Wer kann den Kleinen Onkel stemmen?

SPIELZEUGMUSEUM / PIPPI LANGSTRUMPF

20/12/19 Zwei Krankheitsfälle brachten ein unangepasstes, verhaltensauffälliges Mädchen hervor: Im Herbst 1941 war Astrid Lindgrens Tochter krank, und um ihr Mut zu machen, erzählte die Mutter ihr von einem starken, richtig tollen Mädchen.

Von Reinhard Kriechbaum

Einige Jahre später hatte sich Astrid Lindgren ein Bein gebrochen. Im Bett begann sie, das einst Erzählte aufzuschreiben – der Beginn ihrer Karriere als Jugend-Schriftstellerin. Nein, die sprichwörtliche „g'mahte Wies'n“ war das nicht im deutschsprachigen Raum, die Pädagogen unter den Verlags-Lektoren reagierten eher verstört. Aber Friedrich Oetinger erkannte das Potential und brachte 1949 die erste deutsche Ausgabe heraus.

Die Ausstellung selbst ist ein anregendes Spielfeld für Kinder. Natürlich sind sie eingeladen, die Villa Kunterbunt zu betreten. In dem Häuschen mit schiefen Fensterläden und schrägen Dachschindeln verstecken sich auf zwei Ebenen ein Puppenherd mit Pfannkuchen vom Frühstück an der Decke. Pippis Ahnen hängen kreuz und quer an der Wand. Und wer genau schaut, entdeckt auch ihren Goldkoffer. In Pippis Bett darf man gerne kriechen, sollte zuvor aber vielleicht doch ein paar Schritte weiter gehen und an Bord des Schiffs Hoppetosse klettern. Herr Nilsson übernimmt die Rolle des Führers durch die Ausstellung, in der man sich verkleiden kann, spielen und herumtollen nach Herzenslust.

Die Museums-Handwerker haben ganze Arbeit geleistet für diese kleine Pippi-Erlebniswelt. „Wir widmen uns Pippi, nicht der Autorin“, sagt sagt Kuratorin Katharina Ulbing. Also nichts wie ran. Wer ist stark genug und kann den Kleinen Onkel stemmen? Für Pippi-Outsider, so es solche überhaupt gibt: Das ist das Pferd.

Für die derzeit laufende Ausstellung im Salzburger Spielzeugmuseum – sie ist, ob der Popularität des sommersprossigen Mädchens mit den roten Zöpfen, gleich auf zwei Jahre geplant – gibt es einen Anlass: Das Spielzeugmuseum hat eine einschlägige Privatsammlung übertragen bekommen, von der in der Nähe von Stuttgart lebenden Emma Reuff. Wahrlich ergiebiges Material zum Sammeln, gibt es doch kaum ein Medium, das man nicht in den Dienst des Pippi-Hypes gestellt hätte. Freilich muss man im Spielzeugmuseum etwas suchen nach den beiden Glaskästen mit den Sammlungsstücken (sie stehen gleich beim Eingang in die Sonderschau links). Aber dann bekommt man in dem winzigen Kammerl, dicht an dicht wie die unterschiedlichsten Dinge neben- und übereinander liegen, einen guten Eindruck davon, dass die Merchandise-Maschinerie in Sachen Pippi Langstrumpf über die Jahrzehnte auf Hochtouren rasselte.

Bis 3. Oktober 2021 im Spielzeugmuseum – www.spielzeugmuseum.at
Bilder: dpk-krie