Blühendes Leben und Verfall

MdM MÖNCHSBERG / FLOWERS AND MUSHROOMS

25/07/13 Als Erinnerung an den Garten Eden steht ein Baum von Nam June Paik da. Statt Äpfeln trägt er kleine Monitore. Das Pflücken ist nicht erlaubt. Hat ja auch im Paradies zu nichts Gutem geführt.

Von Werner Thuswaldner

117Die Blumen müssen schon von jeher als Symbol für blühendes Leben und verführerische Ausstrahlung einerseits und für Tod und Verfall anderseits herhalten. Dieser Zusammenhang ist in der Kunst vielfach durchgespielt worden,  und mit Beispielen aus diesem Spektrum ist die Ausstellung „Flowers & Mushrooms“  bestückt, die ab 27. August im Museum der Moderne zugänglich ist. Das Haus auf dem Mönchsberg hat dazu eine Fülle von Material zusammen getragen und sehr gute Arbeit geleistet in dem Bemühen, in dieses Angebot eine gewisse Struktur hineinzubringen.

119Und was ist mit den Pilzen? Als sehr rätselhafte Gebilde mit anziehendem Äußeren und nicht selten morbidem Aussehen machen sie rascher als die Blumen eine Wandlung zur Unansehnlichkeit durch. Riesige Pilze empfangen den Besucher, der die Treppe hoch kommt. Genaugenommen sind es Pilze, die aus zweien bestehen. Die eine Hälfte ist immer ein Fliegenpilz, die andere ein Speise- oder Giftpilz, ein Bovist etwa oder ein Knollenblätterpilz. Gemacht hat sie Carsten Höller, der dem Halluzinationen auslösendem Getränk „Soma“ auf der Spur ist, das aus dem Fliegenpilz gewonnen wird. Andere übergroße Pilze, die in verschiedenen Räumen stehen, stammen von der Künstlerin Sylvie Fleury, die echte Pilze abgegossen, sie vergrößert und mit einer schillernden Oberfläche versehen hat.

118Akribisch setzt die Ausstellungen bei wissenschaftlich-enzyklopädischen  Darstellungen aus dem 19. Jahrhundert an, als es um das Erfassen und Einteilen der Naturphänomene ging. Sehr putzig wie Kinderspielzeug sehen die naturgetreuen Kleinplastiken aus, die Leopold Trattinick für die Sammlungen des Kaisers in Wien angefertigt hat. Nicht minder hübsche botanische Modelle hat der Berliner Reinhold Brendel geschaffen.

Besonders die Fotografen haben sich von Blütenformen, vor allem vom Inneren der Blüten besonders angezogen gefühlt. Assoziationen aus dem Bereich der Sexualität werden dem Betrachter nahegelegt. Selbstverständlich ist dem „Garten der Lüste“ eine eigene Abteilung gewidmet. Auf den Photographien von dem Pionier Karl Blossfeldt erscheinen die Pflanzen und Gewächse abstrahiert und wirken wie kühn erfundene Plastiken.

120Nicht selten begegnet man in der Schau Anspielungen auf die Blumenstilleben des Barock. . Nur hatten die Bilder damals stets ein ausgeklügeltes Programm, denn jede Blumensorte hatte ihre eigene Bedeutung. Die schrumpft heute zusammen auf ein Nichts, weil über dieses Wissen nur ganz wenige verfügen.  David LeChapelle ist einer, der Blütenexplosionen fabriziert. Er kombiniert sie mit Wegwerfgegenständen unserer Alltagskultur und thematisiert so Vergänglichkeit.

Eine Besonderheit ist eine Art Gruselkabinett, eingerichtet mit einer Installation von Nathalie Djurberg. Sie ist dafür auf der Biennale von Venedig 2009 ausgezeichnet worden. Das Museum hat sie als Leihgabe von der Münchner Privatsammlung Goetz bekommen. In dem abgedunkelten Raum stehen mannshohe  morbid wirkende 121Pflanzen und in der Mitte steht eine Videowand. Djurberg ist vor allem Videokünstlerin, die mit der Stop-Motion-Technik arbeitet. Was sie mit ihren „Puppen“ zeigt, sind krasse gesellschaftskritische Szenen.

Hier sind nur Andeutungen gemacht worden. In der Ausstellung sollte man mindestens einen halben Tag verbringen, um vertiefend etwas über den Inhalt zu erfahen. Unterstützt wird man dabei durch einen umfassenden Katalog, der im Hirmer Verlag, München erschienen ist.

Bis im Museum der Moderne Mönchsberg - www.museumdermoderne.at
Bilder: Museum der Moderne