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Duftkunst und Stampftanz

KUNSTVEREIN / JAHRESAUSSTELLUNG

12/12/14 Die Jahresausstellung des Salzburger Kunstvereins im Künstlerhaus beschränkt sich diesmal auf Heribert Friedl und Marlies Pöschl. Thomas Hörl, der im Studio ausstellt, ist von den Tresterern begeistert.

Von Werner Thuswaldner

Die Künstlerin Valie Export ist in den siebziger Jahren mit ihrem „Tapp- und Tastkino“ bekannt geworden. Das Haptische war ihr wichtig. Der aus Feldbach in der Steiermark stammende Künstler Heribert Friedl ist der Meinung, dass Kunst auch duften sollte. Er wurde gemeinsam mit der Oberndorferin Marlies Pöschl für die Jahresausstellung des Salzburger Kunstvereins ausgewählt. Nur ein Künstler und eine Künstlerin von 61, die sich beworben hatten, passierten die Auswahl der Kuratorin Vivien Trommer aus Berlin.

Dem Publikum wird geraten, nicht mit zu eng gefassten Erwartungen in die Ausstellung zu kommen. Und den Ausstellenden ist zu wünschen, dass die Besucherinnen alles kapieren, was in den Werken angelegt ist und was Friedl und Pöschl an Absichten in sie hineingelegt haben.

Friedls duftendes Kunstwerk stellt sich als ein Arrangement von blassen Kreisen an der Wand dar. Wer daran reibt, setzt ein Duftgemisch frei, von Kreis zu Kreis verschieden. Der Künstler nimmt in Kauf, dass der Duft im Lauf der Ausstellung (bis 2. Februar) schwächer wird. Das Kunstwerk „verduftet“. Die Kreise wollen aber noch mehr. Angeblich sind sie wie eine Art Blindenschrift als Jahreszahl zu lesen: 170/171. Friedl meint 1870/71, möchte aber nicht auf den deutsch-französischen Krieg anspielen, sondern auf den Bau des Künstlerhauses. Das wurde allerdings schon 1844 fertig. Auch einem Künstler kann einmal ein Irrtum unterlaufen. Hoffentlich werden die Betrachterinnen und Betrachter dadurch nicht allzu sehr irritiert.

Auf der gegenüberliegenden Wand hat Friedl aus durchsichtigen Buchstaben einen Text angebracht, der auf die Gründungszeit des Künstlerhauses verweist. In der Mitte des Raums gibt es ein abgegrenztes Viereck. Darin werde sich, so hat es Friedl, Spannung erzeugend, versprochen, erst am Ende der Ausstellung etwas zeigen.

Marlies Pöschl macht Videos. In einem bezieht sie sich auf das Buch „Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ von Sophie von La Roche. Das Buch, 1771 erschienen, soll der erste von einer Frau verfasste Roman sein. Ein anderes Video zeigt Einwanderer, die in Paris Französisch lernen. Sie organisieren den Kurs selbst und führen höchst anspruchslose Dialoge.

Die Ausstellung trägt übrigens den Titel „Expirience Economy“ und möchte die Besucherinnen und Besucher ganz stark zum Mitmachen herausfordern.

Im Kabinett kann Thomas Hörl zeigen, wie begeistert er von der Exotik der Pinzgauer Tresterer ist. Sie tragen Kostüme, die sich von der venezianischen Commedia dell‘ arte abzuleiten scheinen und stampfen auf den Boden. Für den Raum wurde extra eine erhöhte Bühne gezimmert. Zu sehen ist unter anderem per Video dokumentarisches Material, das während der Nazizeit angefertigt wurde. Damals war man der Ansicht, dass die Tresterer altgermanisches Kulturgut verkörperten. Auf den vor zwei Jahren zwischen Vertretern der Volkskunde und Pinzgauer Brauchtumsvereinen entfachten Streit (letzteren wurde damals vorgeworfen, sie sympathisierten mit braunem Gedankengut) geht Thomas Hörl nicht ein.

Noch etwas Erfreuliches ist zu vermelden: Antoinette Zwirchmayr erhält den Förderpreis des Kunstvereins, gestiftet vom Land Salzburg. Ihr Medium ist der Film, und sie hat auch schon den Birgit-Jürgenssen-Preis gewonnen.

Die Jahresausstellung und die kleine Schau im Studio sind bis 1. Februar zu sehen – www.salzburger-kunstverein.at
Bilder: Kunstverein / Heribert Friedl (1); Marlies Pöschl (1); Bildrecht Wien (1)

 

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