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Kein Wort zuviel, kein Wort zuwenig

KAMMERSPIELE / KOLLABORATION

25/01/11 „Wir brauchen Sie“, herrscht Hans Hinkel Richard Strauss an. Und der soeben als „weltbester Komponist“ Bezeichnete braucht Stefan Zweig... „Kollaboration“ von Ronald Harwood als Österreichische Erstaufführung in den Kammerspielen.

Von Ulrike Guggenberger

altErst jüngst  hatte sich - auf drängendes Werben Richard Strauss’ - eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem feinfühligen Literaten und dem so genialen wie weltklugen Komponisten, ergeben. Sollte dieses eben errungene, ungeheuere Glück so schnell ein Ende finden? Man lebt in der Zeit des großen Führers. Da wird anderen, höheren Orts geplant. Menschen werden wie Schachfiguren im großen Stil verschoben.

Claus Trögers Inszenierung von Ronald Harwood Stück Kollaboration“ in den Kammerspielen verlässt sich unbeirrt auf die intelligenten Dialoge der handelnden Personen: Richard Strauss, seine Frau Pauline, Stefan Zweig, seine Sekretärin und spätere Frau Lotte Altmann.

Die Inszenierung von Claus Tröger und die Dramaturgie von Heiko Voss arbeiten einander zu. In der dichten Bühnen-Atmosphäre reißt die Spannung nie ab.

altIn einer dem Vorspiel verwandten Manier eröffnen Axel Meinhardt als Richard Strauss und Ulrike Walther als Pauline die Gesprächsarena. Kein Wort zuviel, kein Wort zuwenig.

So nimmt das Ehepaar Strauss den roten Faden auf, der sich durch die gesamte Aufführung zieht: Über die straffe Form des Gedankenaustausches führen die Protagonisten ihr Publikum an das Thema Kollaboration in Zeiten der Diktatur - und die darauf reagierenden Charaktere -  heran.

Jeweils zwei, mitunter drei Personen spielen an der Rampe. Wer nicht spricht zieht sich vorübergehend auf Sitzgelegenheiten im Bühnenhintergrund zurück, bliebt somit als Person präsent.

Auch Katja Schindowskis hält sich mit ihrer Ausstattung stringent an das auf das Wort reduzierte Konzept, treibt keinen ablenkenden Aufwand. Ein strenger Hosenanzug für Pauline Strauss, ein schlichtes Sekretärinnenkleid für Lotte Altmann, wenige Requisiten in Weiß.

altGehalten durch das funktionelle Gerüst  entfaltet das gesamte Ensemble ein professionelles, intellektuelles Spiel. Den gegensätzlichen Part zu Ulrike Walther als Pauline Strauss übernimmt Anna Unterberger als Lotte Altmann. Vermittelnd, arglos, bis zur letzten Stunde Stefan Zweig ergeben, behauptet sie sich gegen die unanfechtbar scharfsinnig agierende Pauline. Sensibel, von Zweifeln gequält, seiner Rolle feinnervig gerecht werdend, schließlich Georg Clementi als Stefan Zweig. Selbstsicher, grandios, Axel Meinhardt als Richard Strauss. Nicht minder überzeugend Sebastian Fischer als Hans Hinkel und Werner Friedl als Paul Adolph.

Das Stück von Ronald Harwood in der Übersetzung von Max Faber stellt bohrende Fragen an den Betrachter, ohne besserwisserische Lösungen bereit zu haben. Auch darin zeigt sich eine der Stärken des Stoffes, geschrieben von einem Autor der als Kind jüdischer Einwanderer in Südafrika geboren ist.

Weitere Termine ab heute Dienstag (25.1.) bis 28. Mai - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT/Christian Schneider

 

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