Leichte Muse, großes Drama

SCHAUSPIELHAUS SALZBURG / SPIELZEIT 2015/16

23/04/15 Die Badewanne ist weit nach Mitternacht und dem letzten O-Bus im Neutor gefüllt worden, unter Polizeischutz, versteht sich. Der Bürgermeister hat es freundlicherweise goutiert, dass vor seinem Amtssitz ein wenig Revolution gespielt worden ist. Und der  Blickwinkel auf die Hochstapler vor dem „Sacher“ konnte nur vom mitten auf der Schwarzstraße liegenden Fotographen eingenommen werden.

Von Heidemarie Klabacher

Viel Ehrgeiz. Große Titel. Gepflegte Unterhaltung. Ambitionierte Kinder- und Jugendschiene: Der Spielplan des kommenden Theaterjahres im Schauspielhaus Salzburg spiegle genau die Vorstellungen und Erwartungen von Publikum, Intendanten und Ensemble. Robert Pienz und sein Team haben heute Donnerstag (23.4.) das Programm der Spielzeit 2015/16 präsentiert.

Die Regisseurinnen und Regisseure werden sich zusammenreißen müssen, wenn ihre Inszenierungen das einlösen wollen, was die frechen – von Chris Rögl in der menschenleeren nächtlichen Altstadt geschossenen – Sujetfotos zu den einzelnen Produktionen versprechen.

Mit einer Bühnenfassung von Joseph Roths „Hiob“ wird am 17. September im Saal des Schauspielhauses die Saison eröffnet. Regie führen wird Rudolf Frey, den Robert Pienz seit Jahren „konsequent“ ins Schauspielhaus lädt und „dessen Karriere wir seit Jahren mit kollegialer Freude verfolgen“. Mit der Komödie „Paarungen“ von Eric Assous in der Regie von Robert Pienz startet am 23. September die Saison im Studio.

Mit Schillers Drama „Die Räuber“ in der Regie von Maya Franke steht der erste große Klassiker auf dem Programm. „Die Räuber haben mit dem derzeit so aktuellen Thema Radikalisierung zu tun“, sagt Christoph Batscheider, Dramaturg und Regisseur am Schauspielhaus. „Wie wird aus Enttäuschung Gewalt und aus Gewalt eine Spirale, aus der man nicht mehr herauskommt?“

Geheimnisvolle und beängstigende Ereignisse auf einer Autobahnraststätte stehen im Mittelpunkt des neuen Stückes von Ferdinand Schmalz: „Dosenfleisch“ kommt im November als Koproduktion mit dem Theatre National du Luxemburg auf die Studio-Bühne. Der leichten Muse huldigt man heuer auf Weihnachten und den Jahreswechsel hin mit Marc Camolettis Gaunerkomödie „Grand Hotel Palace“ in der Regie von Christoph Batscheider.

Ernster zu gehen wird es in Maxi Obexers neuem Stück „Illegale Helfer“, in dem genau solche zu Wort kommen: Menschen, die – oft für sie selber überraschend – zu Fluchhelfern für illegale Einwanderer geworden sind. „Illegale Helfer“ wird im Auftrag des WDR auch als Hörspiel produziert. Die Uraufführung der Theaterfassung ist im Februar im Schauspielhaus zu erleben.

Ebenfalls seine Uraufführung feiert Alois Hotschnigs Stück „Im Sitzen läuft es sich besser davon“, in dem die Problemkreis Altwerden und Demenz thematisiert werden. Hotschnig habe es geschafft, so Robert Pienz, das Thema berührend und überaus komisch zu behandeln und dabei die Würde des alten Menschen hochzuhalten.

In Zeiten von Dschungelcamps und Reality-TV scheint „The Swinging Thing“ sehr gut hineinzupassen: 24stündige Tanzmarathons mit radikalem KO-Prinzip habe es in den USA schon in den 1920er-Jahren gegeben, erzählt Robert Pienz, der hier Regie führen wird. Der Roman „They Shot Horses, Don’t They“ von Horace McCoy erzählt die Geschichte eines Paares, das an einem solchen Marathon teilnimmt und tragisch scheitert: „Ein toller Stoff, eine Möglichkeit, volles Theater zu spielen.“

Besinnlicher, aber nicht unbedingt beschaulicher geht es „Zu Hause“ zu: Ingrid Lausund erzählt in einzelnen Monologen Geschichten aus dem gar nicht immer trauten Heim.

Mit Heinrich von Kleist „Der zerbrochene Krug“ steht ein weiterer „Klassiker“ auf dem Programm, „die am besten geschriebene und konstruierte Komödie in deutscher Sprache überhaupt“.

Auf der Kinder- und Jugendschiene warten eine Bühnenfassung von Kafkas „Verwandlung“, „Der Lebkuchenmann“ im Musical von David Wood und „Supergute Tage“ von Simon Stephens nach Mark Haddon auf ihr junges Publikum.

www.schauspielhaus-salzburg.at
Bilder: SSHS/Chris Rögl