Ab morgen heißt es wieder „Bim Bam“

TOIHAUS / KLEINKINDERTHEATER-FESTIVAL

20/02/15 Jedes Kind hat schon mal Steine aufgeklaubt, und manche Form hat in den jungen Leuten (und auch in ihren Eltern) die Imagination zu Figuren hervorgerufen. Der Spanier Tian Gombau hat das Figurenspiel mit Steinen, des also jedem noch so kleinen Kind ganz nahe sein sollte, für eine Theaterproduktion genutzt.

Von Reinhard Kriechbaum

Tian Gombau ist mit „Piedra a Piedra“ (Stein für Stein) einer der ausländischen Gäste beim morgen Samstag (21.2.) beginnenden Kleinkindertheater-Festival „Bim Bam“. Zwölf Produktionen aus sieben Ländern werden bis 15. März zu sehen sein, die meisten im Toihaus. Ein Kennzeichen von Kleinkindertheater ist natürlich, dass es eine Sache für nur ganz wenige Zuschauer auf einmal ist. Aber bei so vielen Vorstellungen – sechzig werden es sein im Lauf der drei Wochen – kommt doch eine erkleckliche Publikumszahl zusammen. Mit rund dreitausend jungen Besuchern rechnet man.

Zum fünften Mal gibt es das im Zweijahres-Rhythmus stattfindende Festival „Bim Bam“. Helga Gruber ist die künstlerische Leiterin. Mit der Kleinst- und Kleinkinder-Schiene sei das Salzburger Toihaus immer wieder Impulsgeber, sagt sie. Wie sie und die Toihaus-Leiterin Myrto Dimitriadou sich das erklären? Das Toihaus, erklären die beiden, sei eben eines der ganz wenigen Theater, das auf der Kinder- und der Erwachsenenschiene laufe. Das befruchtet. „Der künstlerische Zugang ist entscheidend“, sagt Helga Gruber, er drücke den Respekt aus vor den jungen Menschen: „Sie werden als vollwertiges Publikum angesehen.“

Längst ist man Teil eines internationalen Netzwerks. „Small Size, big citicens“ heißt es. Man pflegt regen Austausch untereinander und hat auch Qualitätskriterien entwickelt. Bringt es eine Aufführung zur „Small Size Produktion“, ist das nicht nur mit EU-Geld verbunden, sondern es ist auch ein gewisser Standard festgeschrieben. Ein Gütesiegel. Eine Zusammenarbeit ist zum Beispiel die neue Toihaus-Produktion „Bildergeschichten / Histoire de Signes“, die in der Stadtbibliothek aus der Taufe gehoben und gemeinsam mit „Les Singuliers Associés“ aus Frankreich umgesetzt wird.

Nahe rücken heißt es fast bei jeder der Produktionen, denn Kleinkinder-Theater verträgt keine weiten Distanzen. In einem Fall geht man heuer aber doch ins „republic“. „Schmetterlinge – Farfalle“ ist ein multimediales, interaktives Tanztheater der italienischen Gruppe TPO (Teatro di Piazza o d’Occasione). In diesem Fall geht es um Verwandlung. Leuchtpunkte werden zu Musikinstrumenten, eine Larve verwandelt sich in einen Schmetterling – und für Imagination bleibt gewiss ausreichend Raum.

Kooperationspartner von „Bim Bam“ sind das Nexus und die Lungauer Kulturvereinigung, man geht einige Male aus der Stadt hinaus. Erstmals wird es auch begleitende Workshops geben: Künstlerinnen des Toihaus besuchen Schulklassen.

„Das Publikum für Kleinstkindertheater ist im Allgemeinen kein Stammpublikum“, weiß Helga Gruber. Es wechsle im Durchschnitt alle zwei oder drei Jahre. Sprich: „Die ersten Bim-Bam-Zuschauerinnen und Zuschauer sind schon in der Pubertät.“ Diese Älteren können sich dann ruhig vom Theater für die Großen ansprechen und fesseln lassen – so die Ideologie von Myrto Dimitriadou, die von speziellem Jugendtheater gar nicht so viel hält. Dass „Bim Bam“ heuer zwei Produktionen für Acht- bis Zehnjährige bereit hält, ist eher die Ausnahme.

„Theater für die Allerjüngsten bezeichnet einen künstlerischen Experimentierraum, der einmalige Berührungen zwischen erwachsenem und kindlichem Wahrnehmen ermöglicht“, beschreibt Helga Gruber die spezielle Herausforderung. Es komme zu einer „immer wieder erstaunlichen Begegnung zwischen Groß und Klein“, und dieses Theater werde oft als überraschende gegenseitige Bereicherung empfunden. Sprich: „Es ist immer auch ein Festival für Erwachsene.“ Ergiebig sei „Bim Bam“ nicht zuletzt deshalb, weil man sich weit weg von überlieferten Kindertheaterklischees bewege.

Ziemlich international ist die Auftakt-Aufführung, am Samstag und Sonntag (21./22.2.) im Toihaus. Die Compagnie Forest Beats war schon in Frankreich, Spanien, Italien und im Fernen Osten unterwegs. Für „Palindrom“ tauchen ein Tänzer, ein Komponist und ein Videokünstler ein in die Welt der vor- und rückwärts laufenden Wörter und Dinge.

„Herr Satie“ ist ein Theater mit Papier und Musik (eben von Eric Satie) von dem polnischen Teatr Atofri. „Hane og Hund“ (Er und Sie) heißt ein Stück der dänischen Kompagnie Aben Dans (Offener Tanz). Die Gruppe „La Barracca“ gehört in Italien zum Urgestein des Kleinkindertheaters und ist Stammgast beim Salzburger Festival. Das Stück „On/Off“ hat mit Licht zu tun. Das eingangs erwähnte Figurentheater mit Steinen wir im Spielzeugmuseum gezeigt. In Holz arbeitet das deutsche Helios Theater, dessen Gastbeitrag folgerichtig „Holzklopfen“ heißt. Das Toihaus selbst steuert natürlich auch eine ganze Reihe von Aufführungen aus seinem Repertoire für die ganz Kleinen bei.

„Bim Bam 2015“ dauert von 21.2. bis 15.3. – www.toihaus.at
Bilder: dpk-krie (1); Toihaus Theater (3)