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Film und Zwölftonmusik?

BIENNALE / FILMMUSIK / EISLER

27/03/11 Es gibt auch Filmmusik jenseits des rasch in Hollywood nicht nur approbierten, sondern aufgesogenen Korngold-Sounds. Auch einem dezidierten „Zwölftöner“ wie Hanns Eisler stand das Film-Metier offen. Daran erinnerte der letzte Biennale-Abend auf der Schiene „Lichtspielmusik“.

Von Reinhard Kriechbaum

altHanns Eisler (1898-1962), der komponierende Musik-Denker, hat in den Emigrationsjahren  in der Neuen Welt sogar einen einschlägigen Forschungsauftrag der Rockefeller Foundation erhalten. Es ging ums Ausloten der Möglichkeiten Neuer Musik im Film-Genre, und Eisler hat dazu Modellhaftes geliefert. Davon bekam man am Samstag (26.3.) im republic einiges zu sehen und zu hören. Die Studie „Regen“ von Joris Ivens und Mannus Franken zum Beispiel. Banal gesagt: eine Studie über einen Regentag in Amsterdam. In Wirklichkeit: ein in Motiv und Schnitt so sinnlich wie überlegt gebautes Form-Kunstwerk. 1929 ist der Film in den Niederlanden uraufgeführt worden, 1941 hat Hanns Eisler dazu eine Musik geschrieben, „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“. altZwölftönig, ja. Aber mit Reihen, die dann doch beinah tonal-süffige Wirkung machen, ohne die damalige Moderne zu verraten. Das Stück hat Eisler übrigens Arnold Schönberg zum Siebziger gewidmet.

Ähnlich verhielt es sich mit „White Floot“ von 1940 (Regie David Wolff, Robert Strebbins, Lionel Berman). Der eindrucksvolle Doku-Stummfilm über die landschaftsformende Kraft des Eises hätte sich gut gemacht in „Universum“, wenn es Fernsehen damals schon gegeben hätte. Dazu hat Hanns Eisler eine Musik geschrieben, die als Kammersinfonie op. 69 nachträglich auch für den Konzertsaal veröffentlicht wurde. - Eine gute Idee: die Kammersymphonie wurde vom Kammerensemble Neue Musik Berlin (Leitung: Roland Kluttig) am Ende des Abends noch einmal, ohne Film, gespielt – so wie man am Anfang den „Regen“ nur als Stummfilm, ohne Musik hat sehen dürfen. Und dann nochmal mit Musik. Fazit: Die Musik allein kann locker bestehen, der Film gewinnt durch die Töne.

Toll, wie gut synchronisiert das alles war, wie Musik und Bild zueinander fanden an diesem leidlich gut besuchten letzten Abend der "Lichtspielmusik"-Reihe. Das konnte man auch in Charlie Chaplins 1928 gedrehter köstlicher Humoreske „The Circus“ erleben. Chaplin und Hanns Eisler waren befreundet. 1947 schrieb er sein „Septett“ als Filmmusik. Zur Premiere kam es nicht, denn Eisler wurde in der McCarthy-Ära des Sympathisierens mit dem Kommunismus bezichtigt und der USA verwiesen. Das war bald drauf auch Charlie Chaplins Schicksal.

Bilder: Salzburg Biennale

 

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