Ruck, zuck aus dem Garten Eden

ARGEkultur / PARADISE ON STAGE

11/12/14 Mirjam Klebel und Tomaž Simatović bringen in „Paradise on Stage“ Leben in einen kargen Garten Eden. Die interdisziplinäre Choreografie/Soundperformance zur Klangkulisse von Matej Bonin hatte am Mittwoch (10.12.) in der ARGEkultur ihre umjubelte Premiere.

Von Christoph Pichler

Am Anfang steht ein einsamer Klavierakkord, der die ursprüngliche Stille zerreißt. Mit dem verzerrten Mehrklang als Pulsschlag wird es langsam Licht auf der Bühne. Unter schwellendem Dröhnen, Zirpen und Schnarren schälen sich zwei Silhouetten aus der Dunkelheit und lösen sich in kurzen ruckartigen Bewegungen vom Boden. Während die Klangwelt immer weiter an Komplexität gewinnt und auch wieder verliert, schaffen es die beiden in karierte Hemden, lange Hosen und Turnschuhe gekleideten Gestalten auf die Beine.

Noch scheinen sie aber nicht wirklich als Paar zu agieren, auch wenn der durchdringende, pumpende Rhythmus ihren abgehackten Aktionen eine gewisse Synchronizität verleiht. So zucken sie vorerst nebeneinanderher, als ob sie gemeinsam eine Clubnacht im Stroboskoplichtgeflatter durchtanzten. Erst langsam werden die Bewegungen intimer und erinnern immer öfter an sexuelle Handlungen und Stellungen. Kein Wunder, dass die beiden bald wieder zusammen auf dem Bühnenboden liegen.

Es braucht keine große Kenntnis der biblischen Schöpfungsgeschichte, um vorauszusehen, dass der aufkeimenden Zweisamkeit keine unbeschwerte Zukunft beschieden ist. Der Griff nach dem Apfel in doppelter John-Travolta-Disco-Pose lässt das Pärchen wieder auseinanderbrechen. Bevor sie aber das Paradies endgültig verlassen, indem sie gemeinsam die weiße Tanzfläche mit ihrer Holzumrahmung abbauen und ins Dunkel schreiten, geben sie sich gegenseitig noch eine neue Chance.

Mirjam Klebel und Tomaž Simatović beeindrucken mit ihrer energetischen Performance, die sich durch die vielfältige Welt des Tanzes ruckt und zuckt. Ob heißer Lambada-Schritt, klassische Walzer-Haltung, gockeliger Bolero-Habitus oder dumpfes Techno-Stampfen, immer wieder blitzen in den sich langsam ändernden Bewegungsmustern bekannte Elemente auf. Im Zusammenspiel mit der Klangkulisse von Matej Bonin, der gemeinsam mit den Tänzern auch das Konzept erarbeitet hat  (Dramaturgie: Christian Sattlecker), entwickelt sich dabei eine ganz eigene Variante der Schöpfungsgeschichte, die über die gesamte Spieldauer von knapp einer Stunde interessant, überraschend und unterhaltsam bleibt.

Wiederholung heute Donnerstag (11.12.) um 20 Uhr – www.argekultur.at
Bilder: ARGEkultur / Zoe Alibert