asdf
 

Ein musikalisches A bis Z in fünfzig Minuten

SALZBURG BIENNALE / A-RONNE II

20/03/2015 Wenn Tiergeräusche, Texte aus Bibel, von T.S. Eliot und Karl Marx auf Gurgeln und Schluchzen treffen, dann kann dies nur Luciano Berios „A-Ronne“ sein. Und selten war eine Aufführung dieses Schlüsselwerks der Moderne so lustvoll und humorvoll bei der Salzburg Biennale in der ARGEkultur.

Von Sascha-Alexander Todtner

„Am Anfang war...“ Das Wort? Wohl eher der Laut. Und damit beginnt Luciano Berios beeindruckendes Vokalwerk „A-Ronne“. Das ist in der Ursprungsfassung ein Werk für Tonband und fünf Schauspieler basierend auf dem Text von Eduardo Sanguineti.

Berio zählt mit seinen experimentellen Kompositionen zu den wichtigsten Komponisten der Neuen Musik. „A-Ronne“, das ist Erweiterung des Musikbegriffs. Sprache als Musik. Theater fürs Ohr sprechen….

Was aber die Regisseurin Ingrid von Wantoch-Rekowski zusammen mit der Compagnie Lucilia Caesar aus Berios Werk in ihrer Version mit dem Titel „A-Ronne II“ geschaffen hat, ist mehr als Theater fürs Ohr – es ist ein Schauspiel für alle Sinne.

Groteske Situationen voller Komik und Humor, die man in einem der Meisterwerke der Vokalmusik nach 1945 gar nicht erwartet hätte, werden von Wantoch-Rekowski kongenial in Szene gesetzt. Die babylonische Sprachverwirrung wurde von den fünf Schauspielern der Compagnie Lucilia Caesar nicht nur musikalisch tadellos und hervorragend aufgeführt, sondern vor allem schauspielerisch genial und leidenschaftlich absurd dargestellt.Schon das Verziehen der Mundwinkeln einer Schauspielerin oder die mechanischen Bewegungen zauberen dem Publikum ein Schmunzeln ins Gesicht .

Die preisgekrönte Produktion „A-Ronne II“ war im Rahmen der Salzburg Biennale am Donnerstag (19.3.) zur Eröffnung des dritten Biennale-Wochenendes in der ARGEKultur das erste Mal in Österreich zu erleben. Die in Belgien und Frankreich gefeierte Inszenierung ist ein Meisterwerk mit eindrucksvollem und atmosphärischem Lichtspiel (Hans Meijer), mit prächtigen Renaissance-Kostümen (Virgine Goossens & Laeticia Doffagne) und einer sehr minimalistischen Bühne mit nur fünf antiken Stühlen.

Die nur 50-minütige Produktion führt durch eine groteske und absurde Welt, die zwischen Leichtigkeit, Heiterkeit und Tiefe die richtige Balance findet, wie es nur selten in der zeitgenössischen Musik zu erleben ist. Selten war ein Konzert so amüsant und kurzweilig.

Ronne ist übrigens der letzte Buchstabe des alten italienischen Alphabets, weshalb der Titel des Werks mehr oder weniger frei übersetzt von A bis Z bedeutet. Da kann man nur hoffen, dass nach dem Z wieder ein A folgt! Das Publikum in der fast ausverkauften ARGE belohnte dieses Highlight der diesjährigen Salzburg Biennale mit tosendem Applaus.

Die Salzburg Biennale bis 22. März - www.salzburgbiennale.at
Bilder: SB/Eric Legrand

 

 

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014