Es kommen eh die Richtigen zusammen

HINTERGRUND / THEATERACHSE

03/07/23 Im Juli machen sich Mathias Schuh und seine theaterachse immer auf nach Miltenburg am Main. Dort leitet der Salzburger Regisseur ja ein Theaterfestival auf der Mildenburg. Jedes Jahr gibt es aber auch Aufführungen in Stadt und Land Salzburg, diesmal im OffTheater und in St. Johann im Pongau.

Von Reinhard Kriechbaum

Heuer hat Mathias Schuh bei Marivaux Anleihen genommen für eine Verwechslungskomödie, die jetzt den Titel Täuschung-Liebe-Hoffnung trägt. Pierre Carlet de Marivaux (1688-1963) hat seine Stücke den in Paris in den 1720er und 1730 Jahren als Stars gehandelten Mitgliedern der Comédiens italiens auf den Leib schrieb. Sein Durchbruch war gleich 1720 Arlequin poli par l’amour (Der von der Liebe erzogene Harlekin). Marivaux' Spezialität wurde rasch die Darstellung des unvermerkten und ungewollten Sich-Verliebens zweier Partner, und zwar insbesondere solcher, die zunächst durch große Standesunterschiede getrennt zu sein scheinen, sich dann jedoch als sozial gleichrangig und damit als füreinander passend herausstellen. Das Motiv wird in Komödien wie La Surprise de l’amour (Die Überraschung der Liebe), La double inconstance (Die beiderseitige Unbeständigkeit), Le Prince travesti (Der verkleidete Fürst) oder Le Jeu de l’amour et du hasard (Das Spiel von Liebe und Zufall) durchgespielt.

So ist es auch in Matthias Schuhs Marivaux-Verschnitt Täuschung-Liebe-Hoffnung. Im Gegensatz zur Zofe Lisette, die davon träumt, sich zu verlieben und eine gute Partie zu machen, ist sich Silvia selbst gut genug. Doch ihr Vater hat auch schon einen jungen Anwärter für sie vorgesehen und es gelingt ihm, seine Tochter dazu zu bewegen, sich den jungen Mann wenigstens anzusehen. Sie willigt unter der Bedingung ein, mit Lisette die Rollen tauschen zu dürfen. Sie will Dorante als Zofe begegnen, um ihn so genauer prüfen zu können und etwaigen Vortäuschungen auf die Spur zu kommen. Der potentielle Heiratskandidat hat freilich das gleiche Spiel vor, und so treffen nun erst recht die füreinander bestimmten aufeinander. Lisette, die falsche Silvia, verliebt sich prompt in Maurice, den falschen Dorante...

Marivaux gilt als einer der bedeutendsten französischen Literaten der 1720er und 1730er Jahre in Frankreich, also der Periode der Frühaufklärung und des Rokoko. Immer wieder tauchen in seinen Stücken also auch genuin aufklärerische Themen auf: In L’Île des esclaves (Ddie Insel der Sklaven, 1725) zeigt Marivaux, wie zufällig und ungerecht in der Gesellschaft der damaligen Zeit die Diener- und die Herrenrollen verteilt sind. In L’Île de la Raison (Die Insel der Vernunft, 1727) konfrontiert er sehr vernünftige „Wilde“ mit Europäern, die sich als sehr unvernünftig und vorurteilsbehaftet erweisen.

Es spielen Karoline Schragen, Lydia Nassall, Julian Dorner und Daniel Daniel Pink. Die Rolle des Monsieur Orgon, der von vorneherein weiß um die Verwechslungen, übernimmt der Regisseur Mathias Schuh.

Zwei Mal, morgen Dienstag (4.7.) und am Mittwoch (5.7.) ist „Täuschung – Liebe – Hoffnung“ noch im OffTheater in Salzburg zu sehen - www.off.theater
Weitere Aufführungen gibt es in St. Johann im Pongau (Gärtnerei Tautermann) am 7. und 9. Juli sowie am 28. und 29. Juli. Zwischen 12. und 21. Juli gastiert die Theaterachse in Miltenberg am Main – www.theaterachse.com
Bilder: theaterachse