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Die Reichen gehen baden

GALERIE ALTNÖDER / JOHANNA KANDL

10/03/10 Johanna Kandl ist infiziert vom Widerspruchsgeist der Achtundsechziger - wie es ja gar nicht anders sein konnte bei einer 1954 geborenen Künstlerin. Was Johanna Kandl aber unterscheidet von den meisten "echten" 68ern: Sie hat die Aufsässigkeit noch immer nicht begraben.

Von Reinhard Kriechbaum

Irgendwie fühlt man sich da also hinein versetzt in eine (wirtschafts)politische Agitationswut, die den meisten Leuten dieser Generation längst abhanden gekommen ist. Johanna Kandl stellt ihre Lieblings-Protagonisten, die Reichen dieser Welt, gerne in Bild-Zusammenhänge, die – wiewohl in Pastelltönen - eine wenig rosige Zukunft beschreiben. "The Market is always right" heißt es auf einem Bild, und wir sehen eine Straßenmarkt-Szene. Liegt die Zukunft der Wirtschaft, wenn sie mal auf dem Boden ist, also in der Gosse?

Ganz leicht macht es Johanna Kandl ihrem Publikum nicht. Es bleibt im Einzelnen offen, ob man aus den fast kindisch simplen Szenen nicht auch so etwas wie Glück herauslesen kann. Da gibt es zum Beispiel eine Folge von Bade-Szenen, irgendwo am Ufer eines Sees. "then, silently, capitalism went out of fashion", verrät der Text (der in fast allen Bildern von Johanna Kandl eine Rolle spielt). Sind das also von inneren und äußeren Zwängen befreite, post-merkantile und demnach post-kapitalistische Menschen, die jetzt ruhig durchatmen und dem Müßiggang frönen können, weil sie die Segnungen des Neoliberalismus abgestreift haben?

Zwischen Biedermeier und Rebellion ist vielleicht nur ein schmaler Grat. Plötzlich blitzt Destruktives auf, in einem Schriftblatt etwa, für das sich die Künstlerin jederzeit von den Reichen und Schönen dieser Welt Verleumdungsklagen einhandeln könnte, würde bloß jemand von denen auf sie aufmerksam und sie womöglich ernst nehmen. Diese Gefahr ist freilich ganz gering. Ein paar Blätter zeigen Kinder, die von ihrer Zukunft träumen, und da blitzt eine Robin-Hood-Einstellung auf, ist von Kidnapping, Schießen und dergleichen die Rede.

Gemeinsam mit ihrem Mann Helmut Kandl dreht die Künstlerin auch Videos. Sie ist die Hauptfigur, und auch diese Szenen haben etwas von der Doppelbödigkeit der malerischen Arbeiten. Ein Parkplatz voller Trailer, und die Beschriftung weist die Bewohner dieser armseligen Behausungen als heruntergekommene Prominente aus: Bill Gates hat da sein Domizil, Georg Soros ebenso, aber auch Paris Hilton. Sogar von Promi-Fürstin Gloria scheint der liebe Gott seine schützende Hand weggezogen zu haben.

Das wirkt alles kritisch und aufmüpfig, wie aus einer exotischen Welt politischer Hyper-Bewusstheit. Meistens machen die Bilder aber mehr Lachen, als dass einen die Inhalte ernsthaft kratzen.

Bis 10. April. - www.galerie-altnoeder.com

Bilder: Galerie Altnöder

 

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