (Musik: Clara Rockmore).

Die Tänzer bekommen währenddessen nach und nach rote Ohren verpasst und dürfen so markiert jeweils eine Szene lang den Taktgeber für die restliche Gruppe spielen. Diese kopiert, spiegelt, konterkariert oder verfremdet das Vorgetanzte nach bestimmten Regeln, die dem Zuschauer großteils verborgen bleiben. Dabei irritiert auch der angestrengt suchende Blick, den die Tänzer meist über die Köpfe des Publikums hinweg ins vermeintlich Leere bohren. Ein akustischer Regenschauer beendete schließlich die Vorstellung und wurde von Begeisterungsstürmen für das Ensemble abgelöst.

Ausgangspunkt der Projektarbeit von Matija Ferlin, der auch für Kostüme, Licht- und Set-Design verantwortlich zeichnete, und den jungen Tänzerinnen und Tänzern (Emmi Väisänen, Erica Badgeley, Shin Young Jun, Federico Valenti, Hugo Le Brigand, Manuela Calleja und Yali Rivlin) waren hundert ausgewählte Barock-Gemälde, deren Motive und Komposition als Inspirationsquelle genutzt wurden. Ein weiterer Baustein war das von Matija Ferlin entwickelte „Equalizing“: Dieses Bewegungssystem versucht, Aktionen im Bühnenraum aktiv mit Gegenaktionen auszubalancieren, um ein harmonischeres Gesamtbild zu erhalten. Der theoretische Ballast wurde seinerseits glücklicherweise von der romantischen Grundstimmung mehr als aufgewogen. So blieb eine faszinierende Lehrstunde für Tänzer und Publikum.

Die Aufführung wird heute Donnerstag (9.10.) um 20.30 im republic wiederholt - beim tanz_house festival 2014 - bis 17. Oktober in der ARGEkultur, im republic und im öffentlichen Raum – www.tanzhouse.at
Bild: SEAD

 

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