2 Jubiläen. 4 Frauen. Reflexion und Performance

MUSEUM DER MODERNE SALZBURG

20/12/23 Vierzig Jahre Rupertinum wurden im zu Ende gehenden Jahr 2023 gefeiert. Das Jubliäum Zwanzg Jahre Museum der Moderne Salzburg auf dem Mönchsberg folgt 2024. Zudem ist seit zehn Jahren die Sammlung der Genelali Fondation als Dauerleihabe in Salzburg. Im Jubiläumsjahr werden eigenen Bestände im Mittelpunkt stehen. Freier Eintritt soll Kinder undJugendliche ins Museum locken.

Von Heidemarie Klabacher

Die Geburtstage nehme man zum Anlass, „die Sammlungen sichtbarer machen zu wollen“. So Harald Krejci, der seine Position als neuer Direktor des Museum der Moderne Salzburg 2023 angetreten hat, bei der Programmpräsentation. „In dem Maße, wie sich Gesellschaft stetig verändert, wird auch die Sammlungs-Präsentation in einer lebendigen Auseinandersetzung gezeigt.“ Zwei Ebenen auf dem Mönchsberg werden fast das ganze Jahr 2024 über mit vier Sammlungs-Ausstellungen bespielt. „Wobei es sich genau genommen um zwei Präsentationen handelt, die zur Mitte ihrer Laufzeit zu neuen Präsentationen mit neuen Schwerpunkt-Setzungen umgebaut werden.“

Die Titel sind jweils Programm: Räume öffnen heißt es ab 2. Februar. Spielen heißt verändern ab 15. März. Der Raum in unseren Köpfen und Freies Spiel der Kräfte ab 10. Oktober. Gezeigt werden jeweils Objekte von der Klassischen Moderne bis zu den Neuen Medien. Betrachtet werden historische Bezüge wie Themen der Gegenwart. Immer im Fokus stehen Fragen wie: „Was verbindet diese Sammlungen? Welche gesellschaftlichen und kulturellen Perspektiven eröffnet dieses künstlerische Spektrum?“

Ein Geburtstagsgeschenk geht an künftige Museumsgäste: Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr können im Jahr 2024 kostenlos die beiden Standorte – das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg und das Rupertinum in der Altstadt – besuchen. In Kooperation mit Salzburg Tourismus ist auch der Mönchsbergaufzug gratis. Der Öffnung für ein junges Publikum gilt die besondere Aufmerksamkeit von Direktor Harald Krejci. Man fördere das „Interesse der nächsten Generation an unserer faszinierenden Kunst- und Kulturlandschaft“, sagt der für die Musen zuständige Landeshauptmann Wilfried Haslauer zu dieser Aktion: „Eine Investition in die kulturelle Zukunft unseres Landes.“

Das zentrale Ausstellungsprogramm behandelt das Thema „Gleichberechtigung“ aus der Sicht von vier Künstlerinnen aus sieben Jahrzehnten. Geben wird es Einzelausstellungen zu Ilit Azoulay, Rose English, Elfriede Mejchar und Sophie Thun. Damit spannt das Museum der Moderne Salzburg den Bogen von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart. Im Zentrum stünden „vier ganz unterschiedliche Positionen, deren gemeinsamer Nenner vor allem darin besteht, dass sie sich über das Medium der Fotografie und Film mit Fragen den gesellschaftlich relevanten Themen stellen, die unsere Zeit bestimmen.“ Zentrale Frage: „Wie ist ein emanzipierter, gleichberechtigter Umgang miteinander in einer immer mehr interkulturell geprägten Gesellschaft möglich?“

Ein weiteres Jubiläum wird 2024 gefeiert: „Die Sammlung Generali Foundation wird dann seit zehn Jahren als Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg beheimatet sein.“ Die Kunstsammlung mit rund 2.200 Werken von insgesamt 313 Künstlerinnen und Künstlern zählt international zu den bedeutendsten privaten Firmensammlungen. Im Rahmen der Kooperation mit dem MdM werden Kunstwerke der Sammlung in wechselnden internen Ausstellungen in Salzburg, aber auch weltweit als Leihgaben präsentiert. Dazu gehört auch das Projekt Künstlerische Forschung – Experimentieren mit Sammlungen: Kandidatinnen und Kandidaten des künstlerischen Doktoratsprogramms der Universität Mozarteum überlegen, wie das in Sammlungen gespeichterte Wissen zugänglich gemacht werden könne.

Die vier Ausstellungen zum Thema Gleichberechtigung: „Queendom. Navigating Future Codes“ heißt es bereits ab 26. Jänner auf dem Mönchsberg: Ilit Azoulay, geboren 1972, ist eine israelische Künstlerin mit marokkanischen Wurzeln. In ihrer interdisziplinären Arbeit „bricht sie mit der traditionellen einlinsigen Perspektive der Fotokamera und setzt Bilder auf der Grundlage umfangreicher Forschungsdaten neu zusammen“. Ilit Azoulay überwindee „Beschränkungen nationaler und männlicher Repräsentationen und öffnet Wege in einen vernetzten Nahen Osten, wo Identitäten fließend sind und Komplexität geschätzt wird“, so die Kuratorin Tina Teufel.

Im Rupertinum gilt ab 19. April eine Schau der österreichischen Fotografin Elfriede Mejchar (1924–2020). Das Museum der Moderne Salzburg kooperiert mit der Landesgalerie Niederösterreich und dem Wien Museum. So werde zum 100. Geburtstag das Werk der Künstlerin an drei Standorten mit jeweils eigenem Schwerpunkt würdigt. Das Rupertinum zeigt die Künstlerin als Porträtistin. Mit ihrer Werkserie Künstler bei der Arbeit 1954 bis 1961 zeige Mejchar, „wie sie sich durch eine genaue Kartierung der Arbeitssituation im Atelier der Künstlerpersönlichkeit von Christa Hauer, Friedensreich Hundertwasser, Josef Mikl und Arnulf Rainer annähert“, so die Kuratorin Katharina Ehrl.

Der Performancekünstlerin Rose English, Jahrgang 1950, widmet das MdM ab 5. Juli die erste umfassende Werkschau der britischen Künstlerin im deutschsprachigen Raum: „Inmitten der Konzeptkunst, der Tanzszene und der feministischen Szene entwickelt English in den 1970er-Jahren in Großbritannien ihre einzigartige Arbeitsweise. Heute zählt sie zu den einflussreichsten Performance-Künstlerinnen.“ Ein in Auftrag gegebenes Performance-Programm begleitet die Ausstellung.

Die deutschen Fotokünstlerin Sophie Thun, Jahrgang 1985, ist „stets als Autorin ihrer analogen Fotografien im Bild präsent“, so die Kuratorin Marijana Schneider. Durch „Zerschneiden, Aufspalten und Multiplizieren“ stelle die Thun ihre Identität als „prozesshaft und veränderlich“ dar. Die Ausstellung im Museum der Moderne Salzburg ist Thuns erste museale Einzelausstellung 2024 wird der „Generator“ eingeführt, ein experimentelles Ausstellungsformat in dem quasi alles möglich ist: „Der Generator kann ein Raum sein, der Impulse junger, noch unbekannter Positionen aufnimmt.“ Geplant für 2024 sind Projekte über den jamaikanischen Musiker und Produzenten Lee „Scratch“ Perry und über Paula Strunden, die sich mit Extended Reality beschäftigt.

www.museumdermoderne.at 
Bilder: MdMS / Ilit Azoulay (1); Bettina Salomon (1); Hubert Auer (1); Fotosammlung des Bundes am Museum der Moderne Salzburg (1); Hugo Glendinning (1)