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Business as usual: Streiten und sparen

HINTERGRUND / LANDESTHEATER

16/04/10 In den vergangenen Tagen schien die Sache eskaliert zu sein, die Gesprächsbasis zerstört. Von einem „Drachen in der Verwaltung“ sprach Operndirektor Bernd Feuchtner gegenüber DrehPunktKultur am Donnerstag Nachmittag (15.4.). Tags darauf, bei der Präsentation des nächstjährigen Spielplans, waren alle Seiten um Moderation bemüht.

Von Heidemarie Klabacher

altSicher ist jedenfalls, dass Bernd Feuchtner nach nur zwei Jahren das Haus verlassen wird: „Man bekommt Angebote - man lehnt sie ab, oder man lehnt sie nicht mehr ab.“ Letzteres sei nun der Fall. Er wird ab 2011/12 künstlerischer Leiter der Händel-Festspiele und Chefdramaturg für alle Sparten in Karlsruhe am Badischen Staatstheater. „Das ist  übernächstes Jahr. Ich bin also durchaus noch dran interessiert, hier bis dahin noch gute Arbeitsbedingungen zu bekommen.“

Entzündet hat sich der Konflikt zwischen Bernd Feuchtner und der Verwaltungsdirektorin Susanne Scharnhorst an der Musiktheaterproduktion „Die Nacht des Jay Schwarz“. Selbstverständlich sei die Produktion in der Kalkulation vorgesehen gewesen, betont Intendant Carl Philip von Maldeghem. Allerdings sei bei der Produktionskosten-Kalkulation im Juli noch nicht genug über das Projekt bekannt gewesen, und man habe „Luftnummern“ eingetragen. „Und jetzt stellte das Projekt andere Anforderungen.“ Das Projekt mit dem Mozarteumorchester unter der Leitung von Leo Hussain wird dennoch realiert, so Maldeghem, man habe „umgeschichtet“. Bernd Feuchtner: „Nicht in der Traumversion, sondern in einer reduzierten Fassung.“ Bernd Feuchtner war übrigens nicht beim Pressegespräch heute Freitag (16.4.) anwesend, "aber nur, weil er einen schon lange vereinbarten Termin mit einem Opernkomponisten wahrnimmt", betonte Maldeghem.

altSie mische sich „nie in künstlerische Entscheidungen ein“, betonte Susanne Scharnhorst. „Es gibt ein Budget, und der Intendant sagt, was damit gemacht wird.“ Diskussionen gibt es höchstens um Alternativen.

Für Susanne Scharnhorst, die Verwaltungsdirektorin im Landestheater, fand Feuchtner am Donnerstag (15.4.) Nachmittag wenig schmeichelhafte Worte. Es sei, so der Opernchef gegenüber DrehPunktKultur, „österreichweit bekannt, dass Frau Scharnhorst eine Art hat mit Kollegen umzugehen, die dem künstlerischen Betrieb nicht förderlich sind“. Frau Scharnhorst sei, so Feuchtners Vorwurf, nicht der der Meinung, „die Verwaltung müsse die Kunst nähren, sondern die Kunst die Verwaltung“. „Man kann mit Kollegen und Mitarbeitern nicht so umgehen, so kann keine Kunst entstehen. Das wusste Hochstraate, daran ist Dolder letztlich zerbrochen. Ich möchte nicht, dass Maldeghem ähnliches passiert“, sagt Bernd Feuchtner. Konfrontationen habe es schon von Anfang an gegeben, nun sei der Konflikt eben eskaliert.

„Das ist für mich eine völlige unaufgeregte Angelegenheit“, so der Theaterausschuss-Vorsitzende David Brenner. Nach einem „tollen Neustart“ sei es nur natürlich, dass es Reibungen gibt. „Es konnten in den ersten Monaten eben nicht alle Abstimmungen getroffen werden. Darüber muss jetzt gesprochen werden.“ Die Schnittstelle zwischen „Kunst und Finanzen“ sei immer sensibel.

Auch für die kaufmännische Direktorin Susanne Scharnhorst ist es ein „Konflikt der sich überbrücken lässt“: „Kunst kostet sehr viel Geld. Wir haben den Auftrag, Kunst zu machen und wirtschaftlich und sparsam zu arbeiten“. Es gebe eben bestimmte Ressourcen und unterschiedliche Meinungen, „wie wir sie ausgeben“. Da seien Reibungen „systemimmanent“, ja „Business as usual“.

Bilder: dpk-klaba (1); Salzburger Landestheater (1)
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Die Spielzeit 2010/11 im Landestheater: Oper, Ballett
Die Spielzeit 2010/11 im Landestheater: Schauspiel, Junges Land
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