asdf
 

Freiheit für Papagenos Vögel!

SALZBURG MUSEUM / GROSSES WELTTHEATER

23/07/20 Am 26. Juli wird sie nun doch die Pforten öffnen, die Landesausstellung im Salzburg Museum zum 100-Jahre-Jubiläum der Festspiele: Großes Welttheater.

Von Gottfried Franz Kasparek

Was wäre Salzburg ohne Festspiele? Lassen wir die Frage rhetorisch im Raum stehen. Die Landesausstellung gibt eine Antwort. Und hoffen wir, dass es am 1. August auch auf den Podien losgehen kann, der Pandemie zum Trotz. Den Verantwortlichen – Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Vizebürgermeister Bernhard Auinger, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Museumsdirektor Martin Hochleitner – war die Erleichterung jedenfalls anzusehen und anzuhören.

Start ist in der Säulenhalle mit einem Film unter dem Motto Großes Kino. Die Max-Gandolph-Bibliothek dient als Archivraum, mit vielen Dokumenten, mit Klängen und Bildern. In den Nischen und an den Tischen könnte man Stunden verbringen. Peter Androsch hat noch dazu eine Art „Wand der Töne“ installiert, mit herausziehbaren Holzladen, aus denen Stimmen und Instrumente tönen – Handschuhe nicht vergessen!

Es war eine Königsidee, die Räume im 1. Stock gemeinsam mit Institutionen wie dem Jüdischen Museum und dem Theatermuseum Wien, den Wiener Philharmonikern und dem Salzburger Literaturarchiv zu entwerfen und Künstlerinnen und Künstler einzuladen, die Ausstellung zu bespielen. Das Gestaltungsteam sei an dieser Stelle  vor den imaginären Vorhang, der die ganze Sache gleichsam durchzieht, gebeten: Dramaturgin Margarethe Lasinger, die Museumsleute Hochleitner, Peter Husty, Sarah Oswald, Festspiel-Archivarin Susanne Anders.

Das Schicksal von Max Reinhardt wird berührend deutlich in Visionen, Erreichtem und seinem nahezu unbekannten Grab in den USA. Auch von der Meinungsvielfalt im Kreise der Gründer bekommt man einen Eindruck. Don Giovanni kauft sich eine Lederhose ist ein Raum benannt, womit die „Gollinger Stube“ auch in die Festspiel-Schau einbezogen ist. Ja, um 1930 spazierten viele Mitwirkende jüdischer Abstammung in Tracht durch Salzburg, ehe es ihnen die Nazis 1938 verboten.

Der Schweizer Lionel Favre zeichnete Momente der Geschichte in Pläne der Bühnen, mit Lust und Laune. Den Philharmonikern kann man in einer atmosphärischen Hörhalle lauschen. Überhaupt vermittelt die Durchgestaltung der Zimmerflucht mit verschiedenen Elementen wie Glas und beschriebenen Vorhängen, theatralischen Installationen und originalen Bühnenstühlen im Cafe Stimmung und quasi spielerisch Wissen. John Bock und Werner Feiersinger sind daran beteiligt, Yinka Shonibare widmet sich zentral Mozarts Werk. Er thematisiert Freiheit und Unabhängigkeit, europäische Kultur und Kolonialismus und lässt Papagenos Vögel frei. Eva Schlegel setzt Literatur wirkungsvoll pointiert in Szene. Am Ende des Parcours kommen Elfried Jelinek, Thomas Bernhard und Peter Handke zu Wort – doch das letzte Wort gehört Hofmannsthal.

Der krönende Abschluss findet in der Kunsthalle statt. Sie wird dominiert von einer Felsenreitschul-Kulisse, aus der bekannte Kostüme grüßen wie jene von Achim Freyer zur „Zauberflöte“. Gegenüber kann man sich ein eine Bild-Dokumentation sämtlicher Festspielpremieren seit 1920 vertiefen. Im Studio gibt es von Mats Staub gefilmte Gespräche von „Festspielmenschen“ zu erleben, auch mit solchen hinter der Bühne. So plaudert etwa Cornelius Obonya mit „seiner“ Garderobiere Lena Sonnleitner. Außerdem sind Filmdokumente zu sehen und hier sollen auch Workshops für junge Leute Platz finden – 2021 gleich das ganze Jugendprogramm der Festspiele.

Denn „100 Jahre Festspiele“ wird ja auch noch nächstes Jahr gefeiert und die Ausstellung läuft bis zum 31. Oktober 2021. Man könnte in ihr sowieso einen ganzen Tag verbringen. Und irgendwann gibt’s vielleicht auch Kaffee und Kuchen im Cafe, wenn Corona es zulässt. Die Sicherheit ist groß, wie bei der Medienführung gegen Ende ein Fehlalarm bewies. Binnen fünf Minuten fuhr die Feuerwehr vor. Abstand halten gilt auch im Museum, Masken werden empfohlen.

Landesausstellung Großes Welttheater - ab Sonntag (26.7.) bis 31. Oktober 2021 im Salzburg Museum - der Katalog ist ein dickes und lesenswertes Buch um  25 Euro – www.salzburgmuseum.at
Bilder: Friedman Gallery London/Stephen White (1); Salzburg Museum/Luigi Caputo (4)

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014