18/12/22 Wenn wieder einmal etwas gründlich daneben gegangen ist, dann setzt er ein Pokerface auf und kichert so unschuldig-verlegen, dass man ihn am liebsten in die Arme nehmen und trösten wollte. Dieses Kichern ist Markenzeichen und running gag zugleich.
17/12/22 Früher haben Autoren von Screwball-Comedies darüber nachdenken müssen, wie sie einen Plot drehen und wenden, damit immer die falschen Leute durch die Türen kommen. Und die Bühnenbildner mussten Türen in ausreichender Zahl bereitstellen.
05/12/22 Das Thema ist so kindgerecht märchenhaft wie gesellschaftspolitisch aktuell. Boden- und Immobilien-Spekulation. Drängender Wohnbedarf. Gentrifizierung und diesbezüglich engagierte Ortskaiser-Innen... Dreißgig Jahre jung und noch immer brandneu Das Hausgeisterhaus und seine Belegschaft.
28/11/22 Wie eine Geschichte ihre Geschichte verliert oder: Thomas Manns Buddenbrooks in der Verbühnisierung durch John von Düffel. Ohne historischen Kontext bleibt vom Jahrhundert-Roman im Landestheater in der Regie von Alexandra Liedtke bloß eine simple Zusammenfassung der zentralen Familienturbulenzen.
07/11/22 Wenn ein Kobold an einem menschlichen Ding hängen bleibt oder von einem Menschen gefangen wird, dann wird er sichtbar. Und er muss bei diesem Menschen bleiben. So das „Koboldgesetz“. Damit hat nicht nur der Pumuckl, sondern auch Meister Eder wenig Freude. „Tischler wollen nämlich ihre Ruhe. Menschengesetz.“
13/11/22 Da wird ein Konzertflügel auf die Bühne gezaubert als Untersatz für den Akrobaten Daniel Therrien. Der steppt zu Queens Bohemien Rhapsody dann hinein ins Ballett des neu elektrifizierten Schnürbodens. Im Rampenlicht: Robert Kofler und Johannes Gruber am Technikpult und ihre Show mit der Bühnen-Maschinerie.
09/11/22 Das Open Mind Festival ist seit Jahren ein Herzstück des Programms der ARGEkultur: Gesellschaftliche, wissenschaftliche oder künstlerische Themen werden mittels Theater, Performance, Medienkunst, Diskussion oder Musik behandelt. Heuer eröffnet mit dem Festival die neue, rein digitale Spielstätte, das digitale Foyer.
08/11/22 Theater stellt heute ganz andere Anforderungen an Bühnenlicht als zu Zeiten der Monarchie-Theaterarchitekten Helmer&Fellner. Deshalb wuchern in den meisten älteren Theaterbauten die Scheinwerferbatterien längst hinaus in den Zuschauerraum. Im Salzburger Landestheater war es nicht anders.
04/11/22 Der Film von Kay Pollak aus 2004 war ein echter Hit. Die Arche-Typen eines schwedischen Landchores haben menschelndes Gewebe freigelegt, das so gar nicht maniriert wirkte, obgleich es das natürlich war... Das Schauspielhaus bringt eine sehr gelungene Umsetzung des Filmerfolgs auf die Bühne.
12/10/22Effi Briest. Fontanes Roman aus dem bürgerlichen Bildungskanon überzeugt auf der Bühne des Oval als beeindruckende Sololeistung. Lisa Fertner schaukelt die Hauptrolle – und sich selber emotional auf – anhand von Bühnenfassung und Inszenierung Falco Blomes. Aber Effi!
07/10/22 Worunter Argan nicht alles zu leiden hat: negative Schwingungen, Aurastörungen, Blockaden – „energetisch so gut wie tot“, diagnostiziert ihm der Doktor. – Molières Der Eingebildete Kranke, frech, bunt, schrill und urkomisch in einer Aufführung der freien Bühne Salzburg.
28/09/22 Hin und Her. Auf und Ab. Wellen. Ein hauchzartes Tuch. Riesig. Tänzeinnen. Der Klang ihres Atems. Der Klang ihrer Schritte. Ist das Tuch eine Hülle? Eine Friedensfahne? Eine Fruchtblase? Ein Totentuch?
26/09/22 Was wäre gewesen, wenn? Was würde sich ändern, wenn? Ein unerfülltes Leben in erfüllten Möglichkeiten oder die Lebenserfüllung im Unerfüllten? Eine Spielanordnung von Max Frisch in Biografie: Ein Spiel im Europark-Oval als Ausweichquartier für die Kammerspiele.
26/09/22 Während das Publikum im OffTheater Platz nimmt, ist Fred mit Staubsaugen beschäftigt. Übergründlich erledigt er das. Man ahnt schon vor dem Beginn der Komödie: ein Muster von einem guten Ehemann, aber gewiss nicht einer von dem Format, wie ihn eine Frau wie Anett erträumt.
19/09/22 Wenige Werke aus dem literarischen Kanon haben eine so nachhaltige und breit gestreute Wirksamkeit entfaltet wie das Buch der jungen Mary Shelley. Die denkwürdigen Umstände seiner Entstehung entsprechen der bemerkenswerten Aktualität, die über zweihundert Jahre intensiver geworden ist statt zu verblassen.