Gestickt, nicht gemalt

FAISTAUER-PREIS 2017 / GALERIE IM TRAKLKAUS

01/09/17 Where have all the pictures gone? Wo all die Bilder hin sind? Keine Ahnung. Die Galerie im Traklhaus jedenfalls zeigt derzeit Arbeiten von jenen zehn Künstlerinnen und Künstlern, aus denen die Faistauer-Preisträgerin 2017 ausgewählt wurde: Doris Theres Hofer zeigt viel Ironie auf blendendem Weiß.

Von Heidemarie Klabacher

„Auf denselben sieht man nichts, als den weißen Schein des Lichts“, heißt es bei Christian Morgenstern. Das ist natürlich boshaft und stimmt als Vergleich auch nicht ganz. Denn man sieht bei sehr genauem Schauen schon etwas: Zwei überdimensionale weiße Leinwände - 287 x 185 - tragen kaum sichtbare Spuren. Schaut aus, aus wäre da ein Bild gemalt und von der Wand genommen worden: ein paar Ränder, ein paar schwarze Spritzer. Auf der zweiten Leinwand ist überhaupt nur ein winziges graues Wölkchen rechts unterhalb der Mitte. Da muss man aber mehr als sehr genau schauen. Und hat man alles gefunden und schaut noch genauer, erkennt man staunend: Alles gestickt!

Seit 45 Jahren vergibt das Land Salzburg den Faistauer-Preis für Malerei. Der Preis richtet sich an Künstlerinnen und Künstler bis Vierzig, ist mit 7.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre vergeben. Die 1979 in Linz geborene, in Wien ausgebildete und lebende Künstlerin Doris Theres Hofer ist die Faistauer-Preisträgerin 2017.

Es sei „bemerkenswert“ , erinnerte Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei der Verleihung am Donnerstag (31.8.), „dass es sich zwar um einen von Salzburg vergebenen Preis handelt, dass von Beginn an aber die Ausrichtung eine offene österreichweite war“. Die Jury heuer bestand aus Antonia Hoerschelmann von der Albertina in Wien, Ursula Hübner von der Universität für Gestaltung in Linz und Nick Oberthaler, dem Faistauer-Preisträger 2014. Aus insgesamt 88 Einreichungen wurden im Vorfeld die zehn Anwärterinnen und Anwärter für eine Ausstellung im Traklhaus ausgewählt. Nun steht mit Doris Theres Hofer die Faistauer-Preisträgerin 2017 fest, ihre beiden 2015/16 entstandenen Arbeiten stammen aus der Serie „Where Have All the Pictures Gone?“

„Doris Theres Hofer zeigt zarte Spuren auf großformatigen Leinwänden. Thematisch handelt es sich um Reste von Malerei, die die abgenommenen Bilder an einer Atelierwand festhalten. Überraschend ist die Ambivalenz zwischen ´Schmutz-Stickerei´ und der Übersetzung in den malerischen Gestus. Man muss sich damit beschäftigen, die poetisch-meditativen Arbeiten erschließen sich erst durch intensive Auseinandersetzung.“ Sagt die Jury. Man kann ihr nur zustimmen: Die weniger als einen Millimeter hohen Stiche beschäftigen in ihrer handwerkliche Präzision (wurde wohl unter einer starken Lupe gestickt), die Ironie im Überschreiten der Grenzen zwischen den Genres, zwischen Kunst und Handwerk, macht schmunzeln, wollte man doch schon beinah die schlampig geweißelte Galeriewand bemäkeln.

Weiters in der „Endrunde“ zum Faistauer-Preis und daher ebenfalls bis 14. Oktober in der Galerie im Traklhaus mit aktuellen Arbeiten vertreten sind Theresa Ulrike Cellnigg, Daniel Domig, Marc-Alexandre Dumoulin, Julia Hinterberger, Doris Theres Hofer, Maureen Kaegi, Ute Müller, Stefan Reiterer, Florian Schmidt und Martin Steininger.

Sie freue sich, sagt Dietgard Grimmer, die Leiterin der Galerie im Traklhaus, dass Arbeiten von zehn Anwärtern auf den Faistauer-Preis gezeigt werden können. Damit werde alle drei Jahre ein Einblick in die aktuelle österreichische Malerei-Szene geboten. Ein Katalog dokumentiere die jeweils aktuellen Positionen. Spannend sei auch für sie die österreichweite Ausschreibung des Preises, sagt Dietgard Grimmer: Immer wieder lerne man aus Salzburg gebürtige Künstlerinnen und Künstler kennen, die „zum Studieren weggegangen sind“, meist nach Wien, und als Faistauer-Preis-Anwärter zurückkehren. Salzburg am nächsten ist in dieser Runde der 1987 in Hallein geborene und in Wien lebende Martin Steininger.

Die Ausstellung ist bis 14. Oktober in der Galerie im Traklhaus zu sehen - www.salzburg.gv.at
Bilder: Galerie im Traklhaus/Theresa Cellnigg; Daniel Domig; Marc-Alexandre Dumoulin; Martin Steininger