Frau Kempinski im Fauteuil

MUSEUM KUNST DER VERLORENEN GENERATION

04/10/22 Vor fünf Jahren, am 6. Oktober 2017, wurde in der Sigmund-Haffner-Gasse das derzeit jüngste Privatmuseum in Salzburg eröffnet, das Museum Kunst der Verlorenen Generation. Es ist das einzige auf diese Thematik spezialisierte Museum im deutschsprachigen Raum.

Von Reinhard Kriechbaum

Wir haben uns lange nicht gesehen hieß die Eröffnungs-Präsentation der Sammlung des Museumsgründer Heinz R. Böhme. Dieser Titel hatte quasi leitmotivische Bedeutung, denn es geht ja genau darum, dass Böhme nach Bildern sucht, die während der NS-Zeit vom Radar der Kunstwelt verschwunden und nicht wieder aufgetaucht sind in der öffentlichen Wahrnehmung.

Dieser Sammler sieht seine Aufgabe darin, lange Zeit verkannte, verhöhnte oder verbotene Kunst zusammenzutragen und die Biographien ihrer Schöpferinnen und Schöpfer aufzuarbeiten. Gerade die Lebensläufe sind ja höchst aussagekräftig und ihrerseits zeitgeschichtliche Dokumente. All diese Künstlerinnen und Künstler sind zwischen den Mühlrädern der Zeitgeschichte zermahlen worden. In der Nazi-Zeit als „entartet“ verfemt, vertrieben, haben sie dann nicht mehr Anschluss gefunden an das, was man so schön „Kunstbetrieb“ nennt. Und nicht wenige haben diese dunklen Jahre nicht überlebt. Mit seiner inzwischen auf sechshundert Werke gewachsenen Sammlung betreibt das Museum also bei Pionierforschung. Trägerin ist seit März 2020 die gemeinnützige Stiftung des Museumsgründers.

Im Moment laufen die Ausstellungen Verboten schön und Wir sehen uns in Paris. Mit Frühjahr wurde im Museum Kunst der Verlorenen Generation ein neues Format eingeführt: Das Bild des Monats. Für Oktober wählte man das charismatische Porträt der jungen Mela Kempinski (1908-1973). Die Ehefrau des letzten offiziellen Erben der berühmten Hoteldynastie, Gerhard Kempinski, sitzt in grünem Kleid im Fauteuil und sieht den betrachter unverwandt an. Das Gemälde stammt von dem Berliner Porträtmaler Eugen Spiro (1874-1972). es entstand 1933, kurz vor Berufsverbot des Künstlers und zwei Jahre vor der erzwungenen Emigration der Dargestellten.

„Als beliebtes Highlight unserer Eröffnungsausstellung von 2017 ist dieses Porträt inzwischen zum 'Gesicht' der Sammlung geworden“, erklärt der Sammler. Es wird natürlich auch am Tag des Fünf-Jahre-Jubiläums des Museum Kunst der Verlorenen Generation gebührend herausgestellt.

Am 6. Oktober gibt es im Museum Kunst der Verlorenen Generation (Sigmund-Haffner-Gasse 12) für jeden Besucher ein kleines Gastgeschenk, außerdem werden zwei Kurzführungen (11, 15 Uhr) unter dem Motto 5 für 5 angeboten: Fünf Bilder werden genauer erläutert, und das für fünf Euro (plus Museumseintritt). Voranmeldung erbeten – www.verlorene-generation.com
Bilder: Museum Kunst der Verlorenen Generation
Zur Ausstellungsbesprechung Wir sehen uns in Paris!