Kampfspielplan spielerisch

SCHAUSPIELHAUS / HINTERGRUND

18.02.2010 „Dass die Leute kommen, sich in Reihen setzen und in dieselbe Richtung schauen ist schon viel in Zeiten der Überindividualisierung, wo jeder seinen Laptop vor der Birne hat.“ Schauspielhausdirektor Robert Pienz ist der Bilanz 2009 künstlerisch und wirtschaftlich zufrieden: „Kein Jahr der Krise. Im Gegenteil.“

Von Heidemarie Klabacher

„Niemand von uns soll glauben, er sitzt auf einer Pfründe. Es gibt ein einziges großes Publikum aus Stadt und Land Salzburg und Bayern, dass sich auf alle Bereiche vom Theater bis zum Jazz verteilt.“ Die Publikums-„Claims“ vergangener Jahre gibt es nicht länger. „Und eine gemeinsame Spielzeitplanung der Theater kann dem Publikum mehr bringen, als wenn man Kampfspielpläne macht. Gegeneinander arbeiten ist keine Strategie in der Kultur. Das muss auch der Politik gezeigt werden.“

Tatsächlich tut sich auf den Salzburger Bühnen einiges in der Sparte „miteinander“: Quasi in der Endphase befänden sich die Gespräche mit dem Landestheater über ein gemeinsames Abonnement. Zwei Modelle werden derzeit diskutiert: ein „reines“ Schauspiel-Abo oder ein „gemischtes“ Abo, zu dem das Landestheater als Mehrspartenhaus auch Oper- oder Musicalproduktionen beisteuern würde. Den Beteiligten „gefallen beide Modelle“. Möglicherweise laufe das Ergebnis langfristig sogar auf einen gemeinsamen „Kulturpass“ hinaus, so Pienz bei einem Pressegespräch heute Donnerstag (18.2.) im Schauspielhaus. Eine Untersuchung in Schweden habe ergeben, dass durch solche Zusammenarbeit die Benutzerfrequenz bei allen Beteiligten um dreißig Prozent gestiegen ist.

Zusammen mit der Kulturvereinigung legt das Schauspielhaus bereits seit einigen Jahren das Abo „4+4“ auf. Diese erfolgreiche Abo-Partnerschaft wird auch in der Spielzeit 2010/11 fortgesetzt. Und auch die Abozahlen im Schauspielhaus selber steigen: Was den Theaterdirektor und sein Team in der Krise besonders freut: „Dass das Publikum sich fest für unser Haus und feste Spielzeit-Abos entscheidet.“ Tatsächlich sei die Zahl der Abonnenten in der Spielzeit 2009/10 um zwanzig Prozent gestiegen. Bei 586 festen Spielzeit-Abos hält man derzeit.

„Viel mehr Abonnements streben wir gar nicht an“, sagt Robert Pienz. Das überrascht zunächst, ist aus künstlerischer Sicht aber nachvollziehbar: „Bis zu fünfzig Prozent Abonnenten seien gesund, so Pienz. Aber das Schauspielhaus solle auch weiterhin eine „Adresse des freien Verkaufs“ bleiben." Nur so komme durch Mundpropaganda immer neues, neugieriges Publikum dazu. „Es wichtig, dass unser Publikum nicht zur geschlossenen Gesellschaft wird, die miteinander altert.“

Mit 52.020 Besuchern in weit mehr als vierhundert eigenen Vorstellungen konnte das Schauspielhaus Salzburg im Jahr 2009 seine erfolgreiche Position aus den Jahren 2007 und 2008 halten“, sagte Robert Pienz Das entspricht einer Auslastung von über achtzig Prozent. Damit bleibe auch die hohe Eigenleistung am Gesamtbudget mit dreißig Prozent stabil.

Es sei „keine Kunst“ auch eine Auslastung von neunzig Prozent zu erreichten, betont Pienz. Dazu müsse man nur „noch mehr Shakespeare, Frisch und Boulevard spielen“. Er und sein Team stellten aber den Anspruch, auch unbekanntes, riskantes oder verstörendes Theater zu machen: „Wir dürfen nicht unter die dreißig Prozent Eigenleistung kommen. Aber die Auslastung von 'nur' achtzig Prozent erlauben wir uns. Unsere Sponsoren helfen uns, diesen Anspruch zu halten.“ (Wird fortgesetzt)

Zum Teil 2: Hamlet ist kein Hund
Bild: Schauspielhaus