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Sieben Finger und das echte Leben

WINTERFEST

07/10/11 Zirkus wird gemacht und nichts als Zirkus! Das Winterfest ist nach dem Intermezzo als lokaler Veranstalter im Vorjahr zu seiner Kernaufgabe zurückgekehrt. Vier Zirkustruppen in zwei Zelten an den beiden „Ufern“ des Teiches im Volksgarten bieten wieder Einblick in die moderne Zirkuskunst.

Von Heidemarie Klabacher

Es ist bereits das elfte Winterfest, das heuer von 24. November bis 6. Jänner über die Manege geht: Das große Theaterzelt wird Heimstatt der beiden Compagnien „The 7 Fingers“ und „Le Boustrophédon“. Im intimeren Zirkuszelt gastieren der „Cirque Rasposo“ und die beiden „Solisten“ Jean Paul Lefeuvre und Didier André, die alle schon Gäste von Georg Daxner beim Winterfest waren.

„The 7 Fingers“ werden mit ihrem Stück „La Vie“ vom Himmel durch die Welt zur Hölle führen - und dort verweilen. Es sei ein sehr „urbanes“ abgründiges Stück, eine Art teuflisches Varieté - das in Skandinavien als „Familienstück“ eingeschätzt wurde, in Deutschland dagegen als Aufführung nur für Erwachsene. Er habe sich mit seinem Team für eine Altersempfehlung ab zwölf Jahren entschieden, berichtete Georg Daxner heute Freitag (7.10.) im Europark - der Zentrale des neuen Hauptsponsors „Spar“. „La Vie“ steht vom 24. November bis 22. Dezember auf dem Spielplan.

Das zweite Stück im Theaterzelt ist „Cour Miracles“ von der Truppe „Le Boustrophédon“. „Das ist vielleicht das wertvollste Stück“, das er je beim Winterfest präsentiert habe, so Georg Daxner: Entstanden sei „Le Vie“ in einem Flüchtlingslager und erzähle von den Nöten der Menschen in allen Kriegs- und Krisengebieten der Erden. „Eine Überlebensstrategie ist es, auch den größten Entbehrungen und Gefahren mit Humor zu begegnen.“ Das tut „Le Boustrophédon“ - noch dazu mit einer schauspielerisch einzigartigen Form, so Georg Daxner: „Die Artisten befestigen lebensgroße Puppen an ihrem Körper - und man weiß nie genau, wer gerade was ist.“ „Cour Miracles“ (Hof der Wunder) steht von 26. Dezember bis 6. Jänner auf dem Spielplan.

Ein Blick ins Zirkuszelt - in man heuer erstmals versuchen werde, die Plätze ebenfalls zu nummerieren: Die Drängelei und die Spannung vor Einlass zu Produktionen mit freier Platzwahl habe ihn zu diesem Experiment im Zirkusrund bewogen: „Auch wenn wir womöglich nur beweisen, dass es doch nicht möglich ist.“ Das Salzburger Publikum sei eben so, er erwäge, es in den Zirkus nach Frankreich zu schicken, damit die Menschen sehen, dass es auch anders geht. Diesmal aber eben nummerierte Plätze im Zirkuszelt für 350 Personen:

Hier singt der „Cirque Rasposo“ das „Lied des Truthahns“: „Le Chant du Dindon“ sei, so Georg Daxner, wieder die vertraute Situation des Blicks in das Wohnzimmer einer Zirkusfamilie. Dies sei DAS Stück für die ganze Familie vom Enkel bis zu den Großeltern: „Klassische Unterhaltung auf Weltniveau.“

Eine echte Rarität - und eine Uraufführung, die sie unbedingt beim Winterfest spielen wollten, bieten die beiden Stars Jean Paul Lefeuvre und Didier André als „L’Atelier Lefeuvre & Andre“.

Es gibt in Frankreich, in der Nähe von Avalon, ein Kunstprojekt, bei dem einzelne Künstler beauftragt werden, ein mobiles Stück zu kreieren, das in einem Autobus aufgeführt wird. Dieser Theaterbus fahre durch die Lande, je zwanzig Zuschauer können an Ort und Stelle einsteigen. Für diesen Bus haben auch Lefeuvre und Didier vor wenigen Jahren Stücke entwickelt.

„Der Bus ist aber schon dreißig Jahre alt - und schafft es nicht mehr bis Salzburg.“ Daher hätten die beiden Künstler zwei „ortsgebundene“ Kammerstücke unter dem Titel „8m3“ entwickelt: acht Quadratmeter - die Gesamtgröße der Spielfläche.

Didier André erzählt vom Zirkus zu Hause „Che Moi Circus“. Der geniale Jongleur Jean-Paul Lefeuvre fährt in einem imaginären Bus mit seinem Publikum - und setze die Schwerkraft außer Kraft. „Wenn der eine spielt, macht der andere die Technik - und umgekehrt. In der Pause machen beide den Umbau.“

Fakten zum Winterfest: Erstmals gibt es ein Last-Minute-Ticket für Studenten. Das „Vorhang-Auf!“-Ticket bietet schnell Entschlossenen attraktive Konditionen, Kombiticket und Circuspass ebenso. Georg Daxner will die Preise weiterhin „leistbar“ halten, damit seine Gäste möglichst alle Vorstellungen besuchen können. Tickets gelten wieder als Buskarten, auch ein limitiertes Kontingent ermäßigter Karten „Hunger auf Kunst und Kultur“ stellt das Winterfest zur Verfügung. Erstmals gibt es einen Winterfest-Ticket-Verkauf auch m Europark.

Winterfest 2011 von 24. November bis 6. Jänner im Volksgarten - www.winterfest.at
Bilder: Nico Stinghe und ODC Photo/Raphaël Kann/Lucetg.com und Florence Delahaye/Matthieu Hagene

 

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