Auf dem Mond hinauf und die Resonanz von unten

MUSEUM DER MODERNE / AUSSTELLUNGEN 2019

05/12/18 Eine „geschichtsbewusste Vision für das Museum des 21. Jahrhunderts und ein Leitbild für das Haus“ stehen für Thorsten Sadowsky, seit wenigen Monaten Direktor am Museum der Moderne Salzburg, ganz oben auf der Liste.

„Der kunstgeschichtliche Kanon der Moderne und die zeitgenössische Kunst gehören zusammen“, sagte Sadowsky heute Mittwoch (5.12.). Zwei monografische Ausstellungen stehen 2019 am Beginn, eine gilt Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), die zweite Asger Jorn (1914–1973). Die Schau Ernst Ludwig Kirchner. Der Maler als Fotograf (ab 2. März) zeigt erstmalig in Österreich diese immer noch wenig bekannte Werkgruppe des deutschen Expressionisten. Im Bild ein Selbstporträt.  Ab 23. März wird das über fünfhundert Blätter umfassendes druckgrafisches Werk von Asger Jorn erstmals außerhalb Dänemarks gezeigt.

„Ich verstehe das Museum als ein offenes, diskursives Forum, das seine Legitimation aus einer kritischen Verortung in der Gegenwart bezieht und die drängenden Fragen der Zeit aufgreift“, erklärt Thorsten Sadowsky. „Gegenwart ohne Kenntnis der Vergangenheit läuft jedoch Gefahr, in Wiederholung zu enden.“

Das große Potenzial der bestehenden Partnerschaften, wie etwa mit der Fotosammlung des Bundes am Museum der Moderne Salzburg und der hochkarätigen Sammlung Generali Foundation, gelte es auszuschöpfen und auszubauen. Der fotografierte Mensch. Neuerwerbungen der Fotosammlung des Bundes heißt eine Schau aus Sammlungsbeständen ab 6. April. Zwei Ausstellungen werden aus der Sammlung der Generali Foundation gespeist.

Zwei Großprojekte im Sommer: Den Auftakt macht die israelische Bildhauerin, Video- und Installationskünstlerin Sigalit Landau mit einer Ausstellung in beiden Häusern. Seit fünfzehn Jahren nutzt sie das Tote Meer als Inspirationsquelle und Labor für Werke, die häufig auf Fragen der weiblichen Identität und Körperlichkeit Bezug nehmen. Aber auch die Schatten des Holocaust, die politisch angespannte Situation in Israel, komplexe Fragen von Gerechtigkeit, struktureller Gewalt und ökonomischer Ausbeutung der Natur werden in ihren vielschichtigen Werken verarbeitet. Die Ausstellung Salt Years ab 6. Juli wird zahlreiche im Toten Meer getaufte Readymades und eine Auswahl der wichtigsten Videoarbeiten von Sigalit Landau zeigen.

Anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums der ersten Mondlandung zeigt man ab 21. Juli in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich die Schau Fly Me to the Moon. Das Thema Mond hat Künstler seit je her inspiriert. Dystopische Miniaturen und schwarzer Humor erwarten die Besucher in der Ausstellung Walter Martin & Paloma Muñoz. A Mind of Winter (ab 30. November). In den Fotografien und Skulpturen des Künstlerpaares zeigen sich surreale Landschaftsdioramen und absurd-bizarre Szenen, die auf die Unsicherheit und Abgründe menschlicher Verhältnisse verweisen. Mit der letzten Ausstellung 2019 öffnet das Museum der Moderne Salzburg in einem Großprojekt seine Sammlungsbestände (ab 7. Dezember). Auf zwei Ebenen des Mönchsbergmuseums soll unter dem Stichwort Sammlung – verborgene Schätze das Vorhandene „unter maximaler Ausnutzung der Wand- und Raumflächen neu inszeniert“ werden, heißt es.

Die Kunst- und Kulturvermittlung will Thorsten Sadowsky stärker ausgebaut wissen, um das Museum der Moderne neuen Besucherschichten zu erschließen und stärkere Resonanz aus der Bevölkerung zu erfahren.

www.museumdermoderne.at
Bilder:MdM/Kirchner Museum Davos (1); MdM/Donation Jorn, Silkeborg/Bildrecht, Wien 2018 (1); LMZ/Doris Wild/Wildbild (1)