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Artistische Umarmung zum Fest der Liebe

WINTERFEST / COMPAGNIA BACCALÁ

30/12/17 Dass es nicht unbedingt einer großen Artistentruppe und einer hochfrequenten Abfolge von Höchstschwierigkeiten bedarf, um ein bunt gemischtes Zirkuspublikum über eine Stunde lang bestens zu unterhalten, stellte die Compagnia Baccalà bei der letzten großen Premiere des Winterfests 2017 unter Beweis. In „Pss Pss“ überzeugen Simone Fassari und Camilla Pessi vor allem mit neckischem Charme und knisternder Chemie.

Von Christoph Pichler

Es dauert ein wenig, bis die beiden überhaupt die gebannt wartenden Zuschauer bemerken. Zu sehr sind sie vorerst von einem leckeren Apfel abgelenkt. Nun muss dieser Schock erst einmal verdaut und Vertrauen aufgebaut werden – in die eigenen artistischen Fähigkeiten und die Begeisterungsfähigkeit des Publikums. So drücken sie sich gegenseitig intensiv die Daumen, auch wenn bei der Jonglage mit nur einem Apfel ohnehin wenig schiefgehen kann. Zufrieden mit der eigenen Darbietung und den applausfreudigen Zuschauern tanken sie mit einer festen Umarmung Kraft für ein kleines Tänzchen, das bald zu einem wilden Toben voller Hebe- und Blancefiguren wird.

Doch wollen an diesem Abend nicht alle Kunststücke gelingen. So ist bei der anschließenden Diablo-Performance von Beginn so sehr der Wurm drin, dass Camilla Pessi vor allem damit beschäftigt ist, das Publikum mit hypnotischen Handbewegungen und Ausdruckstänzen von den Fauxpas abzulenken. Doch dann trifft sie das Spielzeug voll am Kopf und die Vorstellung steht kurz vor dem Abbruch. Oder gelingt es Camilla doch noch, ihren deprimierten Partner irgendwie zum Weitermachen bewegen?

„Pss Pss“ versprüht von Beginn an einen unwiderstehlichen Charme. Das liegt natürlich an den beiden Hauptdarstellern, die sich nach all den kleinen Neckereien immer wieder zum Energietanken in die Arme fallen. Und wenn‘s mal mit dem Partner nicht so klappt, werden eben „Freiwillige“ aus dem Publikum leidenschaftlich geherzt. Überhaupt lebt man in den Zuschauerrängen durchaus gefährlich. So schwebt schon einmal eine Leiter drohend über den Köpfen oder wirft sich Simone Fassari in seinem Überschwang in die Ränge. Für die große Abschlussnummer am Trapez wird ein Opfer sogar auf die Bühne geholt, um mit gequälten Lächeln Hilfestellung zu geben.

Und hoch in den Lüften zeigen die beiden noch einmal, dass sie artistisch durchaus einiges draufhaben und es darüber hinaus verstehen, ihre Kunststücke mit pfiffigen Ideen und viel Humor zu veredeln. Auch kurze Musiknummern mit ungewöhnlicher Instrumentierung gibt es zu hören, ein Ausflug auf einem imaginierten Schiff sorgt sogar für reale Seekrankheit.

Langeweile kommt also bei Simone Fassari und Camilla Pessi nie auf, auch wenn sie auf Worte völlig verzichten und stattdessen lieber im Stummfilmstil expressiv grimassieren. Hier trifft klassisch clownesker Slapstick auf viel Herzenswärme und subtilen Humor. Eine liebenswerte Vorstellung, die (passend zum Fest der Liebe) Lust auf mehr Umarmungen macht.

Aufführungen bis 7. Jänner beim Winterfest im Volksgarten – www.winterfest.at
Bilder: Winterfest / Erika Mayer

 

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