Das Welttheater ist auch anderswo

DAS GROSSE WELTTHEATER / ANDERE SCHAUPLÄTZE

16/07/10 Auch das Museum der Moderne, das Dommuseum und die Internationale Stiftung Mozarteum beteiligen sich an der Schau "Das große Welttheater" zum 90-Jahre-Jubiläum der Festspiele.

Das waren noch Zeiten. 1920 veranstaltete man nicht, so wie heute, einfach einen Event. Damals hat man noch artig beim Erzbischof um Erlaubnis gefragt. Der Brief Max Reinhardts an Erzbischof Ignaz Rieder, in dem er ihm für die Zustimmung zur Aufführung vor dem Dom dankt, erinnert an die erste Aufführung am 22. August 1920.

Die Lange Galerie der Erzabtei St. Peter ist zu einem Gang durch die Geschichte des Jedermann geworden. Historische Fotos zeigen die Tischgesellschaften und alle Jedermänner seit 1920, Kostüme rufen die Erinnerung an das Schauspiel wach. „Vor allem aber bieten die Fenster der Langen Galerie einen eindrucksvollen Blick auf den Schauplatz des Spiels vom Leben und Sterben des reichen Mannes", sagt Peter Keller, der Direktor des Dommuseum.

Im Monatsschlößl kann man schon seit einigen Monaten die eigenwilligen Ideen sehen, die der Architekt Hans Poelzig für ein Festspielhaus in Hellbrunn hatte. Im Raum neben der Schau mit Heiligen macht sich die Sache gut, denn das wäre fürwahr ein absonderlicher Tempel der Kunst geworden. Neben Skizzen und Plänen sowie Fotos ist auch das Modell von Hans Poelzig zu sehen. Es wirkt ein wenig wie die unteren Stockwerke eines Turms zu Babel. Die nördliche Hälfte von altHans Poelzigs Festspielhausprojekt wird als Abdruck in der Wiese kenntlich gemacht. So dass das beeindruckende Ausmaß des Projekts von 1922 vom Weg im Schlosspark von Hellbrunn spürbar wird. Die Nashörner hätten im Hellbrunner Festspiel-Ernstfall, wäre er eingetreten, schlechte Karten gehabt.

Festspiele ohne Mozart? Undenkbar. Darum beteiligt sich auch die Stiftung an der Schau "Das große Welttheater" und nennt ihre Präsentation in Mozarts Geburtshaus logischerweise "Genius Loci". Mit der feierlichen Enthüllung des Mozartdenkmals 1842 begann in Salzburg die allgemeine Mozart-Verehrung. Der Erfolg dieses ersten bedeutenden Mozart-Festes ermutigte zur Veranstaltung weiterer Musikfeste. 1856 folgte das große 100-jährige Geburtstagsfest und zwischen 1877 und 1910 gab es acht  alt„Salzburger Musikfeste“ der Stiftung Mozarteum. Rasch verbreitete sich der Ruf Salzburgs als „Mozart-Stadt“, der Mozart-Kult war geboren. Die Salzburger Musikfeste führten zu einer ersten kulturtouristisch ausgerichteten Sommersaison.

Das MdM Rupertinum zeigt Bühnenbildmodelle von bildenden Künstlern für verschiedene Festspielproduktionen. Am Beginn steht das Bühnenbild des französischen Künstlers Jean-Paul Chambas für die Uraufführung des Stückes "Über die Dörfer" von Peter Handke in der Felsenreitschule 1982. Ausgestellt sind aber auch die diesjährigen Bühnenbilder von Jonathan Meese zu "Dionysos" von Wolfgang Rihm und von Daniel Richter zu "Lulu" von Alban Berg. Neben weiteren Bühnenbildmodellen von Jörg Immendorff und Alfred Hrdlicka wird eine Vielzahl an Fotos von Festspielproduktionen gezeigt.

Nach einem eher zögerlichen Umgang mit modernen bildenden Künstlern auf der Festspielbühne lieferte Oskar Kokoschka erstmals 1955 Bühnenbild und Kostüme zu Mozarts "Zauberflöte". Ihm folgte erst 1965 der österreichische Bildhauer Fritz Wotruba. Mit dem Ende der Karajan-Ära begann 1990 mit dem Intendanten Gerard Mortier ein neuer künstlerischer Abschnitt bei den Festspielen: Robert Wilson, Eduardo Arroyo oder Robert Longo setzten neue Maßstäbe und eröffneten dem Zuschauer neben dem Hörerlebnis auch eine neue bzw. andere Form des Sehens. Diese Mischung, neben „reinen“ Bühnenbildnern auch bildende Künstler für Produktionen einzuladen, haben alle weiteren Intendanten der Salzburger Festspiele beibehalten. (Salzburg Museum/dpk-krie)

Jedermann – Ausstellung im Dommuseum (Lange Galerie Erzabtei St. Peter). Bis 26.10. – www.kirchen.net/dommuseum
Monatsschlößl Hellbrunn. Bis 31.10.-  www.salzburgmuseum.at
Genius Loci – Ausstellung in Mozarts Geburtshaus. Bis 26.10. - www.mozarteum.at
Moderne – Ausstellung im Museum der Moderne Rupertinum, 24.7.-17.10. – www.museumdermoderne.at
Bilder: Salzburger Festspiele/Ellinger (1); ISM (1); Salzburger Festspiele/Susi Berger (1)
Zum Ausstellungsbericht {ln:Karajan in allen Rollen?}