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Erfolgskurs. Rückschlag. Jetzt erst recht.

SCHAUSPIELHAUS SALZBURG / DIE NEUE SPIELZEIT

02/07/20 44.000 waren es in den Erfolgsjahren 2017/18 und 2018/19. Noch höher wäre die Zahl in der laufenden Spielzeit ausgefallen: 30.000 Gäste waren es bis 13. März. Dann kam die Corona-Sperre. Das Schauspielhaus bot Paroli, verschob Premieren - und lässt derzeit noch gelegentlich Ritter Kambert gegen Rest-Viren käpfen.

Von Heidemarie Klabacher

„Die Krise traf das Schauspielhaus in besonderem Ausmaß, da die Eigenwirtschaftlichkeit für einen Kulturbetrieb außergewöhnlich hoch ist“, so der Intendant Robert Pienz. 

Die abgesagten Repertoire-Vorstellungen zusammen mit den gestrichenen Premieren von Michael Köhlmeiers Lamm Gottes, Stefan Vögels Die Niere und F. Scott Fitzgeralds Der Große Gatsby, summierten sich zu einen Verlust von 500.000 Euro, „der aus eigenen Kräften nicht mehr aufgeholt werden kann“.

Dennoch! Die entfallenen Premieren werden in der neuen Spielzeit nachgeholt. Lamm Gottes, die Uraufführung ist eine Koproduktion mit dem Theater Kosmos in Bregenz, handelt vom Kreislauf des Lebens und Sterbens. Der große Gatsby erzählt vom mysteriösen Millionär Jay Gatsby und der Dekadenz der Zwanzigerjahre. Und mit der Niere garantiert, so Robert Pienz, das Schauspielhaus „einen amüsanten Theaterabend“.

Gleich drei Österreichische Erstaufführungen stehen in der Spielzeit 2020/21 dann weiter und neu auf dem Programm: Das Floss der Medusa von Franzobel erzählt, in der Bühnenfassung von Regisseurin Susi Weber, anhand eines Schiffsunglücks vor zweihundert Jahren „was der Kampf ums Überleben aus angeblich zivilisierten Menschen macht“. Ebenfalls eine Dystopie ist Die Laborantin, das neue Stück der jungen Autorin Ella Road. Sie will zeigen, „welchen Weg wir mit dem Druck zur Leistungsoptimierung und dem Drang nach Vorhersehbarkeit gehen“.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht – und auch dafür gibt es das Theater: „Der Autor Brian Parks steht für schwarzen Humor und sprudelnde Dialoge“, sagt Robert Pienz. „Seine Komödie Das Haus wurde von den österreichischen Theatern bisher nicht entdeckt.“

Franzobel, Michael Köhlmeier und Vögel werden als zeitgenössische österreichische Autoren also auch in der neuen Spielzeit „gepflegt“, aber auch ein österreichischer Klassiker dürfe nicht fehlen: Intendant Robert Pienz inszeniert eine Bühnenfassung von Thomas Bernhards Alte Meister.

Im Rahmen der Theaterallianz, dem Zusammenschluss sechs freier Theaterhäuser Österreichs, gibt es einen Autorenwettbewerb, der voriges Jahr zum dritten Mal ausgeschrieben wurde und „zu den höchstdotierten Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum gehört“, wie Pienz betont. „Das Siegerstück wird im August 2021 im Rahmen der Bregenzer Festspiele im Theater Kosmos uraufgeführt und anschließend in allen Häusern der Theaterallianz ge­zeigt.

Ein „Klassiker der anderen Art“ ist Agatha Christies Mausefalle, die seit sechzig Jahren ohne Unterbrechung im Londoner Westend läuft und im Dezember von der Regisseurin Dora Schneider im Schauspielhaus aufgestellt wird. Ebenfalls ein Krimiklassiker ist der Roman Der Richter und sein Henker von Friedrich Dürrenmatt. Das Schauspielhaus bringt „die lässige Theaterfassung“ von Gerhard Willert.

Sprache und Musik kommen auch gemeinsam zu Wort: In The Black Rider hat der Autor William Burroughs die „alte Sage vom Freischütz“ in einer eigenen Kunstsprache neu erzählt. Zusammen mit der Musik von Tom Waits wurde The Black Rider „schon bei der Uraufführung von Bob Wilson zu einem Kultstück, das nicht nur Musicalfreunde begeistert“.

In der Sparte Kinder- und Jugendtheater steht das abgesagte und verschobene Stück nach Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt auf dem Programm, Kafkas Roman Der Prozess kommt ein einer Lesart von Ben Pascal wieder einmal auf eine Bühne. Auch einem Buch entsprungen ist Der Räuber Hotzenplotz: Daniela Meschtscherjakov nimmt sich des Klassiker von Otfried Preußler. Und noch ein Krimi: Sherlock Holmes inszeniert von Caroline Richards.

Die „Sonderbar“ im Säulenfoyer wird wieder eröffnet. Mehrere Vorstellungen von Loriots Dramatischen Werken sowie Tinder – A fucked up night werden „nachgeholt“. Dazu stehen ab Oktober Kabarett A und Duncan Macmillans All das Schöne auf dem Programm, ein Stück, so Robert Pienz, das sich auf „unkonventionelle und lebensbejahende Weise mit dem Tabuthema Depressionen auseinander setzt und einmal mehr beweist, dass es die kleinen Dinge sind, die das Leben lebenswert machen“.

Damit bis zur neuen Spielzeit die Bretter, die die Welt bedeuten nicht ganz verwaist bleiben, läßt das Schauspielhaus dieser Tage noch den Ritter Kamenbert aufreiten und die Stellung gegen die – hoffentlich weiterhin – abflauende Krise halten.

Das neue Spielzeitheftwww.schauspielhaus-salzburg.at
Bilder: Schauspielhaus Salzburg/Spielzeitheft

 

 

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