Die „Schmuckstücke“ bringen den Tod

FOTOHOF / DALLAPORTA, DELMAS

19/05/10 Sind das rechte Schmuckstücke, metallglänzende Pretiosen die da als exquisite Fotoserie in Schaukästen präsentiert werden? Das genauere Hinschauen macht eine Gänsehaut, denn die vermeintlich so ästhetischen Dinge sind Landminen!

Von Reinhard Kriechbaum

Der Franzose Raphael Dallaporta treibt mit dem Entsetzen Scherz, oder genauer gesagt: Er spielt in dem Fall mit der Diskrepanz zwischen schönem Äußeren und todbringendem Inhalt. Zwei Jahre lang hat er an seiner „Landminen- und Satreubombenserie“ gearbeitet. Er hat sich Zugang übers französische Militrär zu solchen Dingen verschafft und die Objekte fotografiert, als ob es gälte, damit einen Designwettbewerb zu gewinnen. Ja, tatsächlich: Diese grauenhaften Erzeugnisse der Ingenieurskunst haben - man schämt sich, es zuzugeben - ihre eigene Ästhetik. Aber die Beschriftungen lassen keinen Zweifel daran, dass es gefährliche Dinge sind, die viel Leid in die Welt bringen. Raphael Dallaporta will unsere Sinne schärfen und möchte uns zeigen, dass der äußere Schein und der erste visuelle Eindruck eben nicht alles sind.

Der erläuternde Text ist generell wichtig in seinen Fotoserien, er gehört immer unmittelbar zum jeweiligen Foto. In der Reihe „Domestic Slavery“ geht es um Migranten, deren Illegalität die Menschen in prekäre private Arbeitsverhältnisse führt. „Haushaltssklaven“ sind sie - und Raphael Dallaporta hat ein paar Dutzend einschlägiger Lebensgeschichten schriftlich dokumentiert. Die Fotos zeigen aber nicht die Menschen - weder die modernen „Sklavenhalter“ noch ihre Opfer -, sondern die Hausfassaden. Das Dahinter interessiert den Fotografen, der den Begriff „Dokumentarfotografie“ also auf einem sehr indirekten Weg einlöst.

Alix Delmas kommt ebenfalls aus Frankreich. Sie spielt in der Serie „Sisters“ mit Licht- und Schatteneffekten unter Wasser. Gelatinesilberprints (kolorierte Folien für Theater- und Kinoprojektoren) lässt sie auf dem Wasser schwimmen, und auf dem Boden des Schwimmbeckens zeichnen sich bei Sonnenlicht flächige Schatten und Spiegelungen ab. Das hat etwas Irreales, Schwebendes.

Bis 5. Juni in der Galerie Fotohof. - www.fotohof.at
Bilder: Galerie Fotohof