Die bunten Früchte der Mal-Freude

HINTERGRUND / ARTFORUM SALZBURG

25/04/10 Wer als Amateur singt oder musiziert, wird Mitglied eines Chors oder geht zur Blasmusik. Bildende Künstler auf der Non-Profi-Ebene haben es ein wenig schwerer, Gleichgesinnte zu treffen oder sich gar zu organisieren. Das „Artforum Salzburg“ ist eines der wenigen „Auffangbecken“ in diesem Bereich.

Von Reinhard Kriechbaum

altNatürlich kann man die Nase rümpfen. Es sind durch die Bank Autodidakten oder  mehr oder weniger erfolgreiche Absolventen von Öl- und Aquarellmalkursen. Die Freude am eigenen Gestalten übersteigt die künstlerischen Ergebnisse im Regelfall bei weitem. Aber die Vernissage einer Gemeinschaftsschau am Donnerstag (22.4.) Abend in der Tribüne Lehen, verbunden mit Konzert und Buffet, lockte unglaublich viele Leute an. Auch die Amateure haben also ihre „Kundschaft“, ihre Freunde und ihre dankbaren Sympathisanten.

Das vor neun Jahren gegründete „Artforum“ hat eine eigenwillige Geschichte. Einige Amateurkünstler und der Gemeinderat Ernst Flatscher sahen die Zeit gekommen, mehr Kultur nach Lehen bringen. Die Gunst der Stunde wollte es, dass (nachdem man unter anderem den Kantinen-Pavillon auf dem Stadtwerke-Areal bespielt hatte) die Salzburg AG eben aus ihrem Hochhaus ausgezogen war. Flatscher griff beherzt zu. Seine Utopie: aus den Büroräumen sollten nach und nach Ateliers werden. Sogar ein Theater im obersten Stockwerk hat man eingerichtet (aber dafür nie die Betriebsgenehmigung bekommen). Zum Selbstkostenpreis hätten Hobbykünstler und Musiker von den ehemaligen, nun leer stehenden Büros Besitz ergreifen und diese in Ateliers verwandeln können. Tatsächlich hat man das altkurzzeitig auf bis zu sieben Stockwerken so praktiziert. So wurde das „Artforum Lehen“ (wie es damals hieß) für viele Leute attraktiv und die Mitgliederzahl ist auf 130 hinaufgeschnellt.

Als Ernst Flatscher freilich die ÖVP verlassen und „wilder“ Gmeinderatsabgeordneter geworden war, war der nette Spuk im Jahr 2005 auch ganz schnell vorbei: Flatscher musste die Erfahrung machen, dass - erstens - so etwas ohne parteilichen Rückhalt nicht durchzubringen ist und man - zweitens - auch als abgesprungener Schwarzer in Kunstangelegenheiten nicht ganz für voll genommen wird. Dass die Stadt (oder genauer: ihr Unternehmen Salzburg AG) den Gebäudekomplex seither fünf Jahre leer stehen ließ, anstatt ihn sinnvoll (und für die Stadt kostenfrei) nutzen zu lassen, ist eigentlich ein Schildbürgerstreich. Hinter rechtlichen Fragen konnte sich die Politik jedenfalls ganz leicht verschanzen.

altUnterdessen ist das „Artforum Salzburg“, wie es nun heißt, in einem Haus an der Ignaz Harrer Straße (vis-a-vis der Esso-Tankstelle) untergekommen. Das Transparent verkündet immer noch „Artforum Lehen“. Geld hat man ja nicht wirklich, die Stadt fördert mit stolzen tausend Euro. „37 Amateur-Künstler sind jetzt im Verein organisiert“, erzählt Helgard Ahr-Leitner, eine der guten Seelen im „Artforum“. Dazu kommen noch einige Musiker, die in den Räumen auch Unterricht erteilen. Ein kleiner Kultur-Standpunkt im Grätzl eben. Im Garten dahinter und auch an der Straße stehen Dinge, die man als „Skulpturenpark“ bezeichnet. Geschäftsleute bieten immer wieder Räume zum Ausstellen, zum Beispiel Ford Schmidt („Galerie der Begegnung“) in der Alpenstraße oder Grundfos in Grödig.

altBunt, was da nun in der „Tribühne Lehen“ an den Wänden hängt und in Vitrinen steht oder liegt. Da reicht der Bogen von einer Dame, die Streichholzschächtelchen geduldig mit Klostergespunst umwickelt und so kleine Devotionalien macht bis zu einem „echten“ Art-Brut-Künstler (Seppi Brüggler). Luis Alfredo Duarte-Herrera, der sich sehr für die lateinamerikanische Kultur in Salzburg stark macht, zeigt hier unter dem Künstlernamen „Walkala“, dass er sich eigentlich als Maler sieht. Für solche Leute ist das „Artforum Salzburg“ ein Auffangbecken.

Mit den „Galerietagen“, die gestern, Samstag (24.4.) zu Ende gegangen sind, hatte die Vernissage natürlich nichts zu tun. Das war ein zufälliges Zusammentreffen. Das „Artforum Salzburg“ läuft auf ganz anderer Schiene und völlig anderem künstlerischen Anspruch.

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Bilder: dpk-krie