Fitnesstraining. Stadtkunde.

TOIHAUS / DIE AMSEL DER NACHT

04/10/17 Einen Thomas Bernhard schützen Verlag und Erben mit Feuer und Schwert vor dem Zugriff sich selbst überschätzender Theaterleute. Wer schützt Mozart? Das Toihaus verballhornt „Die Zauberflöte“ auf so naive, wie ganz und gar nichts-sagende Art und Weise.

Von Heidemarie Klabacher

Dennoch. Zwei Vorteile hat die Produktion. Man lernt seine Heimatstadt ein wenig besser kennen und man macht ein wenig Bewegung. „Die Amsel der Nacht. Eine Zauberflöte“ spielt nämlich nicht nur auf der Toihaus-Bühne zu ebener Erde im überdachten ehemaligen Innenhof, sondern auch in Keller und Dachboden und den Stockwerken des Gebäudes„Franz-Josef-Str. 4 dazwischen. So lernt man einmal hiesige gründerzeitliche Architektur, von der es in Salzburg ja wenig gibt, besser kennen.

Das weißgekalkte ziegelgemauerte Tonnengewölbe, von dem aus ein schmaler Gang unendlich weit in den Salzachfluh hineinzuführen scheint, ist muffig wie jeder alte Keller, aber recht stimmungsvoll. Hier wird in einem Eck in Torferde gewühlt, eine Pyramide gebaut und der Kopf in selbige gesteckt, während man sich im anderen Eck an „diesen heilg‘en Hallen“ abarbeitet - mit mikrotonal-spektraler Intonation bei durchaus schöner Stimme.

Die Klavierbegleitung, in der Stimmung immer ein paar entscheidende Cent zu hoch für den Sänger, kommt aus dem Lift. Das Instrument fährt mit diesem jeweils auf die Ebene, auf der es gerade gebraucht wird. Bei geöffneter Lift-Tür wird dann in die Tasten gehaut. In der Künstlerdusche wird gekreischt und gebrüllt, manches erinnert an „der Mutter Schwur“. Windmaschinen sind im Einsatz.

Interessant zu lesen wären Notizen, die an den ins historische Stiegenhaus eingebauten gläsernen Liftschacht gepickt wurden. Es scheint sich um Eindrücke von verschiedenen Zauberflöten-Aufführungen der letzten Jahre und Jahrzehnte zu handeln. Zum genaueren Lesen bleibt keine Zeit, man muss ja treppauf treppab laufen.

Man könnte das weiter so beschreiben. Aber wozu. Erzählt wird mit den Versatzstücken aus der „Zauberflöte“ nichts, das sich auch nur in Ansätzen zu einer eigenständigen Geschichte oder gar einer alternativen Lesart des wundersamen Opernstoffes rundete. Von der musikalischen Grenzwertigkeit des Projektes sei aus humanitären Gründen nicht weiter die Rede. Auf dem Dachboden gibt es für Augenblicke feine unvergewaltigte Musik: Dort spielt jemand wirklich ausgezeichnet Gitarre.

Die Amsel der Nacht. Eine Zauberflöte – weitere fünf Aufführungen im Toihaus ab Donnerstag (5.10.) – www.toihaus.at
Bilder: Stills aus dem Trailer auf www.toihaus.at