Auftritt: Der Rettungsmann

LANDESTHEATER / FIGARO FÜR KINDER

19/04/10 „Nein, das ist keine CD. Die Musiker sind da unten im Graben. Sie spielen echt, man sieht sie nur nicht.“ Das hat die Kinder immer wieder stark beschäftigt. Mehr als der Plot: „Was ist denn nun tatsächlich passiert?“ Die Gretchenfrage stellt im „Figaro für Kinder“ der Sanitäter. Er soll nach Cherubinos Fenstersturz einen Unfallbericht ausfüllen. Das junge Publikum war mit Vergnügen dabei, das ältere mit womöglich noch mehr.

Von Heidemarie Klabacher

altDie „Faktenerhebung“ ist mühsam: Warum ist Cherubino aus dem Fenster gesprungen? Was hatte er im Schlafzimmer der Gräfin überhaupt zu suchen? Und warum ist der Graf gar so sauer auf ihn? All das ist in der Instantfassung noch viel undurchschaubarer als im Original.

„Kommt jetzt der Rettungsmann?“, werden all diese Kinder fragen, wenn sie in wenigen Jahren (man darf da ja nichts anbrennen lassen) ihren ersten „echten“ Figaro absitzen werden. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Produktion dann so humor- liebe- und qualitätvoll gemacht sein wird, wie „Figaro für Kinder oder Cherubinos nicht ganz so toller Tag“.

Man hat sich wirklich was angetan im Landestheater: Gespielt wird im Bühnenbild der Originalproduktion, mit der im Herbst die erste Spielzeit der neuen Intendanz eröffnet worden ist. Musikchef Leo Hussain leitet persönlich das Mozarteumorchester, welches ganz einfach mitreißend musiziert. Die Sängerinnen und Sänger brillieren stimmlich und sprühen darstellerisch vor Vergnügen und Spiellust - ohne zu Übertreiben oder in den Klamauk abzudriften.

altRegisseur Rudolf Frey hat mit Gero Nievelstein (dem Sanitäter) und Heiko Voss die Kinder-Fassung erstellt - und das so gut gemacht, als überhaupt möglich. Wenn man nicht nur Musik-Highlights abspielen, sondern diese in einen halbwegs sinnvollen dramaturgischen Zusammenhang stellen, also eine „Geschichte“ erzählen will, muss man mutig streichen, Handlunsfäden und Personal.

Dass das Ganze einfach eine komplizierte Angelegenheit und ein Mordsdurcheinander ist, wurde vergnüglich vermittelt. Und das stimmt - in großzügiger Rundung - in Summe ja auch für den Original-Figaro.

Was aus dieser Produktion in Erinnerung bleibt, ist die Wirkung auf die Kinder bei der Premiere am Samstag (17.4.) im Landestheater: Qualität teilt sich mit. Hier wurde nicht schnell, schnell noch irgend ein Kinder-Stück in den Spielplan gepresst, sondern auf solider künstlerisch überzeugender Ebene eine „Fassung“ für Kinder erstellt.

altJugendliche sehen leider rot, wenn sie „Kinderstück“ lesen. Oder - wie man von den Museumspädagogen hört - wenn auf irgendwelchen Plakaten oder Projektbeschreibungen auch nur ein paar Kinderfotos sind: Dann sind sie dort nicht mehr hinzubekommen. Das wird im Theater nicht anders sein. Schade. Denn diese amüsante und hochwertige Produktion wäre eigentlich besonders gut für „Größere“ (und auch für Erwachsene) ein hinreißender Einstieg.

Und das alles, ohne den Feudalismus oder das "Recht der ersten Nacht"...  Der Graf entschuldigt sich mit seinem „Contessa, perdone“ nicht nur bei der Gräfin, sondern vor allem bei Cherubino, der effektvoll auf der Tragbahre Hof hält und mit Geschenken überhäuft wird (das BRAVO-Heft freut ihn besonders), aber auch bei allen anderen, die er mit seinen Launen schikaniert hat. Der Sanitäter hat dem gräflichen Zornbinkel den Blutdruck gemessen und ihm seine Meinung gesagt...

Bilder: Landestheater / Christian Schneider