asdf
 

Hutpunktlandung

WINTERFEST / BETES DE FOIRE

11/12/15 Zelt klein. Manege winzig. Bänke unbequem. Artisten aus Papmache, Lumpen und Blech. Elsa und Laurent sind die Menschen im „Petit Chapiteau“. Sie nähen und schlucken Bälle. Manchmal wird ein Hut aus der „Zirkuskuppel“ heruntergelassen: Mit der Produktion „Petit Théâtre de Gestes“ präsentiert das Winterfest seine dritte Premiere.

Von Heidemarie Klabacher

Der Hut landet dann sanft auf dem Kopf des ein wenig müde und abwesend wirkenden Laurent Cabrol, der ohnehin schon drei Chapeaus balanciert. Oder aber der Hut landet auf dem markanten Haupt der namenlosen Puppe, die als Zirkuskapelle durchaus - wenn auch sanft - auf die Pauke hauen kann.

Elsa De Witte, das zweite menschliche Mitglied der französischen Truppe „Bêtes de Foire“, blickt streng. Hat Publikum und Mitspieler – menschliche, tierische oder puppische – streng an der Kandare. So schickt sie etwa den armen Laurent immer wieder mit herrischer Geste in die kaum suppentellergroße Manege, um noch einen Tischtennisball im Mundraum unterzubringen. Die Spuck-Jonglage ist ziemlich ekelig. Besser, er jongliert unverschluckte Bälle und prallt damit feine Rhythmen auf den Boden. Das macht er mit hinreißend leichter Hand, wenn seine Grundhaltung die eines überforderten Clowns ist.

Die durchwegs sanfte Musik ist in dieser Produktion von besonderem Reiz. Der kleine wuschelige Hund, der so gar nicht tut, was man von ihm erwartet, sorgt ein paar Minuten lang für Stimmung.   

Der Zirkusmusiker dreht als Aufziehpuppe wehmütige Kreise in der Manege. Die beiden „Hand zu Hand“-Artisten aus Blech und Gummizügen heben zu einem wehmütigen Pas de Deu an. Der Drahtseilartist aus Gestänge hat ebenfalls morbiden Charme.

Immer wieder erstaunlich – in immerhin fünfzehn Jahren Winterfest – dass Eveline Daxner und ihr Team immer wieder Truppen auszuwählen wissen, die sich jeweils in ALLEM von ALLEN vorangegangenen unterscheiden. Das ist immer wieder faszinierend. Unterschiedlicher, als in den drei bisherigen Winterfest-Premieren kann Zirkus – Noveau Cirque – wohl kaum mehr ausfallen. Noch wenige Produktionen haben bislang weniger mit Zirkus zu tun gehabt, als das „Petit Théâtre de Gestes“ der Truppe „Bêtes de Foire“.

Von der „Illusion eines alten Jahrmarktcircus“ sprechen die Werbetexte. Mag sein, stilvoll vergammelt ist das Setting tatsächlich: „Aus Stoffen und Lumpen entstehen Figuren, Hüte werden lebendig - eine poetische Welt aus Akrobatik und Jonglage, Objekttheater und Tanz, in der gebrauchte Materialien recycelt, verschönert und zweckentfremdet werden.“ Stimmt - bis auf die Akrobatik.

Bêtes de Foire gastieren mit ihrem Petit Chapiteau bis 31. Dezember beim Winterfest – www.winterfest.at
Bild: Leider wollte die Truppe nicht fotografiert werden

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014