Der Wahnwitz schleicht sich in Socken an

KLEINES THEATER / AMARETTO

05/06/12 Ludger will sich umbringen, weil ihn seine Frau betrügt. Er hat aber leider gerade nur seine elastischen Hosenträger bei der Hand. Da trifft er auf eine Frau, die über mehr Waffen verfügt, als man ihr zugetraut hätte… „Amaretto“ mit Anita Köchl und Edi Jäger.

Von Ursula Trojan

Vollmond im Park. Neben einem Gackerlsackerl-Automaten steht eine einsame Bank. Eine Stadtstreicherin taucht auf mit all ihrem Hab und Gut. Sie will sich in Ruhe – obwohl widmungswidrig – hier ihr Nachtlager einrichten. Doch da wird sie gestört von einem Mann in Smoking, der auf Socken umher huscht und dringend telefonieren muss. Verzweifelt bittet er sie, ihm kurz ihr Smartphone (!) zur Verfügung zu stellen. Was jetzt beginnt, ist ein irrwitziger Schlagabtausch von Pointen, ein wahres Wortgefecht der beiden Akteure. Das geht so weit, dass sich die beiden gegenseitig zu therapieren beginnen.

Der bekannte österreichische Autor Uli Brée hat seinem Stück den Untertitel „ Wenn ich jemanden liebe, dann bekommt er das auch zu spüren“ verpasst. Und da kommen Anita Köchl und Edi Jäger ins Spiel und sind in ihrem Element. Ob sich das Paar in Filmszenen hineinmanövriert oder in clownesken Bereichen überzeugt – das Duo bleibt von A bis Z authentisch und liefert mit jeder Minute köstliche Unterhaltung. Absurd, was alles an (Müll-)Requisiten aus dem Mistkübel im Park kommt. Regisseur Hanspeter Horner lässt seine Protagonisten immer zum Schmunzeln, aber nie als lächerliche Figuren agieren. Gebannt verfolgt der Zuschauer die Entwicklung der beiden Personen, handelt es sich doch um eine „Beziehungs“-Komödie. Wenn man zuletzt meint, den beiden auf die Schliche gekommen zu sein, wird man schon kurz darauf eines anderen belehrt und der Teufelsreigen geht weiter.

Der Figur des Ludger gegenüber (so nennt sich der edle Herr) regiert mehr das Mitgefühl als schonungslose Schadenfreude: Er ist auch wirklich immer der Deschek. Tabatha, die Sandlerin dagegen hat alles in der Hand. Sogar die passende Waffe.

Nächste Aufführungen: 6., 15., 16. und 21. Juni – www.kleinestheater.at
Bild: Kleines Theater