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Mafia und Zistl-Alm

LANDESTHEATER / SPIELZEIT 2016/17/ SCHAUSPIEL

07/04/16 Alltag und Tagespolitik möglichst ohne Brechung, Verfremdung oder gar Poesie auf die Bühne gebracht - Theater heute? Zum Glück hat Schiller „Don Carlos“ geschrieben und da geht es - auch - um Politik. „Frei und gleich geboren“ ist das Motto der Spielzeit 2016/17 im Landestheater.

Von Heidemarie Klabacher

„Wir sind keine Barbaren“ heißt das Stück von Philipp Löhle, mit dem in den Kammerspielen die Schauspielsaison 2016/17 am Landestheater eröffnet wird. „Ein Stück in einer Virginia Woolf-Konstellation“, nennt es die Chefdramaturgin Friederike Bernau: Zwei Ehepaare, einen aufgenommenen Fremden und einem Chor der Bürger, der das „Wir sind alle gleich“ beschwört, hat Claus Tröger in Szene zu setzen.

Da Affen 98 Prozent ihres Genoms mit dem Menschen gemeinsam haben, gibt es da und dort Initiativen, Grundrechte für Affen zu fordern. Grund genug, Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ auf die Bühne zu bringen, geht es in dem Prosatext doch um die Evolution vom Affen zum Menschen. Da hat es doch schon eine – übrigens sehr gute – Aufführung in einem aufgelassenen Kliniktrakt im Landeskrankenhaus gegeben... Premiere der Inszenierung von Carl Philip von Maldeghem ist „ausnahmsweise“ schon im Mai der laufenden und zwar in Seekirchen. Im September kommt das Stück ebenfalls in die Kammerspiele.

Ein „Wunschstück seit Jahren“ ist für das Leitungsteam Schillers „Don Carlos“. Ein „großer Wurf“, lobt Chefdramaturgin Bernau. Regisseurin ist Alexandra Liedtke, die bereits „Kabale und Liebe“ sowie „Alpenkönig und Menschenfeind“ inszeniert hat. Mit „Flüchtlingsgespräche“ ist man wieder in der Aktualität und im Alltag angekommen. Das Stück basiert auf Bertold Brecht und wird in Kooperation mit dem Studiengang „Szenisches Schreiben“ an der Universität der Künste Berlin und dem Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum entstehen.

Die „Ilias“ auf die Bühne zu bringen, ist dramaturgisch durchaus zwingend, wenn man mitbedenkt, dass ihr Autor Homer mit großer Wahrscheinlichkeit aus Kleinasien stammt – also genau dort geboren wurde, wo die aktuelle Flüchtlingskrise, zumindest für uns Mitteleuropäer, ihren Ausgang nimmt. „Die Ilias ist einer der wichtigsten Abendländischen Texte“, sagt Carl Philip von Maldeghem. Da kann man dem Direktor, der Homer selber inszenieren wird, nur Recht geben.

„Seit den Dramoletten sind wir total angefixt von der unglaublichen Sprache Thomas Bernhards“, sagt Friederike Bernau. „Die Macht der Gewohnheit“ ist das Stück mit den Zirkusleuten und dem Forellenquintett: „Spitzfindig und schrecklich komödiantisch – genau das richtige für Regisseur Marco Dott.“

Ferdinand von Schirachs Stück „Terror“ ist derzeit auf vielen Bühnen zu erleben. „Eine Versuchsanordnung über Schuld und Nicht-Schuld.“ Die Entscheidung am Ende überlässt der Autor dem jeweiligen Publikum. In Salzburg inszenieren wird Dedi Baron.

Wie war das mit dem Jahresmotto „Frei und gleich geboren“? Frauen waren immer schon ungleicher – und ganz besonders Frauen wie Lulu. Ihr Schicksal geht diesmal nicht in der Oper, sondern in Frank Wedekinds Drama in der Regie des Intendanten über die Bühne des Landestheaters. Als Kooperation mit der „Stadt Schiff­Fahrt GmbH“ wird unter dem Titel „Novecento“ die Legende vom Ozeanpianisten auf der Salzach­Insel­Bar über die Bühne gehen.

Was Schräges könnte die Uraufführung „Virginia Hill“ bringen. Peter Blaikner ist über die – authentische - Geschichte der Amerikanerin gestolpert, die 1916 in schlechtesten Verhältnissen geboren, Drogenkurier für die Mafia wurde, sich in einen Promo-Schilehrer vom Gaisberg (echt wahr!) verliebte, aber leider auch noch als Schwiegertochter auf der Zistl-Alm die Mafia erpressen wollte…

Das Spielzeitheft 2016/17 zum Downloadwww.salzburger-landestheater.at
Bilder: Landestheater
Zur Vorschau Oper Neutöner aus Litauen und den USA

 

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