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In Serie

FOTOHOF / HANS RUSTLER

05/06/18 Sorgfältig sind die Abzüge der immer gleichen Motive auf Karton geklebt. Handschriftlich sind bei jedem die Art der Belichtung, das Papier und die Chemikalien vermerkt, mit denen der jeweilige Abzug gemacht wurde. Das Archiv der Galerie Fotohof dokumentiert einen Schatz der Fotografiegeschichte, indem es an Hans Rustler erinnert.

Der Salzburger Drogist Johann Rustler hat 1931 in der damals berühmten „Agfa Photoschule“ in Berlin studiert und dort eine beeindruckende Mustermappe hergestellt, die die technischen Möglichkeiten der analogen Fotografie zu seiner Zeit zusammenfasst: Es ging ihm damals weniger um künstlerisch/ästhetische Frage, sonder in erster Linie ums Handwerkliche. Welche Papiere, welche Entwickler bringen die besten Ergebnisse? Die Haltbarkeit der Schwarzweißfotos war eine zentrale Frage damals.

Hans Rustler als Fotograf ist eine Neu-Entdeckung, die durch seine Tochter Renate Rustler-Ourth in Zusammenarbeit mit dem Fotohof-Archiv möglich gemacht wurde. Hans Rustler wurde 1910 in Liebenstein bei Eger, dem heutigen Libá, in Böhmen geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Sudetenland, bis dahin Teil der Monarchie, der Tschechoslowakischen Republik einverleibt. Ob der wirtschaftlich schlechten Lage wanderte sein Bruder Josef 1923/1924 nach Salzburg aus und gründet den Drogengroßhandel Rustler & Co in der Bergstraße. Nachdem er in Berlin an der „AGFA Photoschule“ studiert hatte, kam auch Hans Rustler als Drogist nach Salzburg. Er starb hier 1988.

Nun kann man also im Fotohof-Archiv sehen, wie analytisch Hans Rustler die Fotografie erprobt und dokumentiert hat. In Serienbelichtungen hat er mit dem Übergang vom orthochromatischen Film (der eine schlechte Empfindlichkeit für die Farbe Rot besaß) zum modernen panchromatischen Film experimentiert. Weitere Beispiele zeigen die Auswirkungen von Entwicklungsfehlern und die Folgen unsachgemäßer Handhabung bei der Fotoentwicklung. Schließlich gibt es umfangreich Bildblätter verschiedener Methoden zur Tonung von Fotografien. Auch das war nicht künstlerische Spielerei, sondern eine Methode, die Haltbarkeit der Abzüge zu verbessern.

Eine zweite, umfangreiche Serie gibt Einblicke in die Räumlichkeiten und die Ausrüstung der hochberühmten „Agfa Photoschule“ in Berlin und zeigt einige Aufnahmen der dort beschäftigten Lehrer und der Mitschüler von Rustler. Besonders interessant sind die Einblicke in große Negativ- und Positivlabore, Tageslichtateliers und technische Ausrüstungen wie Dia-Projektoren, Großbildvergrößerer, Vorrichtungen zur Mikrofotografie und Großbildkameras.

In einer Vitrine befindet sich ein komplettes Fotoalbum, das Porträts von Hans Rustler von seiner Kindheit bis ins hohe Alter versammelt. Diese Fotos sind vermutlich teilweise Selbstportraits, teilweise aber auch von anderen Fotografen hergestellt. In ihrer formalen Geschlossenheit sind diese Bilder ein seltenes Dokument der langen und ungebrochenen Beschäftigung mit den Möglichkeiten der Fotografie. (Fotohof/dpk-krie)

Fotohof-Archiv (Sparkassenstraße 2), bis 16. Juni. Öffnungszeiten nach Vereinbarung – www.archiv.fotohof.at; www.fotohof.at
Bilder: Fotohof-Archiv

 

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