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Unsere Pyramiden - Plastikmüllberge

KABARETT / MOTZART / RATSCHILLER

31/01/12 Frischer Wind für die MotzArt-Woche: Hosea Ratschiller schuf mit seinem Programm „Das gehört nicht hierher“ vor allem für die jungen Leute gezielt eine lockere Atmosphäre, die das Publikum zwar nicht auf Anhieb von den Stühlen reißt, aber mit der Zeit die Lust auf Lachen und Nachdenken anregt.

Von Ana Bilandzija

Als Rahmen dient dem selber vergleichsweise jungen Kabarettisten - bekannt als Moderator bei FM4 - das Begräbnis des Großvaters im Kärntner Tschurtschach, bei dem Ratschiller diverse Anekdoten über seinen Opa und dessen Leben erzählt. Dabei schweift er öfter ab und erreicht auf diese Weise viele andere Themenbereiche.

Fragen werden unverblümt in den Raum geworfen, auf die nie vollständige Antworten werden folgen können. Zum Beispiel, so Ratschiller, hätte sein Großvater, ein durchaus gebildeter und cleverer Mann, durchaus ein Intellektueller werden können, wenn es damals in dem Bundesland nur eine Buchhandlung gegeben hätte. Frage ans Publikum: Ist eine Welt mit mehr Akademikerinnen und Akademikern wirklich eine bessere Welt? Ratschiller informiert: „Bob Dylan ist Studienabbrecher, Dieter Bohlen hingegen Absolvent.“

Sehr viel komplexere Fragen sind die politischen, menschlichen, teils auch philosophischen. Immer wieder von der Erinnerung an den Großvater ausgehend, wirft Hoesa Ratschiller Thematiken auf, die jeden von uns mehr oder weniger beschäftigen.

Sehr akzentuiert bringt er seine Kritik hervor, eingepackt in leicht schräge Ironie - etwa an den Medien, die nur noch aus den tagtäglichen Krisen und Kämpfe innerhalb der Finanzmärkte bestünden: „Schuldenkrise hier, Schuldenbremse da. Warum berichtet man nicht von Umwelt- und Armutskrisen, die der Erde tatsächlich zu schaffen machen?“ Wo sind dazu die vermeintlichen Experten im Fernsehprogramm? Sollte in zweihundert Jahren jemanden an uns denken, werde derjenige kaum Relikte der Vielfalt und der Kulturen der Welt finden, sondern die Spuren unserer Ignoranz: „Das werden unsere Pyramiden sein – Plastikmüllberge!“

Auch solch ernste Themen werden von Hoesea Ratschiller beißend satirisch angesprochen - was nicht nur Schmunzeln und Gelächter hervorruft, sondern durchaus auch kollektives Nachdenken. Von Alt- und Neonazis über bedingungslos kapitalistische Werte bis hin zu modernen Formen der Sklaverei sind es viele verschiedene Zielscheiben, die Ratschiller im Visier hat.

Deshalb fragt sich auch dieser junge Mann auf der Bühne: „Wozu bin ich am Leben? Für die Gratispornos und damit den Talkshows nicht die Themen ausgehen? Das ist mir zu wenig.“ Und tatsächlich sollte uns dies, in Hinblick auf all die großen und kleinen Miseren, nicht genügen dürfen.

Heute, Dienstag bei MotzArt in der ARGEkultur: I Stangl mit seinem Programm „Es gilt die Ungustlvermutung“. In den nächsten Tagen Andreas Rebers (1.2.) und Andrea Händler (2.2.) - www.argekultur.at
Bild: ARGE/Conny Habbel

 

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