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Was alles im Neuen durchscheint

SALZBURG BIENNALE / PROGRAMM 2013

09/11/12 Das wird mit Getöse losgehen, am 1. März 2013: mit Edgar Varèses Perkussions-Klassiker „Ionisation“, mit dessen „Ameriques“ und mit dem „Ballet mécanique“ von George Antheil. – Von 1. bis 17. März 2013 dauert die dritte Salzburg Biennale.

Von Reinhard Kriechbaum

Wird das von vier auf drei verlängerte Wochenenden abgespeckte Festival eine Rückschau auf die Postmoderne? Das Wort „Palimpsest“ – so das Biennale-Motto – war ja ein von dieser Zeitströmung gerne gebrauchter Begriff: Er meint etwas auf Pergament Geschriebenes, das man durch Abschaben zwar einigermaßen „wegradieren“ konnte – aber manches war trotzdem zu lesen. Auf dem dünner gewordenen Blatt manchmal auch die Buchstaben der Rückseite.

Heike Hoffmann, Leiterin der Salzburg-Biennale: „Es geht in vielen der dreißig Konzerte um die vielfältige Annäherung heutiger Komponisten an die Tradition.“ Oder um die Abgrenzung von ihr. „Auch viele zeitgenössische Komponisten vergewissern sich des eigenen Standpunktes, indem sie sich mit Werken anderer kreativ auseinandersetzen, sie bearbeiten, re-komponieren, überschreiben – gewissermaßen einen musikalischen Dialog über die Generationen hinweg führen.“

Das Thema „Palimpsest, Musik über Musik“ zieht sich auch durch die Programme der drei Reihen, die Heike Hoffmann, die zum zweiten Mal die Salzburg Biennale leitet, 2011 eingeführt hat: Die Portraitreihe „zoom“ stellt diesmal den französisch-slowenischen Posaunisten und Komponisten Vinko Globokar sowie die britische Komponistin Rebecca Saunders mit mehreren Werken und in Gesprächen vor. Im „focus“ steht diesmal das Klavier als Soloinstrument. Marino Formenti, Stephen Drury, Nicolas Hodges und das GrauSchumacher Piano Duo spielen Werke, die das Genre im 20. Jahrhundert geprägt haben.

Die attraktivste Reihe ist natürlich „szenenwechsel“, denn wann sonst kann man schon zeitgenössische Musiktheaterproduktionen in Salzburg sehen? Es sind Koproduktion mit internationalen Partnern, die erstmals in Österreich gezeigt werden. Da wird Helmut Oehrings „Kalkwerk“ (nach Thomas Bernhard) zu sehen sein und das Ensemble „Neue Vocalsolisten“ setzt Musik zwei Mal verschiedener Komponisten szenisch um. Unter dem Motto „Fabula“ tritt der Countertenor Daniel Gloger in einen Bühnen-Dialog mit Garth Knox, der Viola d’amoro spielt (dazu geht man ins Weinarchiv der Blauen Gans). „Danza Preparata“ nennt die Tänzerin Silvia Bertoncelli ein Programm mit Musik von John Cage. Der Schlagzeuger und Komponist Matthias Kaul nennt einen szenischen Abend „Kafkas Heidelbeeren“. Auch das Schlagzeug-Konzert von Jean-Pierre Drouet unter dem Motto „Parcours“ soll szenische Erwartungen einlösen.

„Neue Musik braucht engagierte und kompetente Interpreten, die sich mit den oft schwierigen Partituren auseinandersetzen und sie zu klingendem Leben erwecken. Zur Salzburg Biennale 2013 begrüßen wir einige der besten – darunter das Ensemble Modern Orchestra, das ensemble musikFabrik, Laboratorium, das Parco della musica contemporanea Ensemble und zahlreiche internationale Solisten, aber auch das in Salzburg beheimatete oenm sowie junge Musiker der Universität Mozarteum“, so Heike Hoffmann. Letztere wird der am Mozarteum unterrichtende Peter Sadlo sammeln und präparieren – für den eingangs erwähnten Eröffnungsabend mit der „Ionisation“.

Am 3. März ist das oenm für die Träger des „Musikpreises Salzburg“ im Einsatz, für Georg Friedrich Haas und Aureliano Cattaneo. – Insgesamt wird man Musik von 46 Komponisten aus 18 Ländern hören können. Sechs Uraufführungen sind angesagt, von Klaus Ager, Beat Furrer, Elena Mendoza, Wolfgang Mitterer, Gerhard E. Winkler und Rebecca Saunders. 24 Österreichische Erstaufführungen wird es geben.

Stadt und Land finanzieren die Salzburg Biennale mit je 300.000 Euro, das Land mit 65.000 Euro. Weil mit den Zahlen gelegentlich Schindluder getrieben wird: Pro Jahr ist jeweils der halbe Betrag budgetiert. Zum Gesamtbudget tragen unter anderem auch die Ernst von Siemens Musikstiftung, das Netzwerk Réseau Varèse, die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und die Forberg-Schneider-Stiftung bei. „Vor allem Partner aus dem Ausland“, konstatiert Heike Hoffmann bedauernd. Es gibt ein begleitendes Programm, auch für Salzburger Schüler.

Salzburg Biennale. Festival für Neue Musik. Von 1. Bis 17. März 2013. - http://www.salzburgbiennale.at/de/#
Bilder: dpk-klaba (1); Salzburg Biennale / Carolina Preira (1); dpk-krie (1)
Zum Kommentar Langer Atem

 

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