Alabaster statt Buchstaben

IM PORTRÄT / JAUME PLENSA

08/10/10 "Awilda" ist die Nummer neun, damit das vorletzte Werk im Rahmen des Kunstprojekts der Salzburg Foundation. Jaume Plensa ist ja schon bisher ein gern gelittener Gast in den Höfen der Residenz. Die Galerie Mauroner Contemporary Art vertritt den 1955 in Barcelona geborenen Katalanen, und eine riesenhafte Buchstaben-Büste ist über Jahre im Hof der Residenz, vor dem Eingang zu den Prunkräumen und in die Residenzgalerie, gestanden.

Von Reinhard Kriechbaum

altKlein wird auch das neue Kunstwerk nicht, aber der Hof Dietrichsruh verkraftet schon eine ordentliche Kunst-Intervention. Diese verspricht sehr edel zu werden, ein fünf Meter hoher Kopf eines jungen Mädchens mit karibischen Gesichtszügen, aus weißem spanischem Marmor, hochglänzend poliert ist.

1980 fand in Barcelona Jaume Plensas erste Ausstellung statt. Seither hat sich der Künstler nicht nur in Spanien, sondern auch in Berlin, Brüssel, UK (auf Einladung des Henry Moore Institute), Frankreich (auf Einladung des Ateliers von Alexander Calder) und den USA aufgehalten und dort gearbeitet. Seit 1992 hat er namhafte nationale und internationale Auszeichnungen und Preise erhalten. Hervorzuheben sind die Ernennung zum Chevalier des Arts et des altLettres durch das französische Kulturministerium (1993) sowie die Verleihung des National Award for Plastic Arts durch die katalanische Regierung in Barcelona (1997). 2005 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der School of the Art Institute of Chicago verliehen, wo er seitdem unterrichtet, und an der Pariser École Nationale des Beaux-Arts war er in den Jahren 2009/2010 als Gastprofessor tätig.

Plensas bildhauerisches Werk hat die unterschiedlichsten Phasen durchlaufen. In den frühen Skulpturen verwendete er häufig Eisen und Stahl, Bronze oder Kupfer. 1986 begann er eine Serie von Skulpturen aus Gusseisen, bevor er schließlich Licht und Schrift als gestalterische Mittel einsetzte. Zuletzt hat der Künstler mit Kunstharz, Glas, Alabaster, Plastik, Licht, Beton, aber auch Video und Sound gearbeitet. Darüber hinaus realisiert er altkontinuierlich Arbeiten auf Papier. Neben seinem plastischen Werk hat Jaume Plensa wiederholt Bühnenausstattungen und Kostüme für Theater- und Opernproduktionen gestaltet.

Ein bedeutender Bereich von Jaume Plensas künstlerischer Produktion richtet sich auf den öffentlichen Raum. Eines der bedeutendsten Projekte ist "The Crown Fountain" im Millennium altPark in Chicago von 2004. Bleibende Werke sind in Spanien, Frankreich, Deutschland, UK, Japan, Korea, den USA oder Kanada zu sehen.

Aktuell bereitet Jaume Plensa Einzelausstellungen für den Yorkshire Sculpture Park in West Bretton/Wakefield und den Madison Square Garden in New York (2011) sowie das EMMA Espoo Museum of Modern Art in Espoon Kaupunk/Finnland (2012) vor. Für den öffentlichen Raum arbeitet er v.a. an zwei Großprojekten für Calgary/Kanada (Wishing Well, The Bow) und Houston/USA (Tolerance).

"Awilda" von Jaume Plensa wird morgen, Samstag (9.10.), im Hof Dietrichsruh (Toskana-Trakt der Universität Salzburg) enthüllt. - www.salzburgfoundation.at